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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition)
Autoren: Colette McBeth
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anzulocken. Vor mir geht eine Gruppe von Mädchen, die auf High Heels stöckeln, keine Mäntel tragen. Spüren sie die Kälte nicht? Manchmal lacht eine von ihnen. Die Nacht ist voller Erwartungen. Verschmiertes Make-up und Enttäuschung werden später kommen.
    Zwischen den Miniröcken und Satinblusen wirkt meine Berufskleidung deplatziert. Und ich erkenne, dass ich hier nicht mehr dazugehöre. Jonny und ich gehen in Pubs. Wir reden miteinander. Du neckst mich damit, Clara. Du sagst, dass ich mich benehme wie eine Frau mittleren Alters und keinen Spaß mehr habe, aber das stimmt nicht. Jonny und ich sind miteinander glücklich, wir brauchen nichts anderes. So war’s bei uns früher auch, Clara.
    Ich sehe die Cantina Latina gegenüber dem Sea Life Centre neben einer Fish-and-Chips-Bude. Als ich näher komme, fallen mir die Türsteher auf, die wie zwei dicke, kahle Säulen zu beiden Seiten des Eingangs postiert sind.
    » Abend«, sagt der Kleinere mit goldblitzendem Lächeln. Er zieht die Tür auf, und ich bin drinnen.
    Die Luft ist flüssig. Klebrig. Sie läuft mir den Rücken hinab, sickert in meine Poren. Der Wechsel von draußen kommt so jäh, dass mir schwindlig wird. Ich versuche, mich zu konzentrieren, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, aber mein Blick kann nichts festhalten. Der Raum ist ein Meer aus blauen und rosa und grünen Tischlaternen und bunten Lichterketten, die mal scharf, mal unscharf sind. Ich taste nach dem nächsten Tisch, um mich abzustützen. Ich weiß, dass du mich nicht hier mit den beiden allein lassen wirst. Trotzdem möchte ich kehrtmachen, zu dir fahren und dich aus deinem Krankenbett zerren, nur um sicherzugehen. Das Einzige, was mich daran hindert, ist meine zum Platzen volle Blase. Und auf der Toilette, wo ich darauf warte, dass die Mädchen, die zu zweit eine Kabine benutzen, herauskommen und frischen Lipgloss auftragen, halte ich mir selbst eine Strafpredigt. Sie kommt garantiert, sie würde es nicht wagen, nicht zu kommen. Bestell dir einen Drink. Relax. Das hast du immer gesagt, nicht wahr? » Relax, Rachel.« Also befolge ich deinen Rat.
    Ich warte an der Bar. Es gibt keine richtige Schlange, mehr einen Mob, der danach plärrt, bedient zu werden. Ich kann einen Bauch an meinem Rücken spüren, weich und breit. Er schiebt und schubst mich und hat eine Stimme, die über meinen Kopf schreit. » Beck’s, Kumpel!«, ruft sie dem Barkeeper zu, der einen anderen Gast bedient und nicht mal aufsieht. Die Stimme versucht es erneut, diesmal lauter, zorniger. Dann bricht das Schreien ab und geht in ein Jaulen über, das von einem Hund stammen könnte. Der Absatz einer meiner Louboutins hat einen Fuß gefunden und bohrt sich hinein. Es muss seiner sein. Du hast mir erklärt, es sei verrückt, so viel für sie zu bezahlen. Ich wusste schon immer, dass sie ihr Geld wert sind. Der Barkeeper sieht erst mich, dann den Mann hinter mir an, und ich blinzle ihm zu.
    » Einen Peach Bellini, bitte.«
    » Die Happy Hour endet …«, er sieht zu der Uhr über der Bar auf, » … in zwei Minuten. Wollen Sie gleich zwei?« Das Haar des Barkeepers umgibt seinen Kopf wie eine Wolke: dicht und lang und bauschig gelockt.
    » Was anderes wäre wohl unhöflich.« Ich lächle. Der Mann hinter mir hat wieder zu schreien angefangen. Er wird die Happy Hour verpassen. Und ich denke, dass er das weiß.
    Ich nehme meine Bellinis und zwänge mich an der Bar entlang aus der Menge. Ich leere das erste Glas in wenigen Minuten und warte darauf, dass der Alkohol meine Kanten glättet. Ich atme durch. Tief. Meine Schultern werden lockerer, die Anspannung in meinem Kopf lässt allmählich nach. Ich sehe mich um, suche dich an den Tischen, in den dunklen Ecken des Raums. Ich behalte den Eingang im Auge. Ich bilde mir unzählige Male ein, deine Gestalt hereinkommen zu sehen, nur um erkennen zu müssen, dass es jemand anderes ist.
    Als ich erneut versuche, dich anzurufen, werde ich von einer Stimme unterbrochen, die so laut ist, dass sie durch den Raum donnert und die Musik übertönt. Plötzlich bin ich wieder in der St. Gregory’s School, und diese Stimme, die über den Schulhof hallt, macht mich klein und unbedeutend.
    Ich drehe mich um und sehe sie und bin plötzlich froh, dass ich gekommen bin. Sarah Pitts, das hübscheste Mädchen der Schule, hat sich ein paar Kleidergrößen in die falsche Richtung entwickelt. Ich lache in mich hinein, weil ich mich daran erinnere, wie sie steif und fest behauptete, Eiscreme hätte
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