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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition)
Autoren: Colette McBeth
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zusammengepasst«, sage ich. » Ich hatte das Gefühl, sie von früher zu kennen, als seien wir immer schon dafür bestimmt gewesen, Freundinnen zu sein.« Ich mache eine Pause, dann schlage ich mit der flachen Hand auf den Tisch. » Gott, hört euch das an, ich rede wie jemand aus einem Groschenroman.«
    Es stimmt aber, denn schon damals wussten wir, dass wir etwas Seltenes besaßen, eine Kostbarkeit, die wir bewahren mussten. Wir waren zwei fehlende Teile eines Puzzles. Gemeinsam ergaben wir einen Sinn.
    Ich beobachte, wie Sarah lacht, höre zu, wie sie redet und redet und redet. Jetzt da sie in Fahrt ist, wird mir bewusst, dass sie sich vor mir in Acht genommen haben muss wie ich vor ihr, obwohl ich nicht weiß, weshalb. Ich beiße schließlich nicht.
    Während sie redet, behalte ich den Eingang im Auge und kann bald nicht mehr zählen, wie oft ich auf mein Handy sehe oder den Raum nach deinem Gesicht absuche. Ich kann nicht verstehen, warum du nicht anrufst oder ans Telefon gehst. Ich frage mich, ob du mir einen Streich spielen willst, indem du mich einen Abend mit ihnen durchleiden lässt. Aber komm, und sieh mich jetzt an, Clara – letzten Endes bin ich doch nicht so sel bstgerecht . Ich kann mit ihnen genauso gut auskommen wie du.
    Wir leeren die endlosen Krüge mit orangeroten Sommercocktails, die der Kellner uns bringt. Der Alkohol nimmt meiner Wahrnehmung die Schärfe, beruhigt mich, und ich erreiche einen Punkt, an dem ich mich dem Abend ergebe und begierig Tratsch über Leute aus der Schule aufsauge: wer vier Kinder von verschiedenen Männern hat, wer eine Glatze bekommt, wer reich geworden ist. Sogar Debbie scheint aufgetaut zu sein. Erst als die rosa und orangeroten und grünen Lichter auf den Tischen zu einem Kaleidoskop aus Farben verschwimmen, stehe ich auf, um zu gehen.
    » Ausgeschlossen.« Sarah sieht auf ihre Uhr. » Das darfst du nicht.« Mich überrascht, wie kräftig ihr Griff ist. Vielleicht sieht sie meine Überraschung, denn der Griff lockert sich. » Ich meine, es ist erst zehn Uhr, und Clara hat uns versprochen, dass sie noch kommt. Musst du nicht auf sie warten?« Mir wird bewusst, dass ich zu der Treppe geschoben werde, die in einen mir unbekannten Keller führt.
    » Komm schon, wir haben noch nicht mal einen Song lang getanzt.«
    Im nächsten Augenblick sind wir in den Katakomben des Gebäudes, wo die Decken zu niedrig und die Bässe so laut sind, dass sie meine Kehle erzittern lassen.
    » Hier, trink das«, sagt Debbie, die von der Bar zurückkommt. Sie gibt mir ein Schnapsglas und bleibt wachsam bei mir stehen, als rechne sie damit, dass ich den Inhalt in die Yucca neben uns schütte. Ich tue wie geheißen und kippe das Zeug. Tequila. Ich würge, als er mir in der Kehle brennt. Er schmeckt nach Freitagabenden als Teenager und schickt Flammen durch meinen Körper. Ich möchte mich hinsetzen, einen Platz finden, an dem ich die Augen zumachen kann, aber ich werde auf die Tanzfläche geschleppt, wo Beyoncé singt und Sarah und Debbie mit den Hüften wackeln und mit den Armen wedeln. Meine Beine scheinen sich von selbst zu bewegen, also mache ich wer weiß wie lange mit, bis sie unter mir nachgeben und ich den Abend aufgebe. Und dich aufgebe.
    Sarah versucht, mich zum Bleiben zu überreden, aber der Versuch ist halbherzig. » Weiß nicht, was mit Clara passiert ist«, sagt sie undeutlich.
    » Ich auch nicht, aber ich werd’s erfahren. Ich soll bei ihr übernachten.« Ich ziehe meinen Mantel an, knöpfe ihn gegen die Kälte draußen zu.
    » Sag ihr, dass sie mich anrufen soll«, sagt sie und hält sich ein imaginäres Telefon ans Ohr. Ihre Füße haben Mühe, das Gewicht ihres Körpers zu tragen. » Und wir müssen uns bald wiedertreffen.« Sie gibt mir einen Kuss mit Zitrone und Tequila.
    Draußen rieche ich das Meer. In der Luft liegen Kälte und Salz. Ich rufe dich noch mal an, und als du nicht abhebst, gehe ich den Kai entlang, um mir von der blau-weißen Bude eine Portion Pommes frites zu holen – genau wie früher. Die Stühle stehen schon auf den Tischen, nur an einem nicht, an dem ein Teenagerpärchen mit von Alkohol verschleiertem Blick sitzt und aneinandergekuschelt Händchen hält. Der Kerl, der mich bedient, ist nicht viel älter als die beiden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine Freundin hat. Sein Gesicht ist pockennarbig und von Mitessern übersät. Klar, das ist nicht seine Schuld, aber es ist nichts, was man sehen möchte, bevor man isst. Ich versuche zu
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