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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen
Autoren: Klaus Seibel
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zweite Bombe? Glaubst du das?«
    »Solange wir es nicht besser wissen, müssen wir davon ausgehen.«
    »Bis unsere Jungs das festgestellt haben, kann ich nichts tun«, sagte Sina. »Und du auch nicht. Also die ideale Zeit, sich verarzten zu lassen. Da vorne parkt der Notarzt.«
    Ellen holte Luft für eine Erwiderung, aber Sina kam ihr zuvor: »Das ist nicht nur Dreck. Und wenn es Dreck ist, lass ihn dir abwischen. So, wie du aussiehst, nimmt dich niemand ernst.«
    Besonders Letzteres war ein schlagendes Argument. Ellen wollte um jeden Preis das Kommando in dieser Sache. Nicht nur, weil es ihr vom Dienstrang her zustand. Sie fühlte sich persönlich attackiert, und so etwas passierte nicht ungestraft. Der oder die Täter konnten sich auf etwas gefasst machen.
    Der Notarzt gab sein Bestes, wobei er von Ellen nicht sonderlich unterstützt wurde. Am Ende der Behandlung war sie nicht wesentlich sauberer, aber immerhin war geklärt, dass sie nicht ernsthaft verletzt war.
    Ellen war gerade fertig, als die Bombenentschärfer eintrafen. Sie hatten einen längeren Anfahrtsweg, weil sie wie immer mit ihrem Spezial-Transporter anrückten, einer rollenden Werkstatt, die für alle denkbaren Fälle ausgerüstet war. Ellen sagte ihnen, was sie über das Paket wusste. Viel war es nicht. Den Experten genügte es. In diesem Fall handelte es sich eindeutig nicht um einen zufällig vergessenen Koffer, wie sonst meistens.
    »Wir fangen sofort mit Theo an«, entschied der Sprengmeister. Er sah selbst aus wie eine gedrungene Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
    Ellen kannte Theo schon aus früheren Einsätzen. Es war ein ferngesteuerter Sprengroboter mit der exakten Bezeichnung »Telerob Explosive Ordnance Disposal and Observation Robot«. Die Abkürzung »Theo« war ihr wesentlich lieber. Auch wenn sie Theo kannte, war sie immer wieder fasziniert, ihn im Einsatz zu sehen. Jedes Mal entdeckte sie Neues. Kein Wunder, denn Theo konnte schneiden, bohren, schweißen, Sachen hin und her tragen, Plastiktüten auskippen und vieles mehr. Das Untergestell sah aus wie ein Miniatur-Panzer. Mit seinen Ketten konnte er sich über fast jedes Gelände bewegen. Auf diesem Gestell saß ein voll drehbarer Multifunktionsarm und ein Magazin vollgestopft mit Werkzeugen. Insgesamt war der Roboter ein Meter fünfzig hoch und damit nur unwesentlich kleiner als Ellen, mit seinen dreihundertsechzig Kilogramm aber bedeutend schwerer.
    Aus sicherer Entfernung lenkte der Sprengmeister Theo über die Trümmer. Vor dem Paket blieb Theo stehen. Seine Sensoren arbeiteten.
    »Der Sprengstoffsensor zeigt nichts an«, stellte der Sprengmeister fest. »Ich schalte jetzt das Röntgengerät ein.«
    Einige Minuten herrschte Stille. Der Monitor zeigte nichts, was Ellen sinnvoll deuten konnte. Sina, die ebenfalls zusah, konnte auch nichts entdecken.
    Der Sprengmeister besaß die nötige Übung. »In dem Paket sind mehrere Kartons. Darin ist irgendwas Technisches.«
    »Eine Bombe mit Fernzünder?«, fragte Ellen.
    Der Sprengmeister wiegte den Kopf hin und her. »Eher nicht. Ich kann nicht genug erkennen. Das müssen wir uns genauer ansehen.« Er ließ Theo das Paket anstupsen und beobachtete den Vorgang durch einen Feldstecher. »Es ist nicht besonders schwer. Zu leicht für eine Bombe, würde ich sagen, aber sicher sein können wir noch nicht.«
    Theo fischte mit dem Arm einen Akkubohrer aus seinem Magazin. An einer Ecke des Pakets, hinter der der Sprengmeister offenbar nichts Gefährliches vermutete, setzte Theo den Bohrer an. Er ging durch die Pappe wie durch Butter. Anschließend schob der Roboter eine Minikamera durch das Loch.
    Ellen verfolgte die Bilder auf dem Monitor. »Styropor-Chips. Das ist keine Bombe.«
    »Nein«, stimmte der Sprengmeister zu. »Der Sensor zeigt auch innen nichts an. Sie können das Paket haben. Wir sind fertig damit.«
    Sina zog ihren weißen Überzug an, in dem sie bei ihrer Größe und Breite aussah wie ein Schneemann. Ellen hätte das Paket zu gerne sofort aufgemacht, aber so einfach ging das nicht. Sie musste ihre Neugier zügeln und aus der Ferne die Arbeit der Spurensicherung beobachten. Sina verstaute das Paket in einer riesigen Plastiktüte. Andere weiß gekleidete Beamte machten sich daran, den Tatort Zentimeter für Zentimeter abzusuchen.
    Ellen konnte sich aber die immer gleiche blöde Frage nicht verkneifen. »Wann gibt es Ergebnisse?« Kaum ausgesprochen, ärgerte sie sich schon über sich selbst.
    Sina grinste. »So neugierig? Mach
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