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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
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folgen, sobald sie das Lokal verließen.
    Er besaß jedoch einen Vorteil. Sie wussten nicht, dass er Bescheid wusste. Wann würden sie zuschlagen? Er wusste es nicht. Wahrscheinlich nicht in seinem Hotel. Hotels waren für Attentate bekanntermaßen ungeeignet – kaum jemand wusste das besser als er selbst –, aber wenn sie ihn einfach nur umbringen wollten, dann würde eine Kidon-Einheit sich davon nicht abschrecken lassen. Niemand hatte so viele erfolgreiche Mordanschläge in Hotels durchgeführt wie der Mossad. Aber wenn sie ihn einfach nur umbringen wollten, dann hätten sie ihn auch vor dem Opernhaus erschießen können, unmittelbar nachdem sie ihn eindeutig identifiziert hatten. Aber sie wollten ihn nicht nur umbringen, sie wollten Antworten. Eine Entführung war schwieriger als ein Attentat, darum mussten sie es auf der Straße probieren, irgendwo, wo möglichst wenig Augenzeugen mitbekamen, wie er gepackt und in einen Lieferwagen gesteckt wurde.
    In Begleitung von Adrianna würde Victor den Kidon auf keinen Fall entkommen. Alleine hatte er vielleicht eine Chance.
    »Du siehst also«, drangen Adriannas Worte in sein Bewusstsein, »irgendwie kann ich mich nicht zwischen der Columbia und Cambridge entscheiden.« Sie lachte. »Vielleicht promoviere ich ja an beiden.«
    »Eine schwierige Entscheidung«, sagte Victor und erhob sich. »Bitte entschuldige mich für einen Moment.«
    Er ging zur Toilette, wohl wissend, dass seine Beschatter ihn sehen konnten. Doch da Adrianna am Tisch sitzen geblieben war, würden sie sich keine Gedanken machen. Solange sie da saß und auf ihn wartete, konnte Victor Zeit gewinnen.
    Die Restaurant-Toilette war klein und sauber. Hoch über der letzten Kabine, fast unter der Decke, befand sich ein schmales Fenster. Victor betrat die Kabine, klappte den Toilettendeckel herunter, stellte sich darauf und machte das Fenster auf. Kühle Luft wehte herein. Er warf einen Blick in die Gasse vor dem Fenster. Dunkel und verlassen lag sie da. Die Kidon beobachteten die Vorderseite. Es gab keinen Anlass, auch die Rückseite besetzt zu halten.
    In drei Minuten würden sie anfangen, sich zu wundern, in fünf würden sie sich Sorgen machen. In sechs würden sie jemanden ins Restaurant schicken, um nachzusehen. Aber mit sechs Minuten Vorsprung war er schon längst über alle Berge, mit dem Taxi oder dem Bus auf dem Weg aus der Stadt. Sie würden ihn nicht bekommen.
    Dann würden sie sich Adrianna zuwenden, in der Annahme, dass sie eine sichere Verbindung zu ihm war, auch wenn das nicht stimmte. Sie würden ihr nicht glauben, dass sie absolut nichts über ihn wusste. Sie würden sich Gewissheit verschaffen. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, was sie ihr antun würden, um ihr Informationen zu entlocken, die sie gar nicht besaß. Und anschließend würden sie sie unter keinen Umständen wieder laufen lassen.
    Aber gemeinsam konnten sie ihnen niemals entkommen, und wenn Victor Adrianna zuerst wegschickte, würden die Kidon misstrauisch werden, und damit wäre jede Chance auf eine Flucht zunichtegemacht.
    Victor besaß keine wirklichen Freunde. Es gab niemanden, der ihm ans Herz gewachsen war. Das war einer der Gründe, warum er noch am Leben war. Seine Beziehung zu Adrianna war ein Stück, in dem sie beide eine Rolle spielten, und sie spielte ihre für Geld. Nichts anderes. Sie benutzte ihn, genauso, wie er sie benutzte. Zwischen ihnen war nichts, was ihn jetzt noch aufhalten konnte.
    Er kletterte zum Fenster hinaus in die Nacht.

Kapitel 61
    Adrianna blickte auf ihre Armbanduhr. Emmanuel war jetzt schon über vier Minuten weg. Sie nippte an ihrem Tee und musterte die Speisenden an den umliegenden Tischen. Zahlreiche Paare, dazu die eine oder andere Familie, und alle genossen sie das gute Essen und amüsierten sich. Indische Kellner und Kellnerinnen glitten mühelos zwischen den dicht besetzten Tischen hindurch, nahmen Bestellungen entgegen und servierten, und das alles mit einer anmutigen Gelassenheit.
    Sie hatte zum Essen wahrscheinlich ein Glas Rosé zu viel getrunken und fühlte sich ein wenig gelöster, als ihr eigentlich lieb gewesen wäre, aber sie amüsierte sich. Das war nicht vorgetäuscht. Das Essen war fantastisch gewesen – sie hatte schon lange nicht mehr so gut gegessen. Das Matar Hara Pyaz mit Pilzen war ein Gedicht, so unglaublich sahnig. Und das Mango-Eis war genau das Richtige, um wieder einen frischen Atem zu bekommen.
    Sie leerte ihre Tasse und dachte an Emmanuel. Ein Mann voller
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