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Zerbrochene Traeume

Zerbrochene Traeume

Titel: Zerbrochene Traeume
Autoren: Bina Sparks
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verständnisvoll.
    „Und, wie heißt du?“
    „Jennifer.“
    „Jennifer! Schöner Name!“
    „Ja. Und dein Name?“
    „Jörgen.“
    „Jörgen?“
    „Ja, Jörgen!“
    „Ungewöhnlicher Name.“
    „Findest du?“
    „Ja. Aber schön!“
    Ich warf ihm ein sanftes Lächeln
zu, das auch sogleich erwidert wurde. Unsere spärlichen Satzbrocken
entwickelten sich bald zu einem warmen, heiteren Gespräch. Als viel Zeit
verstrichen und es draußen bereits vollkommen dunkel geworden war, wollte ich
mich langsam auf den Weg nach Hause machen und entsprechend zahlen.
    „Vier Euro!“
    „Das geht auf mich!“
    Jörgen nahm seinen schwarzen
Ledergeldbeutel heraus und legte das Geld auf die Theke, das der Keeper
knurrend einsteckte. Verwundert dankte ich ihm. Sein Angebot, mich nach Hause
zu fahren, nahm ich gerne an.
     
    Der Wagen hielt direkt vor meiner
Haustür. Durch die Fenster hindurch schien helles Licht und ich konnte die
Umrisse meiner Mutter erkennen. Ich atmete tief durch; ich war mir durchaus im
Klaren darüber, was mich hinter dieser Tür erwarten würde. Doch irgendwann
musste ich aussteigen, also bedankte ich mich bei Jörgen und öffnete die
Wagentür.
    „Keine Ursache! Hey, warte mal!
Hast du übermorgen schon etwas vor?“
    „Äh ...“
    Ich fühlte mich überrumpelt und
wusste nicht, was ich antworten sollte. Doch Jörgen wartete.
    „Eigentlich nicht.“
    „Na, prima! Kannst du um dieselbe
Zeit wieder ins Orium kommen, wie heute?“
    Eigentlich hatte ich nicht
vorgehabt, diese Gegend noch einmal aufzusuchen. Doch als ich in Jörgens Augen
blickte, konnte ich nicht anders und sagte schließlich zu: „In Ordnung. Ich
werde da sein!“
    „Gut! Bis dann!“
    „Bis dann!“
    Ich schlug die Wagentür zu und
wartete, bis er davon gebraust war. Tief seufzend wandte ich mich der kleinen
Gartentür zu, die nur einen kurzen Rasenfleck von der Haustür entfernt lag, und
stieß sie daraufhin auf. Als ich noch nicht ganz an der Haustür angekommen war,
wurde sie mit einem heftigen Ruck aufgerissen. Vater stand in der Tür. Groß und
breit, mit Falten auf der Stirn, hauchte er: „Wo warst du?“ Seine Stimme war
heiser vor Zorn.
    „Ich ...”
    „Komm rein!“
    Er packte mich grob am Arm und
zerrte mich ins Haus. Ruckartig ließ er mich los. Es fiel mir schwer, das
Gleichgewicht zu halten. Dann begann das, wovor ich mich gefürchtet hatte. Er
fing an, zu schreien, und bald verbündeten sich die harten Worte in einen
einheitlichen Lärm, der von weit her zu kommen schien und dessen Bedeutung an
mir vorüber glitt. Meine Mutter lehnte an der Küchentür und nickte mit böser
Miene zu jedem Wort, das von meinem Vater ausgesprochen wurde. Natascha saß in
einem Sessel im Wohnzimmer und sah sich unberührt einen Spielfilm im Fernsehen
an, als ob sie dies alles nichts angehen würde.
    Irgendwann war die Predigt zu
Ende. Vermutlich war meinem Vater der passende Wortschatz ausgegangen. Ich war
froh, als man mich hinauf in mein Zimmer schickte, und schon bald lag ich in
meinem warmen, wohligen Bett und schlief unter Tränen, jedoch auch in Gedanken
an Jörgen, ein.

3.
     
     
    Es klingelte an der Haustür.
Hastig lief ich die Treppe hinunter, um zu öffnen.
    „Hi, Jennifer!“
    Maria quetschte sich an mir vorbei
in die Diele. Es dauerte nur wenige Sekunden, da stand meine Mutter mit
vorwurfsvollem Blick im Raum und betrachtete meine langjährige Schulfreundin.
    Ich seufzte kurz und machte ihr
schließlich klar, dass dieser Punkt an mich gehen würde: „Ihr habt mir
verboten, zu Freunden zu gehen, aber von her kommen hat niemand was gesagt!“
    Ich packte meine Freundin
geschwind am Arm und zog sie die Treppe hinauf in mein Zimmer. Dort ließ sie
sich auf meine Couch fallen, zog die Beine an und warf ihre goldblonden Haare
zurück. Nachdem ihre Augen ein wenig in meinem Zimmer hin und her geglitten
waren, sahen sie mich erwartungsvoll an.
    Ich rutschte mit meinem Drehstuhl
dicht vor sie hin und erzählte ihr, was ich gestern erlebt hatte: „Also
gestern, nach dem Streit, wovon ich abgehauen bin, da habe ich einen
Wahnsinnstypen kennengelernt!“
    Marias gelangweilte Augen
begannen, zu funkeln, während sie leise flüsterte: „Erzähl!“
    In gesenktem Ton sprach ich
weiter. Meine Mutter musste schließlich nicht alles mitbekommen: „Er heißt
Jörgen!“
    „Du meinst Jürgen!“
    „Nein, Jörgen!“
    „Der Name klingt
vielversprechend!“
    „Ich sag’s dir, der ist echt süß!
Der sieht total gut aus, und
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