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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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sofort klar, dass er sich und die Firma schützen musste. Er nahm Kontakt zu Asterion auf, und Huntington schlug ihm den Plan mit der chiroplastischen Operation des Obdachlosen vor.«
    »Und was hat er über die Firma gesagt?«, fragte Jutta Beyer. »Was ist aus all den Babys geworden?«
    »Massicotte war entsetzt, als die NATO beschloss, die Sektion unmittelbar nach dem Fall der Sowjetunion zu schließen. Ihm war bewusst, dass die Ergebnisse jahrelanger Spitzenforschung in den unterschiedlichsten medizinischen Bereichen verloren gehen würden, wenn sich keiner der Sache annähme. Außerdem handelte es sich schließlich um eine vorzügliche Geschäftsidee. Viele Organisationen, sogar Nationen würden teures Geld für rücksichtslose militärische und industrielle Führungskräfte ausgeben, denen das viel diskutierte Empathiegen fehlt. Generell wurden bei den Opfern alle Anlagen minimiert, die für die Entwicklung des Einfühlungsvermögens, der Nachdenklichkeit, des poetischen Empfindens und ähnlicher Nebensächlichkeiten zuständig sind. Man kann nicht behaupten, dass sich die Welt zu mehr Humanismus und Mitmenschlichkeit hin entwickelt. Dieser Menschentypus, der in der Fabrik geschaffen wurde, sollte die Zukunft bestimmen und dem Westen die Chance geben, China Paroli zu bieten. Aber was aus den Kindern geworden ist, wissen wir nicht. Eine genauere Untersuchung der ausgebrannten Fabrik auf Capraia ist bereits im Gang, und wir haben sogar schon einige vorläufige Ergebnisse. Es gibt keinerlei Spuren menschlicher Überreste. Was bedeutet, dass die Mitarbeiter auf der Insel Ws Bombe höchstwahrscheinlich gefunden und das Gebäude umgehend evakuiert haben. Weswegen es leider möglich ist, dass die Fabrik nur an einen anderen Ort verlegt worden ist. Aber sollte das der Fall sein, wissen natürlich Massicotte und Barnworth, wohin. Und dann werden wir es aus ihnen herausbekommen, da bin ich mir sicher. Das Wichtigste ist, dass bei der Explosion niemand getötet wurde. Aber es ist eine Tatsache, dass die Zukunft der in der Fabrik eventuell gezeugten Kinder in keiner Weise vorhersehbar ist. Zum Glück gilt noch, was Massicotte selbst gesagt hat: Das Leben ist schließlich immer noch ein Mysterium.«
    »Erbanlage oder Umwelt«, sagte Arto Söderstedt. »Die klassische Frage, auf die wir hoffentlich nie eine endgültige Antwort bekommen werden. Sind diese Kinder von Capraia dazu verdammt, empathielose Psychopathen zu werden? Werden sie Fliegen die Beine ausreißen, wenn sie fünf Jahre alt sind? Werden sie nur in knallharten Führungspositionen zu ihrem wahren Ich finden? Oder kann die Umwelt, ihre Erziehung, ja die Liebe diese genetische Programmierung besiegen?«
    »Oder wird in Zukunft die Empathielosigkeit die wahre Freiheit bedeuten?«, fragte Felipe Navarro. »Werden wir erst, wenn wir uns von unserem Mitgefühl nicht mehr beeinflussen lassen, zu richtigen Menschen?«
    Paul Hjelm stutzte und warf ihm einen Blick zu. Dann sammelte er seine Unterlagen zusammen und sagte: »Wie dem auch sei, wir müssen uns jedenfalls auf einen ordentlichen Rummel gefasst machen, wenn dieser Fall an die Öffentlichkeit gelangt. Wir können nur hoffen, dass die Geduld der Medien länger als nur die übliche Woche anhält.«
    »Werden denn nicht alle Unterlagen wie sonst auch als vertraulich gekennzeichnet?«, fragte Miriam Hershey.
    »Sie wurden heute Nacht mit dem entsprechenden Stempel versehen«, Hjelm nickte, »aber heute Morgen ist etwas Interessantes passiert. Ich wurde von einem Reporter der New York Times angerufen, dem ein außergewöhnliches Pressepaket zugeschickt worden ist, von einem anonymen Absender, der auf den Pressesprecher der NATO, Admiral Brent Lloyd in Brüssel, verweist. Ich habe das Gefühl, dass für unseren Freund Brent ziemlich hektische Zeiten anbrechen werden.«
    »Ein Pressepaket von einem anonymen Absender?«, rief Kowalewski aus.
    »Ja, so hat es der Reporter jedenfalls formuliert«, antwortete Hjelm. »Aber er wollte sich nicht weiter dazu äußern.«
    »Bedeutet das, dass unser Opcop-Projekt damit aufgeflogen ist?«, fragte Jutta Beyer atemlos.
    »Nicht notwendigerweise«, antwortete Hjelm.
    »Du meinst also, dass W das Pressepaket geschickt hat«, fragte Hershey, »aber nichts Näheres über uns zu wissen scheint?«
    »Wenn nicht einer von uns der Absender ist«, entgegnete Hjelm und ließ den Blick über seine Zuhörer schweifen.
    Stille legte sich über die Kathedrale.
    »Aber ich gehe davon aus«,
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