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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
Autoren: Teri Terry
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Geslated. Vielleicht unterscheide ich mich ein bisschen von anderen Slatern, denn ich bin aufmerksamer und schwieriger zu kontrollieren, aber ich wurde geslated: Als Strafe für Verbrechen, an die ich mich nicht mehr entsinnen kann, haben die Lorder mein Hirn leer gefegt. Meine Erinnerungen und meine Vergangenheit sollten für immer vergessen sein. Was ist also passiert?
    Diesen Nachmittag war ich spazieren – das ist passiert. Ich wollte über Ben nachdenken. Bei dem Gedanken an ihn überkommt mich unendlicher Schmerz, schlimmer noch als zuvor, am liebsten würde ich laut aufschreien.
    Konzentrier dich . Was ist dann passiert?
    Wayne, dieser Abschaum, ist mir in den Wald gefolgt. Ich zwinge mich, daran zu denken, was er getan hat und wie er mich gepackt hat. Angst und Wut steigen wieder in mir hoch. Ich war so wütend auf ihn, so unglaublich wütend, dass ich um mich geschlagen habe, ohne nachzudenken. Und etwas in mir hat sich verändert . Ist eingestürzt und hat sich neu zusammengesetzt. Ich sehe seinen blutenden Körper vor mir und zucke zusammen: War das tatsächlich ich ? Irgendwie ist ein Slater – ich – gewalttätig geworden. Und das war nicht alles. Ich konnte mich plötzlich an Gefühle und Bilder aus meiner Vergangenheit erinnern. Aus der Zeit, bevor ich geslated wurde. Dabei ist das unmöglich!
    Von wegen. Es ist passiert.
    Jetzt bin ich nicht mehr nur Kyla – der Name, der mir vor einem knappen Jahr im Krankenhaus gegeben wurde. Ich bin etwas, jemand anders. Und ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.
    Rat-a-tat-tat!
    Ich fahre aus dem Wasser hoch und es schwappt auf den Boden.
    »Kyla, ist bei dir da drin alles in Ordnung?«
    Die Tür. Mum hat an die Tür geklopft, das war alles. Vorsichtig löse ich die geballten Fäuste.
    Beruhige dich.
    »Alles gut«, schaffe ich es zu antworten.
    »Deine Haut wird ganz schrumpelig, wenn du da noch länger drin bleibst. Essen ist fertig.«
    Unten sind außer Mum noch meine Schwester Amy und ihr Freund Jazz da. Amy wurde ebenfalls geslated und genau wie ich der Familie Davis zugewiesen, aber sie ist in vielerlei Hinsicht völlig anders als ich. Immer heiter, voller Leben und plappert den ganzen Tag. Amy ist groß und ihre Haut hat die Farbe von Schokolade, ich dagegen bin klein, hellblond und schweigsam. Ihr Freund Jazz ist normal, also nicht geslated. Und ganz vernünftig, wenn er die hübsche Amy nicht gerade verträumt anstarrt. Ich bin froh, dass Dad nicht da ist, denn dann brauche ich seinen wachsamen Blick nicht zu fürchten, der einen abmisst, beurteilt und dafür sorgt, dass man keinen falschen Schritt macht.
    Das Gespräch beim Essen dreht sich um Amys Kurse und Jazz’ neue Kamera. Amy erzählt aufgeregt, dass sie gefragt wurde, ob sie nach der Schule in der Arztpraxis aushelfen möchte, wo sie zuvor ein Praktikum gemacht hat.
    Mum schaut mich an und meint: »Wir werden sehen.« Doch ich weiß schon, was dahintersteckt. Sie möchte nicht, dass ich nach der Schule allein bin.
    »Ich brauche keinen Babysitter«, sage ich, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob das stimmt.
    Langsam geht der Abend zu Ende und ich laufe nach oben. Ich putze mir die Zähne und blicke in den Spiegel. Grüne Augen starren zurück, groß und vertraut, aber sie sehen Dinge, die ihnen zuvor entgangen sind.
    Normale Dinge, aber nichts ist mehr normal.
    Ein stechender Schmerz in meinem Knöchel zwingt mich stehen zu bleiben. Mein Verfolger ist in weiter Ferne, aber er kommt immer näher. Er wird nicht aufgeben.
    Ich muss mich verstecken!
    Ich tauche ins Dickicht ab und wate durch einen eiskalten Bach, um meine Spuren zu verwischen. Dann robbe ich auf dem Bauch durch dichtes Gestrüpp, ungeachtet der Dornen, die sich in meinem Haar und meinen Kleidern verfangen. Schmerz durchfährt mich, als sich ein Dorn in meinen Arm bohrt.
    Er darf mich nicht finden. Nicht noch mal.
    Ich grabe mich in den Boden ein, bedecke meine Arme und Bei ne mit den kalten und fauligen Blättern auf dem Waldboden. Ein Lichtkegel fällt durch die Bäume über mir. Ich erstarre. Er wandert immer tiefer, direkt über mein Versteck hinweg. Erst als das Licht, ohne innezuhalten, an mir vorüberschwenkt, atme ich weiter.
    Schritte. Sie nähern sich, gehen vorbei, werden leiser und entfernen sich, bis ich nichts mehr höre.
    Nun muss ich warten. Ich zähle eine Stunde ab, während ich starr vor Kälte in feuchten Kleidern auf dem Boden liege. Bei jeder vorbeihuschenden Kreatur, jedem Zweig, der sich im Wind
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