Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
Vom Netzwerk:
überraschend inspiziert. Um das Desertieren zu erschweren, durften wir weder Reisegepäck noch Zivilkleidung besitzen. Auch unser Äußeres, unsere Uniformen und unsere Waffen, wurde regelmäßig inspiziert. Wir exerzierten jeden Nachmittag, und jeden Sonntag mussten wir bei Regen und Sonnenschein im Dienstanzug antreten. Disziplinarvergehen wurden in der Regel mit Strafpunkten und Mitgliedschaft in der »Beat Squad« bestraft. Dies bedeutete in aller Regel, dass man mit Gewehr und Rucksack auf der Aschenbahn der Schule seine Runden drehen oder Schnee schippen oder Blätter zusammenrechen musste.
    Die SMA war eine alte, ausgesprochen traditionsreiche Schule. Ihre Kadetten hatten sich denen des Virginia Military Institute angeschlossen, als diese im amerikanischen Bürgerkrieg in der Schlacht von New Market gegen die Yankees gekämpft hatten. Major Thomas Dry, einer der Lehrer in Staunton, hatte bei der Invasion in der Normandie den Ausbruch der Alliierten aus Saint-Lô geleitet. Mit dieser Leistung hatte er sich die Congressional Medal of Honor verdient, und das auf die harte Tour. Frühere Schüler der SMA waren Senatoren, Admiräle, Generäle, Fliegerasse, Kongressabgeordnete und Chefs von Weltkonzernen – Menschen wie John Dean (im Watergate-Skandal nach anfänglicher Loyalität Hauptbelastungszeuge gegen Nixon) und Barry Goldwater (Republikanischer Senator und Präsidentschaftskandidat von 1964). Die SMA war eine Schule, die keine pädagogischen Kapriolen drehte, um es ihren Schülern recht zu machen. Man passte sich an oder man ging unter.
    Es ist bemerkenswert, dass an der Schule jeder eine Waffe trug und sie trotzdem kein Gewaltproblem hatte. Allerdings kam es gelegentlich vor, dass jemand Selbstmord beging. Dies passierte nicht, solange ich dort Kadett war, aber es gab eine Reihe von Nervenzusammenbrüchen, weil Jugendliche die Verhältnisse an der Schule nicht ertrugen. In unserem Kadettenslang hieß das Phänomen »durchdrehen«. Es passierte mehrmals pro Jahr. Der Betroffene wurde heulend aus seinem Zimmer geholt und vom diensthabenden Offizier auf die Krankenstation mit der Schulkrankenschwester gebracht. Am nächsten Tag wurde das Zimmer des Unglücklichen geräumt. Niemand sprach darüber, der Junge war bald vergessen. Wie gesagt, die SMA war ein harter Ort.
    Wohlverhalten wurde von der Schule belohnt. Wer als Kadett auf der Positivliste des Deans stand und lauter gute Noten hatte, musste nicht an den täglichen stillen Stunden des Selbststudiums teilnehmen. Eine oder zwei Stunden Freizeit pro Tag waren kostbar. In den Freistunden hing man rauchend in der Kadettenkantine herum. Die Kadetten brauchten eigentlich die schriftliche Erlaubnis der Eltern, damit sie Zigaretten kaufen durften, aber ich habe nie erlebt, dass jemand diese Erlaubnis sehen wollte. Also rauchten alle. Eine weitere Möglichkeit, dem militärischen Drill zu entkommen, war der Schulsport. Gute Sportler durften mittags trainieren und auf den Sportplätzen gab es keinen militärischen Blödsinn. Auch Auswärtsspiele waren eine willkommene Erholung vom Marschieren und Messingpolieren.
    Auf der SMA lernte ich sehr viel mehr, als ein Gewehr zu reinigen, eine Kompanie zu drillen oder meine Schuhe zu putzen. Wie man sich denken kann, werden junge Männer nicht auf Militärschulen geschickt, weil sie sich wie Musterknaben aufgeführt haben. Meine Mitkadetten waren ein vielfältig begabter Haufen. Man kann durchaus bezweifeln, dass es weise ist, 1200 gewitzte Jugendkriminelle auf dieselbe Schule zu schicken. Zu unseren Bataillonen gehörten Sprösslinge der besten Familien Virginias, Söhne von Watergate-Verschwörern, Kinder lateinamerikanischer Diktatoren und uneheliche Kinder von Filmstars. Auch Rowdys, Drogendealer und Vorbestrafte waren darunter.
    An der SMA lernte ich viele Fertigkeiten, die mir später bei den Navy SEALs nützlich waren: Wie man ein Schloss knackt, wie man die Zündung eines Autos kurzschließt und wie man eine perfekte Fälschung des eingeschweißten Führerscheins von New Jersey herstellt. Mit dem konnte man nämlich Bier kaufen, bevor man 21 war.
    Die SMA war in vielerei Hinsicht wie Stalag 17, das »ausbruchssichere« Lager, in dem die Nazis alliierte Offiziere mit Fluchttendenzen einsperrten. Als sie die Fluchtexperten in einem Lager konzentrierten, schufen sie jedoch eine »Ausbruchszentrale«. Wie furchtlose Kriegsgefangene schnitten auch wir Löcher in den Zaun, streiften unsere Uniformen ab und gingen in der

Weitere Kostenlose Bücher