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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Autoren: Rosie Wilde
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Sicherheitsfunktion zum Schutz gegen Unternehmensspionage?«
    Um die Mittagszeit gelingt es mir, Brent abzuschütteln, mich in einer Kabine im Damenklo einzuschließen und von dort aus Graham auf seiner Festnetznummer anzurufen.
    Er geht nach dem ersten Klingeln dran. »Ich warte schon die ganze Zeit auf dich.«
    »Ich kann nicht lange reden«, flüstere ich, und obwohl Graham zu Hause ist, flüstert er ebenfalls.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Bestens. Phoebe hat heute Morgen den ganzen Laden hier zu sich einbestellt und uns mitgeteilt, in den nächsten drei Monaten stünden keine personellen Veränderungen an. Sie will eine Betriebsprüfung durchführen. Aber was ist mit dir?«
    »Sie hat mir angeboten, mich an ihrer Seite arbeiten zu lassen, Liebes. Da schien mir der vorgezogene Ruhestand die beste Option zu sein.« Aus dem Hintergrund ertönt Gebrüll. »Außerdem habe ich auf diese Weise mehr Zeit für die Enkel«, fügt Graham ohne viel Begeisterung hinzu. »Bleibst du am Platz?«
    »Wie es aussieht, gehe ich nach New York.«
    »New York?«
    »Hmm. Sie will uns stärker mit der US-Zentrale vernetzen.«
    »Mich laust der Affe.« Im Hintergrund höre ich einen dumpfen Schlag und klägliches Gejammer. »Ich muss aufhören, Liebes. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Ich bin voll und ganz darauf gefasst, die Nacht durchzuarbeiten,
doch um sechs steht Phoebe bei mir auf der Schwelle und beordert Brent, sich mit ihr eine Penthousewohnung in Chelsea Harbour anzusehen. Aus irgendeinem Grund habe ich es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Stephen arbeitet heute sowieso länger, weil sie einen neuen Fall hereinbekommen haben (er hat mir nicht viel darüber erzählt, weil es streng geheim ist. Ich weiß nur, dass es seiner Meinung nach gravierende Auswirkungen auf die Traktorreifenbranche haben könnte). Daher schwinge ich mich in einen Bus und fahre zu Carolyn.
    Sie wohnt in einer von Bäumen gesäumten Straße in Fulham, in einem winzigen Reihenhaus aus Backstein, das ein Heidengeld gekostet hat. Dass das Viertel hier teurer ist als Southfields, sieht man daran, dass links und rechts von den meisten Haustüren schmuck in Form gestutzte Bäumchen stehen und die Besitzer im Sommer die Blumenkästen mit diesen Minikohlköpfen füllen. In jedem dritten Haus sind Handwerker zugange.
    Carolyn macht mir auf; sie hat sich ein Musselintuch mit einem kleinen Bündel darin um die Schulter geschlungen - Maisie, ihre vier Monate alte Tochter. Beide sind von Kopf bis Fuß in lässig-schicke Modelle von Boden eingekleidet: Carolyn in Moleskin-Jeans und eine Jerseybluse, Maisie in niedlichen Schlabberlook aus Kordsamt. Ich zwänge mich in ihrem Gefolge an dem roten Kinderwagen von Bugaboo vorbei, der einen Großteil des engen Flurs für sich beansprucht.
    In der Küche, die sie letztes Jahr mit cremefarbenen Einbauteilen von Smallbone komplett neu gestaltet haben - ein Glück, dass ich nicht zur Gattung Neidhammel gehöre -, erzähle ich Carolyn von meinen aufregenden Aussichten auf
New York, was sie mit einem kleinen Freudenschrei quittiert. »Wahnsinn! Das ist ja fantastisch.«
    Es rührt mich, dass Carolyn sich offenbar ehrlich für mich freut, ungeachtet der Tatsache, dass sie ihren gut dotierten Job als Finanzanalystin bei einer großen Londoner Bank aufgegeben hat. Bereits eine Woche nach ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz hatten sie selbst und ihre Milchpumpe den Dienst nämlich wieder aufgekündigt. Ein Glück für Carolyn, dass ihr Mann weiterhin als gut dotierter Finanzanalyst für eine große Londoner Bank tätig ist.
    »Nächste Woche soll es also schon losgehen«, ruft sie schrill, schenkt mir ein Glas Wein ein und macht sich selbst einen 100% naturbelassenen Kräutertee von Red Zinger. »Was ist mit deinem Visum?«
    »Phoebe hat Beziehungen«, erläutere ich. »Offenbar kriege ich eine Green Card der absoluten Extraklasse.«
    Carolyn sieht mich voll Hoffnung an. »Das heißt, du fliegst nach New York?« Alte Freunde haben ihr Gutes, zweifelsohne. Aber sie kennen auch deine Schwachstellen.
    »Nein. Da müssen wir uns noch was anderes ausdenken.«
    Minuten später halte ich einigermaßen ungeschickt Maisie im Arm, die hinreißend speckig ist und nach Johnson’s Babyshampoo riecht, und Carolyn stürzt sich ins Internet. Wochenlang hatte ich Mordsschiss, das Baby auf den Arm zu nehmen, und auch jetzt verrät mein im 90-Grad-Winkel abgeknickter Ellbogen meine Nicht-Mutterschaft. Maisie streckt ihre knubbeligen Beinchen von sich,
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