Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
Zeitwächter waren und als Beschützer bezeichnet wurden und dass unsere geheimnisumwitterten Auftraggeber sich Bewahrer nannten oder einfach nur die Alten . Bevor ich vor anderthalb Jahren zu dieser Truppe gestoßen war, hätte ich es ja selbst für absoluten Blödsinn gehalten. Von daher passte es ganz gut, dass wir wegen der Sperre nicht drüber reden konnten.
    »Jetzt aber los«, sagte Sebastiano. Wieder ging er voraus. Außer Lorenzo hatte er auch den Sekretär der Staatsinquisition bestochen, der dafür gesorgt hatte, dass alle Türen in diesem Trakt offen waren. Den Weg musste uns niemand zeigen, Sebastiano war schon oft im Dogenpalast gewesen, in allen möglichen Zeiten. Durch dunkle Gänge, staubige Kabinette und über schmale Hintertreppen ging es nach unten. Im dritten Stock herrschte Stille, aber im zweiten Stock hörten wir Schritte auf dem Gang – Wachen! Wir warteten mit angehaltenem Atem und dicht an die Wand gedrückt, bis es wieder ruhig war, dann rannten wir weiter, die nächste Treppe runter. Bis jetzt war alles im grünen Bereich, dafür konnte ich die Hand ins Feuer legen – mein Nacken hatte kein einziges Mal gejuckt. Das Jucken war so eine Art übersinnliche Begabung bei mir. Oder auch ein Fluch, je nach Betrachtungsweise, denn immer, wenn ernstliche Gefahr im Anmarsch war, fing es an, dicht über der Wirbelsäule. Je schlimmer es juckte, desto größer die Gefahr. Sobald es damit losging, war also äußerste Vorsicht angesagt. Vorausgesetzt, dafür blieb überhaupt noch genug Zeit, was leider nicht immer der Fall war.
    Ich hatte kaum daran gedacht, als es auch schon anfing.
    »Oje«, sagte ich.
    »Jetzt sag bloß nicht …« Sebastiano blieb auf halber Höhe eines finsteren Flurs im Erdgeschoss wie angewurzelt stehen und drehte sich zu mir um.
    »Doch, leider.«
    »Mist.«
    »Was ist los?«, ließ Casanova sich hinter mir mit gedämpfter Stimme vernehmen. Sebastiano drückte mir die Laterne in die Hand und zog mit einem metallischen Ratschen seinen Degen. Casanova wich zurück.
    »Was zum …«
    »Pst! Seid um Himmels willen leise, Messèr!« Sebastiano reichte ihm den Degen, und Casanova verstummte verdattert.
    »Nur im Notfall benutzen«, flüsterte Sebastiano. »Aber vermeidet lautes Geschrei, sonst haben wir sofort sämtliche Wachen von San Marco auf dem Hals.«
    »Ich werde diese entzückende Jungfer mit meinem Leben beschützen!« Casanova beugte sich zu mir. »Ich finde nicht, dass Eure Hose zu eng ist«, vertraute er mir leise an. »Im Gegenteil. Sie schmeichelt Euren Formen ungemein!«
    »Das wird mir langsam zu viel«, brummte Sebastiano. Er warf mir einen frustrierten Blick zu, dann packte er mich und gab mir einen kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss. Anschließend sagte er zu Casanova: »Nur, um das mal klarzustellen. Und jetzt weiter.« Er zog seinen Dolch und schob sich langsam vorwärts. Ich wusste, dass er ein fabelhafter Messerkämpfer war, das hatte ich selbst schon miterlebt, aber meine Hand mit der Laterne zitterte trotzdem heftig. Casanova blieb auf Tuchfühlung hinter mir, den Degen hatte er seitlich an mir vorbeigestreckt. Und dann bogen zwei Wachen um die Ecke. Eigentlich hätten sie so früh noch gar nicht hier sein dürfen, sie mussten ihren Patrouillengang abgekürzt haben. Immerhin war der Überraschungseffekt auf unserer Seite. Den beiden blieb kaum Zeit, ihre Degen zu ziehen. Casanova stürzte sich an mir vorbei auf den einen Wachmann, und Sebastiano nahm sich den zweiten vor, während ich mit der Laterne dastand wie ein einziges zitterndes Nervenbündel. Das Klirren der aufeinanderprallenden Klingen kam mir ohrenbetäubend laut vor, und Casanova war auch nicht gerade leise. Seine Kampfschreie waren wahrscheinlich bis zum Rialto zu hören.
    »Da! Nimm dies! Du elender Schurke! Sieh dich vor! Gleich krieg ich dich! Ja, erwischt!« Er hatte einen Treffer gelandet, doch sein Widersacher schüttelte sich nur kurz und kämpfte weiter. Der ganze Krach würde in null Komma nichts ein Dutzend Wachleute auf den Plan rufen! Ich sah ängstlich zu Sebastiano hinüber, der mit gezücktem Dolch seinen Gegner umkreiste. Der stürmte mit dem Degen voran auf ihn los, worauf Sebastiano elegant zur Seite trat und ihn mit einem sauberen Judogriff durch die Luft wirbeln ließ. Der Mann landete hart, sein Helm rollte scheppernd davon. Als er sich stöhnend aufrichten wollte, traf ihn Sebastianos Messerknauf an der Schläfe, und er fiel bewusstlos zurück. Casanova und der zweite
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher