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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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geboten. Sie wollten Summer hierherbringen. Sie sind aber noch nicht da.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Zwanzig Minuten.«
    Joe schlug die Bettdecke zur Seite.
    Kenny beugte sich vor und legte ihm die Hand auf die Schulter, damit er liegenblieb. »Was willst du?«
    »Ich muss hier raus.«
    »Der Arzt hat aber gesagt …«
    »Jetzt habe ich alles begriffen.« Joe stellte den unverletzten Fuß auf den Boden. »Krücken!«
    »Dein Hintern hängt …«
    »Verflucht! Dann besorg mir Klamotten. Und beeil dich!«
    Zu Kennys Ehrenrettung musste man sagen, dass er genau das tat. »Wir werden dich aus dem Krankenhaus unter Gewaltanwendung befreien müssen, das weißt du hoffentlich.«
    »Hast du mich nicht gehör? Ich habe gesagt, mir ist jetzt alles klar.«
    Kenny reichte ihm mit ausdrucksloser Miene die Krücken. »Ja.«
    »Es ist nicht Camille.«
    Kenny sah ihn ungläubig an, dann atmete er langsam aus. »Ich hab’s gewusst.«
    »Hol mich hier raus, ich erzähle dir alles auf der Fahrt.«
    »Und was willst du tun?«
    »Red das Leben retten.«

26
     
    Welche Ironie, dass sie Joe schließlich gestanden hatte, dass sie ihn liebe, und er ohnmächtig geworden war, ehe er es hatte hören können. Summer fasste es einfach nicht. Sie musste ihn unbedingt sehen, aber als sie aus dem Fenster des Autos ihrer Tante blickte, runzelte sie die Stirn. Sie bogen in die Richtung des ausgebrannte Lagerhauses ab anstatt zum Krankenhaus. »Wohin fahren wir?«
    Tina beendete ihr Handygespräch mit Bill, schaltete den Motor aus, blickte ernsthaft auf ihre Schwester, die neben ihr saß, dann auf ihre Nichte auf dem Rücksitz. »Ich will erst das hier zu Ende bringen.«
    »Was zu Ende bringen?«
    »Bill hat vorgeschlagen, es hier zu erledigen, und ich glaube, er hat recht. Es ist alles bekannt.« Tina schloss die Tür und ging auf das abgebrannte Lagerhaus zu. Weil sie noch nicht entschieden hatten, ob sie es wiederaufbauen oder etwas anderes mieten sollten, waren noch keine Arbeiten ausgeführt worden.
    Camille stieg aus und warf Summer einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und folgte Tina.
    »Verdammt noch mal«, sagte Summer zu niemandem und stieg ebenfalls aus, gerade als ihr Handy klingelte. Joe war dran. »Mein Gott, Joe, geht’s dir gut?«
    »Ja. Red, hör mir zu.« Es schien dringend zu sein. »Sag mir genau, wo du bist.«
    »Am Lagerhaus, wenn du’s glauben kannst. Wir waren auf dem Weg ins Krankenhaus und wollten dich besuchen, da hat Tina angehalten und sich mit meiner Mutter gestritten.«
    »Bin schon unterwegs«, antwortete er knapp. Mit seiner Fire-Marshal-Stimme.
    »Aber ich dachte …«
    »Wo sind Tina und deine Mutter?«
    »Drinnen, glaube ich. Mutter?«, rief sie, als sie die zerstörte Lücke betrat, wo einst die Vordertür gewesen war. Alles war rußgeschwärzt und schmutzig, und Summer vergaß den früheren Brand, vergaß auch Joe, denn ein schreckliches Déjà-vu-Erlebnis überfiel sie.
    An jenem längst vergangenen Tag, als sie voll Verzweiflung durch das Lagerhaus lief, um zu ihrem Vater zu gelangen, wäre sie im Rauch fast erstickt. Sie hatte es genau bis zu der Stelle geschafft, an der sie jetzt wie angewurzelt stehenblieb, während sich ihr Atem beschleunigte. O Gott, nicht jetzt. »M…mom?«
    »Hier oben.«
    Summer hob den Kopf und blickte zum Dachspeicher hinauf. Rings um sie herum ausgebrannte Mauern und Ruß. Das Geländer der Treppe war völlig weg, die Treppe selbst schien allerdings noch heil zu sein.
    Als sie die Augen schloss, konnte sie die Flammen hören. Konnte die Hitze spüren, die sie versengte. Konnte den Rauch riechen. Sie bekam Luftnot. »Das gefällt mir nicht«, sagte sie zu sich selbst und folgte, das Handy noch in der Hand, ihrer Mutter und ihrer Tante.
    Die Nord- und die Ostmauer des Dachspeichers waren versengt. Von der Süd- und der Westmauer standen nur noch die Pfeiler aus Holz, wodurch sich ein Blick nach unten auf das Hauptgeschoss bot. An manchen Stellen, dort, wo der Boden teilweise eingestürzt war, konnte man bis hinab in den Keller sehen.
    Camille und Tina standen mitten im Raum, genau dort, wo früher Tims Schreibtisch gestanden hatte. Weil ihr leicht schwindlig wurde, sah Summer nicht nach unten. »Was geht hier vor?«
    Camille sah Tina an.
    Tina ergriff die Hand ihrer Schwester. »Es ist an der Zeit, das herauszufinden.«
    Camille wirkte besorgt. »Tina …«
    »Ich liebe dich, Camille.«
    Camille kamen die Tränen. »Ich dich auch. Ich nehme an, du hattest einen guten Grund,
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