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Zottelkralle

Zottelkralle

Titel: Zottelkralle
Autoren: Cornelia Funke
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Mutter hinter ihm hergestürzt, den scheußlichen Speer hin- und herschwenkend. In letzter Sekunde sprang die Tür auf und Zottelkralle schoss ins Freie. Fluchend hopste er die Treppe hinunter. »Elende, hinterhältige Nacktschnecken, ihr!«, kreischte er dabei noch einmal. »Gemeingefährliche, glitschig grässliche Glubschaugen, ihr!« Dann war er im Gebüsch verschwunden.
    Kallis Mutter tauchte samt Speer in der Haustür auf und sah sich suchend um. Ein paar endlose Augenblicke stand sie so da, während Zottelkralle ihr aus dem Gebüsch Fratzen schnitt und die Zunge rausstreckte. Dann trat sie zurück ins Haus, und rums!, flog die Haustür zu.
     

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9

    Gebrochen an Leib und Seele rappelte Zottelkralle sich auf und lugte aus seinem Versteck.
    »So eine Schande!«, knurrte er. »So eine schimmlige Schande!«
    Aber was das Schlimmste war, es war nicht das klitzekleinste bisschen Essen in Sicht. Die Dose mit den kostbaren Wurmvorräten war unerreichbar. Fluchend kratzte sich Zottelkralle den schmerzenden Schwanz. Was nun? Der Schuppen und seine Höhle waren endlose Monstermeter entfernt. Wie sollte er bei Tageslicht dorthin kommen? Ohne dass diese verrückt gewordene Nacktschnecke ihn doch noch aufspießte? Zottelkralle wusste genau, dass es da nur eine Möglichkeit gab. Er musste sich einen Tunnel graben. Bis zu seiner Höhle. Aber er hatte keine Lust. Überhaupt keine Lust!
    Klatsch!, platschte ihm ein kalter Regentropfen mitten auf die Nase. Und dann noch einer. Und noch einer. Zottelkralle stöhnte. Auch das noch! Er hasste Regen. Ekligen, kalten Regen. Fast so sehr wie Tunnel graben. Das war Schwerstarbeit und er war nun mal ein faules Monster. Aber was half es?
    Knurrend, spuckend und schimpfend machte er sich an die Arbeit. Und schon bald waren da, wo er eben noch gehockt hatte, nur noch ein Loch und ein kleiner Erdhaufen zu sehen.

    Zottelkralle grub und grub. Und schimpfte auf die Menschen. Auf die hinterhältigen Menschen, die ihre Monstergäste an den Schwänzen packen und mit Speeren zur Tür hinausjagen. Auf die treulosen Menschen, die ihrem Monsterfreund nicht helfen, nur, weil er ein bisschen herumgeschmiert hat. Wie niederträchtig! Wie erbärmlich! Einfach hundefurzig, katzenkratzig gemein! Ja, das waren sie.
    Zum Glück begegnete Zottelkralle ein paar Würmern bei der endlosen Buddelei. Und mit jedem Wurm, den er fraß, ging es ihm etwas besser.
    Aber dann musste er wieder an den kleinen Menschen denken, der ihm nicht das allerkleinste bisschen gegen die fiese Nacktschnecke geholfen hatte. Und vor Wut hätte er sich ein Loch ins Fell beißen mögen.
    Als Zottelkralle endlich durch die Wand seiner Höhle stieß, seufzte er glücklich. Obwohl sein Magen scheußlich knurrte und seine vier Arme von dem elenden Gebuddel wehtaten.
    Todmüde ließ er sich auf die weichen Pullover plumpsen.
    Die Menschen sind ekelhaft, dachte er. Aber ein paar von ihren Sachen sind trotzdem schneckenschleimschaurig schön.
    Eine Spinne ließ sich an ihrem Faden von der Höhlendecke herunter, aber Zottelkralle war zu müde, um sie zu fressen.
    Grunzend rollte er sich zusammen und schlief auf der Stelle ein.

    »Siehst du, ich hab recht gehabt«, flüsterte Trüffelzahn. »Er ist wieder zurück. Ganz schön dick ist er geworden.«
    Zottelkralle öffnete die Augen und sah seine zwei Nachbarn vor sich stehen. »He, Zottelkralle«, sagte Stinkefell. »Wo bist du gewesen? Wir dachten schon, der Hund von nebenan hätte dich gefressen.«

    Gähnend setzte Zottelkralle sich auf. »Ich bin im Menschenhaus gewesen«, sagte er und kratzte sich den Bauch.
    »Im Menschenhaus?« Sprachlos sahen seine Erdmonsternachbarn ihn an.
    Trüffelzahn fand als Erste die Sprache wieder. »Kann dir dort nicht schlecht gegangen sein«, sagte sie und tätschelte Zottelkralles Bauch.
    »Es war wunderbar«, prahlte Zottelkralle und räkelte sich. »Aber schließlich wurde es langweilig. Außerdem waren meine Regenwürmer alle.«
    Missbilligend schnüffelte Stinkefell an seinem Fell. »Pfui Mäusedreck, du riechst ja ganz abscheulich nach Seife.«
    »Eine ganze Flasche davon habe ich getrunken!« Zottelkralle verdrehte genüsslich die Augen. »Ahh, krabbelkäferköstlich war das. Wanzenwonnig wunderbar. Hm!«
    Die anderen beiden schüttelten sich.
    »Na, ich seh schon«, sagte Trüffelzahn. »Du bist noch genauso verrückt wie vorher. Hast du Lust, auf ein paar Kellerasseln mit rüberzukommen? Ich halte den Geruch in deiner Höhle nicht länger
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