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Zeitlos

Zeitlos

Titel: Zeitlos
Autoren: Edward Finnings
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du, Markus, ich habe mich mit deinen Notizen beschäftigt und auch schon einige Ideen dazu entwickelt. Was mir dabei aufgefallen ist, dass du den Gamma-Aspekt, der doch von Forschergruppen aus aller Welt heftig diskutiert wird, nicht in unsere Überlegungen mit einbeziehst. Ich denke, wir sollten den ebenfalls genauer unter die Lupe nehmen, bevor sich am Ende herausstellt, dass wir unsere Arbeit nur halb gemacht haben.«
    ›Ach, das war es also‹. »Die anderen Kollegen sind mit ihren kühnen Hypothesen auf dem Holzweg, wenn wir auf deren Schiene einschwenken, verpulvern wir eine Menge Geld, das mir an anderer Stelle eingesetzt, nützlicher erscheint. Ich weiß, wie gern auch du diesen Aspekten nachgehen würdest, aber ich trage die Verantwortung, die uns zur Verfügung stehenden Geldmittel optimal einzusetzen. Tut mir leid, aber auf diese Schiene schwenke ich nicht mit ein. Vergebliche Liebesmüh!« Markus hatte sich klar ausgedrückt, und ebenso klar sah die Enttäuschung in Neles Gesicht. Sie kaute auf ihren Lippen, als wollte sie noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber. Sie stand auf, nickte ihm zu und trug ihr Tablett zum Geschirrcontainer.
    Sie akzeptierte Stettners Einstellung, schließlich ging es in der Forschung darum, mit dem eingesetzten Geld möglichst brauchbare und praxisnahe Ergebnisse zu erreichen. Auch Forschung musste wirtschaftlich denken, und daran, bei der nächsten Fördervergabe wieder berücksichtigt zu werden. Sie würde darüber hinwegkommen, das wusste sie.
     
    Als er zurück in sein Büro kam, fiel sein Blick, wie magisch angezogen, auf das Kalenderbild mit dem Silizium-Atomgitter. Früher hatte er dem Kalender kaum Beachtung geschenkt, seit dem Computerabsturz war das jedoch anders; es sprang ihm geradezu ins Auge.
    Seufzend sah er auf den Stoß mit Klausuren, die seine Studenten heute unter Aufsicht einer Kollegin geschrieben hatten. Eine Menge Arbeit wartete auf ihn, die Klausuren mussten bis nächste Woche benotet werden, damit sie noch von einem weiteren Kollegen gegenkorrigiert werden konnten.
    Er packte die Papiere in seine Aktentasche. Sein Blick fiel auf die Computerplatine mit dem defekten Hauptprozessor. Entschlossen steckte er sie, zusammen mit dem Kalenderbild, ebenfalls in die Tasche, denn ihm war plötzlich eine Idee gekommen. Er wählte die Nummer von Simon. »Hier ist Markus, bist du in deinem Büro? Können wir dort einen Moment ungestört, nur unter vier Augen reden?« Simon hatte keine Einwände. Markus nahm den Lift nach unten, überquerte den Campus und betrat das Gebäude, in dem Simon sein Labor hatte.
    Simon sah den Freund auf dem Flur, fing ihn ab und zog ihn am Ärmel in sein Büro, wo er die Tür hinter sich schloss. »Was gibt es so Geheimnisvolles?« Markus zog die Elektronikplatine aus der Tasche und gab sie ihm.
    »Was soll ich damit?«
    »Das ist mein abgestürzter Prozessor. Und hier ist das Kalenderbild des Atomgitters. Ich habe bisher nie auf meinen Kalender geachtet, jetzt springt mich das Bild jeden Tag aufs Neue an, als wollte es mir etwas sagen. Du kennst doch bestimmt Leute, die in der Lage sind, diesen Prozessor zu untersuchen. Ich will wissen, was an dem Ding kaputt ist und ob er Besonderheiten aufweist, vor allem hinsichtlich seiner Siliziumeigenschaften.«
    »Jetzt wird es ernst bei dir, oder? Na gut, ich werde mal sehen, ob wir etwas herausfinden können.«
    »Wer ist wir?«
    »Das lass mal meine Sorge sein, ich kümmere mich darum.«
    »Simon, aber bitte kein Wort zuviel, sonst weisen die mich noch ein. Du kennst doch die freundlichen Männer mit den weißen Jacken?«
    »Du meinst die, mit der modernen Rückenschnürung?« Sie feixten sich zu. »Okay, dann sehen wir uns am Samstag, bringst du jemanden mit?«
    »Nein, ich bin zur Zeit solo, ihr müsst schon mit mir allein vorlieb nehmen.«
    »Kein Problem, und bring das kleine Gepäck mit, das Gästezimmer ist frei.«
    »Alles klar, und vielen Dank für das Angebot.«

16.06.2010; Mittwoch; 19:40 Uhr/MEZ; Eckernförde-Borby; Pastorat 
     
     
    Wenn du mein Reiskorn bist
    dann hast du Glück
    denn dann verdirbst du nicht
    wir mögen dich
     
    um uns lang zu erfreu’n
    und uns ein Licht zu sein
    deshalb bleibst du ganz weiß
    wir danken dir
     
     
    Nach dem Sopran setzte der Alt ein, dann der Tenor, nun auch noch Rolf, als Bass. Es klang wunderschön, alle hatten ihre Freude daran. Sie benutzten diesen kleinen Kanon nun schon seit drei Wochen zum Einsingen und zum aufeinander
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