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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung
Autoren: K. H. Scheer
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da­für ver­ant­wort­lich ge­we­sen. Die Spe­zia­lis­ten der welt­um­span­nen­den GWA da­ge­gen hat­ten fest­ge­stellt, daß die Ka­ta­stro­phe auf einen sorg­fäl­tig vor­be­rei­te­ten Sa­bo­ta­ge­akt zu­rück­zu­füh­ren war. Des­we­gen war al­so Ne­ben­werk »B« hoch­ge­gan­gen.
    Ich flog nach Wa­shing­ton, um die Un­ter­la­gen der GWA ein­zu­se­hen. In mir keim­te sehr bald der Ver­dacht, daß sich die Ex­plo­si­on nicht von un­ge­fähr er­eig­net hat­te.
    Da­mals, vor et­wa drei­zehn Jah­ren, hat­te ich erst­mals in vol­lem Um­fan­ge er­kannt, was sich hin­ter dem Be­griff GWA ei­gent­lich ver­barg. Über dem Por­tal des großen schmuck­lo­sen Be­ton­ge­bäu­des war nur ein klei­nes Mes­sing­schild an­ge­bracht, auf dem zu le­sen stand: »Ge­hei­me-Wis­sen­schaft­li­che-Ab­wehr«, in der Ab­kür­zung »GWA«.
    Ich hat­te ei­ni­ge Mit­ar­bei­ter die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on ken­nen­ge­lernt. Kei­ner der Män­ner war jün­ger als zwei­und­drei­ßig Jah­re ge­we­sen. Auf mei­ne Fra­ge hat­te man mir er­klärt, jün­ge­re Mit­ar­bei­ter kön­ne es nicht ge­ben, da die Grund­aus­bil­dung sich über min­des­tens zwölf Jah­re er­stre­cke.
    Schon we­nig spä­ter hat­te ich be­grif­fen, was das be­deu­te­te; und heu­te – nun heu­te war ich selbst ein Spe­zia­list der GWA im Ran­ge ei­nes Cap­tains.
     
    Ich grü­bel­te lan­ge über ver­gan­ge­ne Din­ge nach, was an sich nicht mei­ne Art ist. An­schei­nen hing das mit dem Ein­griff zu­sam­men, über des­sen Ge­fähr­lich­keit man mich nicht in­for­miert hat­te. Wahr­schein­lich hat­te die Sta­ti­ons­schwes­ter kei­ne spe­zi­el­len An­wei­sun­gen er­hal­ten, sonst hät­te sie nicht so of­fen dar­über ge­spro­chen. Oder war das nur ein Psy­cho­trick ge­we­sen? Si­cher­lich! In die­ser Kli­nik konn­te es un­mög­lich so schwer­wie­gen­de Ver­sa­ger ge­ben.
    Ich fühl­te, daß ein bis­si­ges Grin­sen über mei­ne Lip­pen husch­te. Mit ge­misch­ten Ge­füh­len dach­te ich an die­sen Pro­fes­sor Ho­ram, der mir of­fen­sicht­lich be­deu­tungs­vol­le Fak­ten ver­schwie­gen hat­te.
    Na­tür­lich hat­te er sei­ne Be­feh­le be­folgt; so, wie auch ich mich an An­wei­sun­gen zu hal­ten hat­te. Im­mer­hin hät­te man mir we­nigs­tens an­deu­tungs­wei­se mit­tei­len sol­len, daß die Ope­ra­ti­on zum un­heil­ba­ren Wahn­sinn füh­ren konn­te. War mein To­ben auf dem Ope­ra­ti­ons­tisch ei­ne Fol­ge­er­schei­nung da­von ge­we­sen? Fast sah es so aus. Die Vor­stel­lung er­schreck­te mich zu­tiefst.
    Ich wur­de im­mer un­ge­dul­di­ger, bis plötz­lich der Tür­sum­mer auf­klang. Die Kli­nik war kom­for­ta­bel aus­ge­stat­tet. Man hat­te nichts ver­ges­sen. Der Vi­si­tor­bild­schirm leuch­te­te je­doch nicht auf! Ei­ne Vor­sichts­maß­nah­me? Ich brumm­te ein mür­ri­sches »Her­ein«. Die Schie­be­tü­ren öff­ne­ten sich laut­los. Ich er­blick­te einen sehr großen, ha­ge­ren Mann. Er gab ei­ni­gen As­sis­ten­ten noch kur­ze An­wei­sun­gen, de­ren Wort­laut ich nicht ver­ste­hen konn­te. Dann trat er al­lei­ne ein.
    Pro­fes­sor Ho­ram hüs­tel­te und rück­te sei­ne Horn­bril­le zu­recht. Er be­müh­te sich sicht­lich, mei­nem ag­gres­si­ven Blick aus­zu­wei­chen. Ein ver­le­gen wir­ken­des Lä­cheln husch­te über sei­ne Lip­pen. Lang­sam kam er nä­her.
    »Wenn ich jetzt be­haup­te, Na­po­le­on der Ers­te auf dem We­ge nach Mos­kau zu sein – was wür­den Sie da­von hal­ten?« re­de­te ich ihn gruß­los an. Ich fühl­te, daß sich bei die­sen Wor­ten mei­ne Stirn rö­te­te.
    Mei­ne Re­ak­ti­on schi­en ihn kei­nes­falls zu ver­blüf­fen. Sein ver­ständ­nis­vol­les Schmun­zeln reg­te mich je­doch noch mehr auf.
    »Sehr gut! Sie ha­ben sich fa­bel­haft er­holt«, mein­te er ab­len­kend.
    »Ich bin aber Na­po­le­on«, be­haup­te­te ich ge­reizt. »Wol­len Sie et­wa leug­nen, daß Ih­nen der große Feld­herr un­be­kannt ist?«
    Ich steck­te die rech­te Hand in den Aus­schnitt mei­ner Py­ja­ma­ja­cke und starr­te ihn dro­hend an.
    Ho­ram fing an zu la­chen. Das schi­en den Rest sei­ner Ver­le­gen­heit zu be­sei­ti­gen.
    »Hö­ren Sie,
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