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Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)

Titel: Zurück in die Zwischenwelt (German Edition)
Autoren: Filomena Nina Ribi
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kann Strom erzeugt werden, Strom kann man in Licht transformieren, Licht anschließend in Wärme und so weiter und so fort. Lediglich die Energieform ändert sich.

Die Reisende
    D ie sanfte Brise hatte sich inzwischen in einen Wind der Stärke 7 verwandelt. Unsere Haare wirbelten in der Gegend herum und es war schwierig, überhaupt aufrecht zu stehen.
    Ich drückte Robs Hand noch mehr. „Also, bei drei springen wir tatsächlich“, sagte ich. „Wirklich! Gemeinsam!“
    „Klar, gehen wir! Ich freue mich riesig!“, rief Rob. Dann schrie er: „AAAAAAAAAAAAAHHHH!“
    „Was ist los?“
    „Nichts! Das wollte ich schon seit ein paar Stunden machen. Ich hab gerade zum ersten Mal in meinem Leben einfach losgeschrien – tut gut!“
    „Prima!“, rief Mona.
    „Der Wind ist extrem stark! Gehen wir noch ein Stück zurück und nehmen dann Anlauf“, rief ich.
    Mona ging ein wenig zur Seite und schaute entspannt zu, wie wir uns für den Anlauf positionierten.
    „Guuuuuut“, sagte ich langsam, „dann … Eins. Zwei. Dreeeeiii!“ Das letzte Wort schrie ich aus voller Kehle.
    Wir starteten gleichzeitig, rannten zu Kante hin und sprangen hoch hinaus in die Luft. Eine Windböe erfasste uns und hob uns noch einige Meter weiter nach oben. Ich spürte Robs starken Händedruck und gleichzeitig hörte ich ein Geräusch, das wie ein Kratzen auf Stein klang.
    Ich hatte lange gezögert, diese Entscheidung zu treffen – aus Angst. Ich wusste ja nicht, was mich erwarten würde. Ich war dabei, mein altes bekanntes Leben, meine „Sicherheit“, aufzugeben für ein neues, noch unbekanntes Leben. Niemand konnte mir garantieren, dass ich im nächsten Leben glücklicher, zufriedener oder gar innerlich ruhiger sein würde. Aber vielleicht gäbe es für mich die Möglichkeit, mein Gefühl von Unvollkommenheit aufzulösen. Denn ich fühlte mich immer noch so, als ob ein wichtiger Teil von mir fehlen würde.
    David war mit seiner Begleitung vom Fels gesprungen. Das bedeutete für mich, dass er ein neues Leben angefangen hatte – und dort, wo er hingegangen war, wollte ich auch hin. Ich kam mir vor wie eine „Stalkerin“: Er wusste nichts von mir, war ahnungslos, und ich verfolgte ihn bis über den Tod hinaus … Wer weiß, vielleicht würde ich ihn im nächsten Leben treffen – ich wäre nicht verheiratet, er auch nicht und wir könnten endlich zusammen sein. Ich war überzeugt, dass er meine Zwillingsseele war und wollte diese Chance, die sich mir hier anbot, unbedingt nutzen.
    Nach diesem Sprung würde ich David vielleicht erneut treffen, aber gleichzeitig hätte ich meinen Sohn Rob verlieren können. Das war mir bewusst und einer der einzigen Gründe, die mich fast dazu gebracht hätten, auf meiner Erde zu bleiben. Rob war auch ein Seelenverwandter: Wir verstanden uns prima, auch ohne Worte. Er war auf der Suche nach seinen Wurzeln und seinem Vater, ich war auf der Suche nach David. Beide waren wir suchend und irgendwie unzufrieden mit unserer Situation, das verband uns. Und so tief wie unser Bund war, war ich mir auch sicher, dass ich ihn irgendwann im nächsten oder übernächsten Leben wieder treffen würde.
    Plötzlich spürte ich einen starken Sog, der uns nach unten zog.
    „Hoffentlich sind wir nicht reingelegt worden!“, blitzte es mir durch den Kopf, als wir nun mit betäubender Beschleunigung fielen. Auf einmal bemerkte ich im Augenwinkel, wie etwas kleines neben uns ebenfalls in die Tiefe stürzte. Ich drehte mein Kopf und sah einen Welpen in der Luft zappeln.
    „Frida!“, schrie ich voller Freude.
    Frida schwänzelte, als sie realisierte, dass ich sie erkannt hatte.
    Dann drehte sich plötzlich alles um uns und tausende von Bildern erschienen gleichzeitig vor meinem inneren Auge: Eine karge Sandebene, dunkelgraue Gewitterwolken. Ein dunkler Abgrund in der Tiefsee. Schneeweiße Berge. Eine kleine grüne Insel im Meer. Ein rauschender Birkenwald. Eine komplett weiße Ebene. Rosarote Pfirsichblüten. Ein tosender Wasserfall. Die Gesichter vertrauter Menschen. Ich sah meinen Vater, meine Mutter, Sara, Rob und ein fremdes, aber mir zugleich doch auch bekanntes Gesicht. Ich war eine Möwe, die durch die Luft flog und sich ins Meer stürzte. Dann war ich ein Wimpelfisch in einem Schwarm. Plötzlich war ich eine Qualle, die pulsierte. Ich spürte Robs Händedruck nicht mehr.
    Ich sah ein Mädchen in einem farbigen Gewand durch eine Wüste gehen. Ich blickte auf abgemagerte Kühe und ein eingetrocknetes Flussbett. Ich flog
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