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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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hoch.“
    „Und du hast deinen Kopf in den Wolken.“
    Daisy lachte laut. Sie warf den Kopf in den Nacken und stellte sich vor, wie die Töne gemeinsam mit den Funken und dem Rauch des Feuers in den Himmel stiegen. In Julians Gegenwart fühlte sie sich einfach wundervoll, und das lag nicht am Pot. Sie mochte ihn. Sie mochte diesen Jungen wirklich. Er war anders und besonders und irgendwie geheimnisvoll. Er berührte sie nicht, obwohl sie nichts dagegen gehabt hätte. Er küsste sie nicht, obwohl sie auch dagegen nichts einzuwenden hätte. Er saß einfach nur da und bot ihr ein kleines, leicht schiefes Lächeln an.
    Diese Augen, dachte sie und spürte, wie ihr ein warmer Schauer über den Rücken lief. Sie schaute in seine Augen und dachte: Hallo, du andere Hälfte meiner Seele. Es ist schön, dich endlich kennenzulernen.
    Heute
    Daisy dachte weit mehr über ihre gemeinsame Vergangenheit mit Julian nach, als sie sollte. Vor allem in Zeiten wie diesen, mittenin der Nacht, wenn sie ganz allein war und sich nach körperlicher Berührung sehnte. Wenn ihr Leben einem Drehbuch gefolgt wäre, wäre nach dieser ersten, elektrisierenden Begegnung alles ganz einfach gewesen. Die Musik wäre angeschwollen, die Vögel hätten gesungen und das wär’s gewesen. Gehe direkt zu „Glücklich bis ans Lebensende“. Gehe nicht über „Los“, kassiere keine 200 Dollar. Geh einfach nur.
    Sie wusste, dass das ein bisschen viel Gepäck für das erste Treffen von zwei Teenagern gewesen wäre. Das Camp in der Wildnis war die perfekte Kulisse für einen Sommerflirt gewesen – zwei Jugendliche, deren Leben unter keinem guten Stern stand, fühlten sich entgegen aller Wahrscheinlichkeiten zueinander hingezogen … und wurden am Ende des Sommers von ihren Familien auseinandergerissen, die sie nicht verstanden. Perfekt.
    Außer dass es sich nicht so zugetragen hatte. Denn Daisy und Julian hatten stattdessen das Unmögliche getan. Sie hatten dem wilden Rausch der Hormone widerstanden, den Sommer in einem Zustand der schmerzhaften Sehnsucht nacheinander verbracht und sich wie durch ein Wunder trotzdem nicht aufeinander eingelassen. Es war kein wirkliches Wunder, sondern vielmehr auf Julians Selbstbeherrschung zurückzuführen gewesen. Er hatte seinem Bruder geschworen, sich von allem Ärger fernzuhalten. Und Daisy hatte nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass Julian ein Mann war, der sein Wort hielt. Am Ende des Sommers waren sie getrennte Wege gegangen und hatten sich den Umständen gebeugt.
    Sie hätte merken müssen, dass sie füreinander nie mehr als eine Sommererinnerung sein konnten. Im Herbst war in Manhattan ihr letztes Jahr an der Highschool angebrochen, und Daisy war ein wenig durchgedreht. Sie hatte eine unglaublich dumme Entscheidung getroffen, die zu einem genauso unglaublich wertvollen Geschenk geführt hatte – zu Charlie. Geboren im Sommer nach ihrem Schulabschluss. Aber nur weil sie ein Baby bekommen hatte, hatte das nicht bedeutet, dass sie Julian vergessen hatte. Sie hatte gewartet und gehofft, dass ihre Zeit irgendwann kommenwürde. Doch sie hatte sich um ihr Kind gekümmert, und Julian war einem eigenen Traum gefolgt.
    Sie versuchte, zwischen den Zeilen seiner Einladung zu lesen. Das war jedoch ein nutzloses Unterfangen, da es sich um eine gedruckte Einladung handelte. Die Worte auf der Rückseite hingegen konnten auf verschiedene Art interpretiert werden. Wollte er sie wirklich sehen, oder war er einfach nur höflich?
    Sie wusste es nicht, weil die Sache zwischen ihnen wie immer seltsam war. Trotz einer gegenseitigen und nicht zu leugnenden Anziehungskraft versuchte Daisy, sich damit abzufinden, dass sie und Julian dazu bestimmt waren, jeweils eigene Wege zu gehen. Er stand kurz vor seinem Abschluss an der Cornell und konzentrierte sich auf das Studium und sein ROTC-Programm, wie es sich gehörte. Sie wohnte jetzt in Avalon, einem Ort, der ihr in jenem Sommer am ersten Tag im Camp Kioga wie das finsterste Sibirien vorgekommen war. Heute nannte sie ihn ihr Zuhause, weil ihre Familie hier lebte und es der beste Ort war, um Charlie aufzuziehen.
    Es schien keine Möglichkeit für sie und Julian zu geben, zusammen zu sein, ohne dass einer von ihnen alles aufgeben musste. Es gab eben Dinge, so sagte sie sich, die einfach nicht sein sollten. Trotzdem konnte sie nicht anders, als zu träumen. Und in den tiefsten, schlaflosen Stunden der Nacht ertappte sie sich dabei, wie sie sich fragte, ob ihre Zeit jemals kommen würde, ob
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