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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elisabeth Hering
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anderes wird von ihr verlangt, als dass sie ihrem Gatten gehorsam sei. Denn er ist ihr Leiter und Lenker, was sie nach seinem Willen tut, wird ihr nicht angelastet, und nur, wenn sie sich ihm widersetzt, ist ihr die Höllenpein sicher.
    Nun, Boreiha hatte nur ein einziges Mal versucht, sich ihm zu widersetzen. Ach, sie war noch ein halbes Kind gewesen, als er sie heiratete, und war ohne Vater aufgewachsen. Ihr Oheim und Vormund aber hatte sich um die Witwe und die Tochter seines Bruders viel zu wenig gekümmert. Schlechtigkeit war es also bestimmt nicht gewesen, nur etwas weibliche Neugier, die sie verführt hatte, gegen seinen Willen das Haus zu verlassen.
    Und wie sie gezittert hatte, als er plötzlich vor ihr stand und sie vor der Haustür ertappte, da sie doch seine Rückkehr so früh nicht erwartet hatte.
    In seinen Zorn schon hatte sich Mitleid gemischt, als er sie an der Hand fasste und wortlos hinter sich her zog. Aber darf man sich von Mitleid bewegen lassen, nicht das zu tun, wozu man verpflichtet ist? Lag doch auf ihm die Verantwortung für die Seele dieses Geschöpfes.
    Nie wird er zu bereuen haben, dass er damals so hart zuschlug, dass er sie dann ihrem Schmerz und ihrem Kummer überließ, indem er sie bis zum nächsten Morgen in einer Kammer einschloss. Denn dieses Erste blieb auch das letzte Mal, dass er die Hand gegen sie erheben musste.
    Als er sie tags darauf zum Frühgebet holte, war sie noch ganz verstört, und ihre Stimme war kaum zu hören. Aber sie fiel auf die Knie und verbeugte sich bis zum Erdboden, und nach der letzten Niederwerfung musste er sie an der Schulter fassen, denn sie erhob sich nicht von selber. »Bring den Koran!« sagte er. Sie brachte ihn. »Schlag auf die Sure ›Die Frauen‹!« Sie stand vor ihm wie leblos, nur ihre Finger zitterten. Er nahm ihr das Buch aus den Händen, schlug es auf, reichte es ihr zurück, sagte streng: »Lies den vierunddreißigsten Vers!«
    Sie griff nicht nach dem Buch.
    »Du gehorchst mir nicht?«
    Unter dem drohenden Ton seiner Stimme zuckte sie zusammen.
    »Ich kann nicht lesen«, antwortete sie kaum hörbar.
    »Nun, dann hör zu!«
    Auswendig, Wort für Wort langsam und überdeutlich aussprechend, sagte er, indem er den Blick fest auf Boreiha gerichtet hielt: »Die Männer stehen über den Frauen, weil Allah sie vor diesen ausgezeichnet hat, und wegen der Ausgaben, die sie von ihrem Vermögen für sie gemacht haben. Und die rechtschaffenen Frauen sind demütig ergeben, dem Willen ihres Mannes gehorsam auch in seiner Abwesenheit, weil Allah auf das Verborgene acht hat. Und wenn ihr fürchtet, dass eure Frauen sich gegen euch auflehnen, so vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie. Wenn sie euch daraufhin wieder gehorchen, so unternehmt weiter nichts gegen sie.«
    Hier hielt Abu Hafs inne. »Hast du diese Stelle nicht gekannt?« »Diese nicht und keine andere.«
    Da ergriff ihn ein tiefes Erbarmen mit der in so großer Unwissenheit Aufgewachsenen. Er nahm sie auf den Arm und trug sie aufs Lager. »Allah ist einer«, betete er, »er ist allgewaltig. Er ist nicht gezeugt und hat nicht gezeugt. Ihm gleich ist keiner. Wende, o Allah, den Teufel ab von uns und von dem, was du uns bescherst!«
    Ganz reglos lag sie da, wie ohne eigenes Leben, und ließ alles mit sich geschehen. Und ihm war, als machte er sie nun erst sich ganz zu eigen. Aus dieser Umarmung ging ihr erster Sohn hervor, dem er den Namen Hafs gab. Und seither ließ er sich nicht mehr anders nennen als Abu Hafs, Vater des Hafs, glücklich darüber, dass er nun diesen Ehrennamen tragen und den Namen Abdallah, den sein Vater ihm gegeben hatte, nun in Vergessenheit geraten lassen konnte, denn keiner seiner Freunde und Verwandten würde ihn nun noch so nennen.
    Boreiha lernte von ihm lesen und schreiben. So eifrig war sie darin, dass sie den ganzen Koran abschrieb. Er hatte das zwar nicht von ihr verlangt, aber sie wusste, dass es ihn freute. Sie verließ das Haus nur zu den großen Festen, und auch nur, um tief verschleiert in die Moschee zu gehn. Sie unterließ es, die Lieder zu singen, die sie von ihrer Amme gelernt hatte, weil sie merkte, dass sie ihrem Mann missfielen, obwohl er ihr das Singen niemals ausdrücklich verboten hatte. Auch der Prophet (gelobt sei er in Ewigkeit!) hatte ja kein ausdrückliches Verbot gegen Dichtung und Gesang erlassen, sondern nur gesagt, die Dichter seien die Fahnenträger auf dem Weg zur Hölle.
    Nein, auch im Hinblick auf Boreiha konnte sich Abu Hafs
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