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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen
Autoren: Chris Mooney
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der Straße war eine weitere Absperrung errichtet worden. Dort standen drei Streifenwagen, deren blauweiß blinkende Lichter jeden Quadratzentimeter der Umgebung ausleuchteten. Sie unterschied sich um Lichtjahre von der früheren Wohngegend der Rizzos in Brookline mit ihren millionenteuren Protzvillen, mit den aufwendig gestalteten Rasenflächen und Gärten, den exklusiven BMW - und Mercedeskarossen in Doppel- und Dreiergaragen. Ein Immobilienmakler würde die drei Häuser, die hier in dem verfilzten Waldstück in New Hampshire lagen, entweder als ‹gemütlich› beschreiben oder ihr Ausbaupotential anpreisen. Keine Garagen, nur Einfahrten mit kleinen, soliden und sparsamen Autos. Im sogenannten Granitstaat gab es definitiv viel Platz und viel Privatsphäre. Die Häuser standen weit voneinander entfernt, und jedes einzelne sah so aus, als wäre es vom Himmel mitten in den Wald geplumpst. Straßenlaternen gab es keine.
    Darby entdeckte zwei ferngesteuerte Kameras auf Stativen. Eine stand auf dem Rasen des Vorgartens, die andere in der Einfahrt eines kleinen Eigenheims im Kolonialstil mit dunkelgrünen Fensterläden. Die weiße Farbe des neuen Domizils von Mark und Judith Rizzo war teilweise abgeblättert. Die Fenster, zumindest diejenigen, die Darby sehen konnte, waren dunkel, die Rollos im oberen Stock geschlossen – genau wie Trent es gesagt hatte. In der Einfahrt standen zwei Wagen: ein weißer Jeep Cherokee und ein rotbrauner Honda Civic. An den Heckscheiben klebten ‹University of New Hampshire›-Sticker.
    Darby warf einen Blick auf das Ranchhaus auf der anderen Straßenseite. Um den Scharfschützen zu erkennen, musste sie sehr genau hinsehen. Er lag auf dem flachen Dach und starrte in sein Zielfernrohr. Sein Partner, der Spotter, kniete hinter dem Kamin und fixierte das Haus der Rizzos durch das Wärmebildgerät.
    Der Personentransporter hielt an. Darby kletterte herunter und ging einen von Blättern bedeckten Pfad entlang.
    Bitte
, hatte Charlie gesagt.
Wir haben nicht mehr viel Zeit.
    Darby stieg die Stufen zur Eingangstür hinauf und legte die Hand auf den Türknauf. Er ließ sich problemlos drehen.
    Wie gefordert betrat sie das Haus allein, ließ die Tür aber offen stehen. Die blitzenden Lichter der Streifenwagen an beiden Enden der Straße waren hell genug, um einen Teil der Dunkelheit im Inneren des Hauses zu durchdringen, sodass Darby zumindest ihre unmittelbare Umgebung sehen konnte.
    Holzdielenfußböden und direkt vor ihr eine Treppe mit einem bordeauxroten Läufer. Auf der linken Seite gab es ein Wohnzimmer mit einer Sitzgarnitur und einem kleinen Fernseher mit Flachbildschirm. Eine bescheidene Ausstattung. In den großzügigen Räumen des früheren Hauses der Rizzos in Brookline hatte Ethan-Allen-Mobiliar gestanden.
Wahrscheinlich mussten sie sich einschränken, nachdem sie ihr Geld für die Privatdetektive verpulvert hatten
, dachte Darby.
Und vermutlich sind sie hierhergezogen, weil sich die Studiengebühren für ihre Töchter verringern, wenn die Familie in New Hampshire wohnt.
    «Machen Sie die Tür zu und schließen Sie ab.»
    Die gehetzte männliche Fistelstimme kam von irgendwo aus dem oberen Stockwerk.
    «Beeilen Sie sich. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.»
    Uns
, dachte sie, als sie die Tür schloss und den Schlüssel drehte. Sie hörte, wie der Bolzen einrastete, und ging dann zum Fuß der Treppe. Sehen konnte sie Charlie dort oben nicht. Zu dunkel. Aber sie hörte seinen schweren Atem.
    «Hören die uns zu?», fragte er.
    «Wer?»
    «Die Polizei. Haben die Sie mit irgendeiner Art Mikrophon hier reingeschickt, damit sie mithören können?»
    Darby überlegte, was sie sagen sollte. Sie dachte an Charlies Anweisungen an den Unterhändler:
Ich will im Haus mit ihr sprechen. Allein.
    Lee flüsterte in ihrem Ohrstöpsel: «Erzählen Sie ihm von dem Mikrophon vorn an Ihrer Weste. Damit zeigen Sie Entgegenkommen und haben die Möglichkeit, sein Vertrauen zu gewinnen.»
    Darby sagte: «Es gibt ein Mikrophon. Es ist vorn an meiner Weste befestigt.»
    «Gut», sagte Charlie. «Schneiden die unser Gespräch mit?»
    «Ja.»
    «Gut. Sehr gut.» Er klang aufgeregt und, wie Lee gesagt hatte, hoffnungsvoll. «Bitte verschränken Sie die Hände auf dem Kopf. Wenn Sie die Treppe hochgestiegen sind, gehen Sie nach links. Das Schlafzimmer ist am Ende des Flurs. Ich möchte, dass Sie dorthin kommen. Lassen Sie die Hände oben, bis ich Ihnen etwas anderes sage.»
    Darby folgte seinen Anweisungen. Der Kerl
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