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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt
Autoren: Jude Deveraux
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gegen unseren Vater aufgelehnt, und er hat sie deswegen nur noch mehr geliebt. Wenn ich ihm dagegen einmal widersprochen habe, schickte er mich ohne Abendessen ins Bett.«
    Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Jetzt sind meine Eltern tot, und ich lebe allein in einem riesigen, düsteren alten Haus, und meine Schwester kommt nach Texas, um einen Ehemann für mich zu finden. Sie sagt, sie täte es aus Liebe zu mir. In Wirklichkeit tut sie es aus Mitleid. Ich tue ihr leid. Sie denkt, ich würde allein nie einen Ehemann kriegen, doch sie könnte mit ihrem Charme jemand dazu bringen, daß er mich nimmt.«
    Dann sah sie ihn scharf an. »Es ist kaum ein Jahr her, daß mein Vater gestorben ist. Zu seinen Lebzeiten hatte ich nie Gelegenheit, nach einem Ehemann Ausschau zu halten. Er sagte immer, er habe eine Tochter verloren, und werde, verdammt noch mal, dafür sorgen, daß er nicht auch noch die zweite verliert. Jetzt bin ich frei und fest davon überzeugt, daß ich einen Ehemann finden werde. Aber nicht bis nächste Woche, wenn Rowena eintrifft. Wenigstens keinen guten Ehemann. Dafür braucht man schon einige Zeit. Man muß ja jeden gründlich prüfen. Heiraten ist eine ernste Angelegenheit. Selbst wenn ich Rowena mit einem Mann am Arm entgegentrete, wie ich ihn mir wünsche, würde sie mich bemitleiden, weil es kein eleganter, rücksichtsloser Killer mit unbarmherzigem Blick und kantigem Kinn ist wie ihr Mann.«
    Unwillkürlich fuhr sich Cole mit der Hand übers Kinn. Besaß er ein kantiges Kinn? War er elegant? Verdammt, diese Frau machte ihn verrückt. Ware er wirklich ein rücksichtsloser Killer, dann wäre sie die erste, die er um die Ecke bringen würde.
    »Und nur um bei Ihrer schönen Schwester Eindruck zu schinden, wünschen Sie, daß ich mich zwei Wochen lang für Ihren Ehemann ausgebe?«
    »Ja, genau. Für diese zwei Wochen zahle ich Ihnen 5000 Dollar, und Sie werden in dieser Zeit natürlich in einem gemütlichen Heim wohnen und gutes Essen erhalten.«
    Das hörte sich ja so an, als wolle sie andeuten, daß er in einer Höhle lebte und sich von Würmern und sonstigem Dreck ernährte! Selbstverständlich hatte diese Pension mal ein Großreinemachen nötig, und vielleicht ließ das Essen auch einiges zu wünschen übrig. Aber er hatte doch auch schon mal in St. Louis in einem prächtigen Hotel gewohnt und erstklassig gegessen ... Na ja, da hatte er gerade einen gutbezahlten Auftrag erledigt und war dort geblieben, bis sein Geld zur Neige ging. Ihr kahlköpfiger Farmer hätte mit so viel Geld vielleicht etwas Vernünftigeres angefangen.
    »Nun?« fragte sie ungeduldig.
    »Miß Latham, ich fürchte, wenn ich zwei Wochen mit Ihnen zusammen leben müßte, würde ich hinterher wegen Mord aufgehängt werden - begangen an Ihnen.«
    Obwohl er sie mißtrauisch beobachtete, verriet sie keinerlei Gemütsbewegung - falls sie so etwas überhaupt kannte. »Damit wäre die Sache wohl erledigt. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und hoffe, daß Sie noch viele Jahre mit Ihren Kugeln rumballern können. Guten lag, Sir.«
    Damit verließ sie das Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Cole ging zu dem Wandschränkchen, holte eine Flasche Whisky heraus und nahm einen herzhaften Schluck. Was würde Miß Sauber und Ordentlich wohl dazu sagen, daß er schon am frühen Morgen zu trinken begann? Wahrscheinlich würde die lästige Person ihn nur strafend anblicken.
    Dann begab er sich ans Fenster, zog den Vorhang ein Stück zur Seite und sah sie draußen über die Straße gehen. Nicht ein Mann drehte sich nach ihr um. Sie war nun mal die unattraktivste Frau, die ihm je vor Augen gekommen war. Und doch hatte sie etwas an sich, das ihm unter die Haut ging.
    »Verdammt noch mal!« sagte er laut. In wenigen Minuten hatte sie es fertiggebracht, daß er sich als Versager fühlte. Er, Coleman Hunter, im ganzen Südwesten als ein Mann bekannt, mit dem man rechnen mußte! Ein Mann, der jede Frau im Lande haben konnte.
    Als er vom Fenster zurücktrat, sah er sich zufällig im Spiegel über der Kommode. Er drehte sich zur Seite, stellte sich gerade hin und zog den Bauch ein. Kein Bauch mehr zu sehen! Sein Leib war noch so flach wie am Tage seiner ersten Schießerei. Verärgert griff er nach seinem Hut und ging aus dem Haus.
    Vier Stunden später saß er auf der vorderen Veranda des Sheriffbüros und zerschnitzelte einen kleinen Holzstab, bis nichts mehr davon übrig war. Diese Frau war für ihn der reinste Unglücksrabe. Denn
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