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Zieh dich aus, du alte Hippe

Zieh dich aus, du alte Hippe

Titel: Zieh dich aus, du alte Hippe
Autoren: Helge Schneider
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aus seinen Augen, das schöne Auto. Als er weggetragen wird, sieht er in der Menschenmenge ein Gesicht wie aus dem Nichts katapultiert mittendrin emporragen. Es ist die Frau, die er sucht. Die Person von der Zeichnung! Doch sie tragen ihn ganz nahe an ihr vorbei, ohne daß er sich be merkbar machen kann. Ein blasses Lächeln huscht über ihr verbrauchtes Gesicht. Sie sieht ihm nach, sie hat Männer sachen an. In ihrer Hand hat sie eine aufges chnittene Hundefutterdose.

Im Krankenhaus ist großer Andrang. Als Kommissar Schnei der auf die Station gerollt wird in dem Notbett, sind auch Fotografen da. Sie stehen im Flur und wollen ihn knipsen. Sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ehe sie s ich besinnen können, sind alte brutal zusammengeschlagen. Der Kommissar ist, auch wenn er krank ist, unberechenbar. Wild wie ein Dobermann kläfft er die Pressefritzen von seinem Bett aus an, um dann wie von der Tarantel gestochen hochzuschnellen, dem eine n Arzt das Skalpell wegzureißen und unorthodox draufloszufetzen. Ein Fotograf kann nur noch mit der einen Hand knipsen, die andere hat der Kom missar ihm mit dem Skalpell total zerhackt. Wie ein Zwie belschneider ist der Kommissar Schneider unter die Anwe senden gedrungen. Jetzt sitzt er aufrecht auf seinem Bettchen und schimpft. Er will hier wieder weg. »Bäbäbäbäbä!« macht die Schwester. Doch der Kommissar deut sie zur Seite und haut ab. Seine mit Pflaster verklebten Füße tragen ihn zum Präsidium. Er hetzt die Stufen hoch. Komisch, heute ist gar nicht geputzt worden. Wenn es nötig ist, fehlen die ent scheidenden Leute. So ist es immer. Eine dicke Staubschicht liegt auf den Stufen. Der Unfall in der Fabrik hat die ganze Stadt in Asche gehüllt. Auf seinem Schreibtisch stehen Blu men. Daran hängt ein kleiner Zettel: Sehr geehrter Herr Kommissar Schneider. Heute werde ich wieder töten. Ich kann nicht anders. Ich bin vermaledeit. Ein armer Tor.« Mit dem Zettel unterm Arm rennt der Schneider zum Polizei psychiater. »Hier, das erste Zeichen von dem Frauenmörder! Meinen Sie, es ist ein Mann? Doch wohl nicht! Los, analy sieren Sie schon!« Er nimmt den Arzt in den Schwitzkasten. »Lassen Sie mich los!« Ungeduldig entwindet sich der aner kannte Psychiater dem eisernen Gr iff des Kommissars. Er guckt sich das Briefchen genauer an. Nimmt es zwischen die Finger, riecht daran, hält es über eine Lichtquelle, das Papier schimmert gelblich. »Die Schrift ist kindlich naiv angelegt, weist jedoch ein paar Unerhörtheiten auf. Sehen S ie, es ist zwar richtig, aber die Wörter sind verschieden groß geschrieben. Vielleicht soll es ablenken von der Größe des Schreibers. Es ist mit Sicherheit daraus zu entnehmen, daß die Frau, und es ist zweifelsfrei eine Frau, einen von innen her geschürten Männerhaß hat. Sie lebt ihn aus, indem sie sich selbst zum Mann verkleidet, Frauen umbringt und dann sich darüber lustig macht, wie die Polizei einen Mann als Täter bestimmt. Dazu kommt noch, daß sie sich selbst nicht anerkennt, weil sie eben eine Frau ist, da sie von einem Mann gezeugt wurde. Sie sehen, eine sehr komplizierte Angelegenheit. Man spricht hierbei von rudimentärer Anti -Kompromißbereitschaft zwecks Ein ebnung der Lebenslüge mit Hilfe von Selbstjustiz, ausge sprochen durch Beschuldigung anderer lndividuen<. Diese Frau ist total gefährlich, ich rate Ihnen, die Stadt evakuieren zu lassen, Herr Kommissar!« »Das geht doch nicht!« Der Kommissar wehrt sich entschieden gegen diese Vorstellung. »Sie müssen evakuieren! Ich bestehe darauf, Herr Kommissar!«
    »Gut.« Der Kommissar geht im Stechschritt in die oberste Etage, in das Zimmer mit dem kleinen Balkon. Von hier aus kann er die ganze Stadt überblicken. Er tritt nach draußen. «Achtung Achtung! Achtung Achtung! Dies ist eine Durchsage! Ich evakuiere hiermit die ganze Stadt! Bitte beeilen Sie sich! Noch mal: ich evakuiere die Sta-aaaadt!!l Auf Wiedersehen!« Alle fangen an, ihre Sachen zu packen, der Kommissar sieht es mit gemischten Gefühlen, dann geht er in das Zimmer zurück. Es ist für ihn komisch, wenn alle weg sind. Dann ist er mit dem Mörder total allein in der Stadt. Doch wird es ihm dann wohl gelingen, ihn zu fangen. Im Halbdunkel des fahlen Laternenlichtes legten sich zwei zittrige Hände um ihren Hals und drückten zu. Die Frau war unterwegs gewesen. Jetzt ist sie umgebracht worden. Diesmal nimmt der Mörder sein Opfer mit. Er buc kelt die schwere Gestalt auf seine mächtigen Schultern und geht
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