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Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Zodiac - Auf der Spur eines Serienkillers
Autoren: Robert Graysmith
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diesen beiden Jobs hätte Zodiac jedenfalls die Möglichkeit gehabt, ständig auf dem Laufenden zu sein, was die Ermittlungen der Polizei betraf. Oder war er einfach nur einer der vielen, die den Ermittlern Tipps gaben, wie sie den Mörder fassen konnten?
    Was das weitere Schicksal des Zodiac betrifft, so wäre es denkbar, dass er wegen eines anderen Vergehens festgenommen wurde, dass er irgendwann Selbstmord begangen hat, bei einem Unfall ums Leben gekommen ist oder von jemandem, den er als Opfer im Visier hatte, getötet wurde. Aber in all diesen Fällen wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ans Licht gekommen, dass der Betreffende noch eine zweite Identität als Serienmörder besaß.
    Natürlich könnte es auch sein, dass seine innere Wut allmählich verraucht ist und er irgendwann von selbst mit dem Morden aufgehört hat. Genauso könnte es sein, dass Leute, die um seine Schuld wussten, den Fall auf ihre Weise »gelöst« haben; dies wäre vor allem dann denkbar, wenn der Mörder Polizist war. Die schlimmste aller Möglichkeiten wäre jedoch die, dass er nach all den Jahren seiner bekannten Aktivität noch weiter sein Unwesen getrieben hat.
    Von den rund 2500 Verdächtigen gibt es vor allem einen, der für die Ermittler (und für mich) noch genauso interessant ist wie eh und je: Bob Hall Starr, den viele Detectives von ihrem Gefühl her für den Täter halten. Niemand weiß mit Sicherheit, wer der Zodiac-Killer ist, aber in Anbetracht all der Hinweise, die ich gesehen habe, ist Starr wohl der Verdächtige, der mit der größten Wahrscheinlichkeit für die Morde infrage kommt.
    Starr ist jedenfalls von allen Verdächtigen der Einzige, der bei wirklich jedem der Zodiac-Morde zur Tatzeit am Tatort gewesen sein konnte. Und er hat sogar seinen Freunden anvertraut, dass er Zodiac sei, was natürlich auch nur eine der vielen Schrullen dieses Mannes sein kann.
    Auf Wunsch von Sergeant »Butch« Carlstadt suchte Bryan Hartnell das Geschäft auf, in dem Starr damals arbeitete, um sich dessen Stimme anzuhören. »Nach dem, was ich gehört und gesehen habe, könnte ich ihn nicht als Täter ausschließen«, meinte er.
    Ich stieg aus dem Wagen, zog den Reißverschluss meiner Jacke zu und sah die dunkle Lake Herman Road hinunter. Leute aus der Gegend um Vallejo berichteten, einen Mann in einem weißen Auto gesehen zu haben, der Frauen in mondhellen Nächten verfolgte. Sie nannten ihn »The Phantom of Cordelia«. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie ein gespenstisch weißer Chevy über die staubigen Landstraßen Kalifornins raste - am Steuer ein stämmiger Mann, dessen rundes Gesicht vom Mondlicht beschienen wurde.
    An diesem Dezemberabend lag ein weißer Nebel über der Lake Herman Road, wo vor fünfzehn Jahren ein schreckliches Verbrechen passiert war.
    Doch für Darlenes Schwester Pam war all das kürzlich wieder beängstigend nahe gerückt. Sie wurde verfolgt und bekam seltsame Botschaften zugeschickt. Und sie erhielt zwei überaus bedrohliche Anrufe - einen in der Wohnung ihres Freundes in Antioch und einen an ihrem neuen Zuhause in der East Bay.
    Es war beide Male derselbe Mann, und er begann beide Male mit den Worten: »Hier spricht der Zodiac …«

    Sonntag, 22. Juli 1984

    Ich wollte wissen, ob Starr es immer noch vermied, irgendetwas mit der Hand zu schreiben, und meine Freundin erklärte sich bereit, mir zu helfen.
    Wir stellten den Wagen hinter dem verrosteten alten Anker auf dem Parkplatz ab und gingen zum Eingang des Geschäfts hinüber.
    Meine Freundin schilderte den Besuch von Starrs Arbeitsplatz später mit folgenden Worten:

Starr hat mich bei meinem Einkauf ausführlich beraten und mir geduldig geholfen, das Richtige zu finden. Als ich so viel eingekauft hatte, dass ich es kaum noch tragen konnte, bot er mir einen Korb an.
»Eine Sache bräuchte ich noch«, wandte ich ein, »nämlich eine detaillierte Rechnung für das alles.« »Einer der Verkäufer vorne an der Kasse wird sie Ihnen gern
ausstellen«, antwortete er. »Ich bin nicht mehr dazu befugt.«
»Oh, Sie haben mir sehr geholfen. Vielen Dank, dass Sie sich so viel Zeit genommen haben.«

    Ich stand am anderen Ende des Raumes und sah, wie Starr sich ihr zuwandte und lächelnd seine großen Hände auf ihre Arme legte. Als er sie im nächsten Augenblick wieder losließ, bewegten sich seine Lippen, doch ich war zu weit weg, um zu hören, was er sagte.
    Sie wandte sich ab, und Starr streckte den Arm aus und tätschelte ihre Schulter.
    In dem hell
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