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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
Autoren: Teri Terry
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schließt und sich das Haar zurückstreicht, erkenne ich sie: Es ist Mrs Nix, Bens Mutter.
    Ich klammere mich an den Fenstersims. Warum ist sie hier?
    Vor Aufregung kann ich kaum noch klar denken. Vielleicht hat sie Neuigkeiten von Ben! Doch meine Hoffnungen werden sogleich zunichtegemacht. Ihr Gesicht sieht im Mondlicht verkniffen und bleich aus. Wenn sie irgendwelche Nachrichten hat, dann keine guten. Schritte knirschen auf dem Kies, dann klopft es leise an die Haustür.
    Womöglich fordert Mrs Nix eine Erklärung von mir, was mit Ben passiert ist. Vielleicht wird sie Mum berichten, dass ich dort war, bevor die Lorder ihn mitgenommen haben. Bilder blitzen schmerzhaft in mir auf: Ben im Todeskampf, das Rütteln an der Tür, ehe seine Mutter hereinkam. Ich habe ihr nur erzählt, dass ich ihn mit dem abgeschnittenen Levo vorgefunden habe …
    Das Rütteln an der Tür . Sie musste erst aufschließen, um reinzukommen. Ihr gegenüber habe ich behauptet, dass ich ihn so vorgefunden habe, aber sie weiß, dass es eine Lüge war. Wie hätte ich durch die verschlossene Tür kommen sollen?
    Unten geht die Haustür auf und man hört Gemurmel.
    Ich muss es wissen.
    Lautlos schlüpfe ich aus dem Zimmer und die Treppen hinunter.
    Der Wasserkessel pfeift leise und ich höre gedämpfte Stimmen. Sie sind in der Küche.
    Behutsam setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Küchentür steht halb offen.
    Etwas berührt mich am Bein und ich schrecke auf. Fast hätte ich laut aufgeschrien, doch es ist nur Sebastian. Schnurrend streicht er mir um die Beine.
    Bitte sei still , flehe ich stumm und beuge mich hinab, um ihn hinter den Ohren zu kraulen. Dabei stoße ich mit dem Ellbogen an das Tischchen im Gang.
    Ich halte den Atem an. Schritte! Schnell verstecke ich mich im dunklen Büro gegenüber.
    »Es ist nur der Kater«, höre ich Mum sagen, dann bewegt sich etwas und ich höre ein leises Miauen. Mum schließt die Küchentür hinter sich. Ich schleiche mich wieder in den Gang und lausche abermals.
    »Es tut mir so leid, was mit Ben passiert ist«, sagt Mum. Ich höre, wie Stühle gerückt werden. »Aber Sie hätten nicht herkommen sollen.«
    »Bitte, Sie müssen mir helfen.«
    »Ja, aber wie denn?«
    »Wir haben alles versucht, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist. Alles. Man sagt uns überhaupt nichts. Ich dachte, vielleicht können Sie …« Sie verstummt.
    Mum hat Beziehungen, politische Beziehungen. Ihr Vater war Premierminister, bevor er ermordet wurde, und hat das System der Lorder eingeführt. Kann sie ihr helfen? Angestrengt spitze ich die Ohren.
    »Es tut mir leid. Ich habe bereits für Kyla versucht, etwas herauszufinden. Aber ich renne da gegen eine Wand. Man sagt mir rein gar nichts.«
    »Ich weiß nicht, an wen ich mich noch wenden soll.« Dann höre ich leises Schniefen und Schluchzen – sie weint. Bens Mutter weint.
    »Hören Sie mir zu. Zu Ihrem eigenen Wohl müssen Sie aufhören, Fragen zu stellen. Vorerst zumindest.«
    Mein Verstand schaltet sich aus und ich kann nichts dagegen tun. Meine Augen füllen sich mit Tränen, meine Kehle schnürt sich zu. Mum hat versucht, in Erfahrung zu bringen, was mit Ben passiert ist. Meinetwegen. Das hat sie mir nie gesagt, weil sie nichts herausgefunden hat. Was für ein Risiko sie eingegangen ist! Es ist gefährlich, Nachforschungen zu Geschehnissen anzustellen, in die Lorder involviert sind. Vielleicht sogar lebensgefährlich.
    Und auch Bens Mutter setzt gerade viel aufs Spiel.
    Während sie sich verabschieden, schleiche ich zurück in mein Zimmer. Zu der Erleichterung, dass Bens Mutter nichts von meiner Anwesenheit an jenem Tag gesagt hat, mischt sich Trauer. Mrs Nix leidet wie ich unter dem schrecklichen Verlust. Ben war seit mehr als drei Jahren ihr Sohn – seit er geslated wurde. Er hat mir gesagt, dass sie sich nahestanden. Ich sehne mich danach, zu ihr zu gehen, damit wir unseren Kummer teilen können, traue mich aber nicht.
    Fest schlinge ich die Arme um mich. Ben . Ich flüstere seinen Namen, doch er kann nicht antworten.
    Der Schmerz fühlt sich an, als wollte er mich zermalmen. Niedertrampeln. Mich in tausend Stücke reißen. Bislang hatte ich diese Gefühle immer unterdrücken müssen, sonst hätte mich mein Levo ausgeschaltet. Doch jetzt, da es nicht mehr funktioniert, ist der Schmerz dermaßen übermächtig, dass ich laut aufstöhne. Mir ist, als würde ich ohne Narkose operiert, es ist kein dumpfer Schmerz, sondern ein tiefer Schnitt mit dem Skalpell.
    Ben ist
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