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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
Autoren: Teri Terry
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wichtig, dass ich Rechtshänderin bin, warum war ich das vorher und warum jetzt nicht mehr? Es fällt mir einfach nicht ein. Die Erinnerung ist so deformiert wie die Finger, die von einem Ziegel zertrümmert wurden.

Beim letzten Klingeln erscheint Mum im Schwesternzimmer.
    »Hallo, Kyla.«
    »Hi. Haben die dich angerufen?«
    »Sieht so aus.«
    »Tut mir leid. Mir geht’s gut.«
    »Deswegen bist du auch mitten im Unterricht umgekippt und hier gelandet?«
    »Na ja, also jetzt geht’s mir jedenfalls gut.«
    Mum holt Amy und fährt mit uns nach Hause. Dort will ich gleich hoch in mein Zimmer.
    »Kyla, warte. Komm, wir unterhalten uns ein bisschen.« Mum lächelt, aber es ist eines jener Lächeln, die nicht bis zu den Augen reichen. »Soll ich dir eine heiße Schokolade machen?«, fragt sie und ich folge ihr in die Küche. Sie plaudert nicht, als sie die Milch aufsetzt. Mum redet nie besonders viel, außer wenn sie etwas Konkretes zu sagen hat, so wie jetzt.
    Mir wird mulmig. Ist ihr aufgefallen, dass ich mich verändert habe? Vielleicht kann sie mir helfen, wenn ich ihr alles erzähle, und …
    Trau ihr nicht.
    Nach dem Slating war ich ein leeres Blatt. Neun Monate habe ich im Krankenhaus gebraucht, um wieder zurechtzukommen; um zu lernen, wie man läuft, spricht und mit dem Levo umgeht. Dann wurde ich dieser Familie zugewiesen. Mit der Zeit habe ich in Mum eine Freundin gesehen, auf die ich mich verlassen kann. Aber wie lange kenne ich sie tatsächlich schon? Noch keine zwei Monate. Vor ein paar Tagen ist mir meine Zeit hier noch länger erschienen, weil ich außer dem Krankenhaus ja nichts kannte. Nun, da sich mein Blickfeld erweitert hat, weiß ich, dass man Leuten mit Argwohn und nicht mit Vertrauen begegnen sollte.
    Mum stellt den Kakao vor uns auf den Tisch und ich wärme meine Hände an dem heißen Becher. »Was ist passiert?«, fragt sie.
    »Ich bin wohl ohnmächtig geworden.«
    »Aber wieso? Die Schwester meinte, dass du nichts gegessen hast, aber dein Pausenbrot ist auf mysteriöse Weise verschwunden.«
    Ich schweige, nippe an meiner Schokolade und konzentriere mich auf die bittere Süße. Nichts, was ich als Erklärung hervorbringen könnte, ergibt viel Sinn – nicht mal für mich. Bin ich ohnmächtig geworden, weil ich mit der linken Hand geschrieben habe? Und dann dieser Traum, was hat er nur zu bedeuten?
    »Kyla, ich weiß, wie schwer gerade alles für dich ist. Wenn du mit mir sprechen möchtest, kannst du das jederzeit, das weißt du, oder? Über Ben und alles andere. Weck mich, wenn du nicht schlafen kannst. Wirklich.«
    Meine Augen füllen sich mit Tränen, als sie Bens Namen erwähnt, und ich blinzle wie wild. Wenn sie nur wüsste, wie schwer alles gerade wirklich ist; wenn sie die ganze Geschichte kennen würde. Ich möchte ihr alles erzählen, aber was würde sie von mir denken, wenn sie wüsste, dass ich möglicherweise jemanden umgebracht habe? Ihr macht es vielleicht nichts aus, nachts geweckt zu werden, aber Dad wohl schon.
    »Wann kommt Dad zurück?«, frage ich, und plötzlich wird mir bewusst, dass er schon ziemlich lange weg ist. Er ist oft wegen seiner Arbeit unterwegs, installiert und wartet landesweit die Computer der Regierung. Aber normalerweise verbringt er mindestens eine oder zwei Nächte die Woche zu Hause.
    »Es kann sein, dass er eine ganze Weile nicht mehr daheim sein wird.«
    »Warum?«, frage ich und versuche, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen.
    Sie steht auf und spült unsere Tassen.
    »Du siehst aus, als brauchtest du dringend ein wenig Schlaf, Kyla. Warum legst du dich nicht noch mal hin vor dem Abendessen?«
    Gespräch beendet.
    Mitten in der Nacht verliere ich mich in verwirrenden Träumen: Ich renne, jage und werde gejagt – alles auf einmal. Als ich gefühlt zum zehnten Mal aufwache, boxe ich verzweifelt ins Kissen. Von draußen dringt ein leises Geräusch herein, ein Knirschen. Vielleicht bin ich diesmal doch nicht wegen eines Albtraums wach geworden?
    Ich gehe zum Fenster und ziehe den Vorhang auf einer Seite zurück. Der Wind ist stärker geworden und hat Blätter durch den Garten geweht. Die Bäume scheinen plötzlich kahl. Der Sturm von gestern hat die Welt verändert. Orange und rote Flecken wirbeln durch die Luft und um ein dunkles Auto herum, das vor unserem Haus steht.
    Die Autotür geht auf und eine Frau steigt aus; langes, lockiges Haar fällt ihr ins Gesicht. Ich halte vor Überraschung die Luft an. Kann das sein? Als die Frau die Autotür
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