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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND
Autoren: Werner Rosenzweig
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ist der Attersee ja der größte Binnensee Österreichs und erreicht eine Tiefe bis zu einhundertsiebzig Meter. Es scheint kein Zufall zu sein, dass die Stelle, welcher der Täter gewählt hat, um sich seines Opfers für immer zu entledigen, in der Nähe dieser Untiefe liegt. Bitte schreiben Sie in Ihrem Artikel, dass wir nach wie vor Zeugen suchen, die Frau Y.S. am Tag ihres Verschwindens, das war nach unseren Ermittlungen der elfte Oktober, gesehen haben. „
    Herr Hauptkommissar, wir bedanken uns für dieses Gespräch.
    •
    Der Mörder las den Artikel des Nordbayerischen Tageblatts. Sein Herz schlug heftig in der Brust. Es fiel ihm schwer, normal zu atmen. Was hatte dieser österreichische Soldat, dieser gottverdammte Alpenfuzzi genau gesehen? Hatte er gar den Wagen erkannt? Das Autokennzeichen? Nein, das konnte nicht sein, sonst stünde die Polizei längst vor seiner Tür. Er musste herausfinden, was die Polizei wusste. Diese Sandra Millberger machte doch einen freundlichen, aber auch kompetenten Eindruck. Was stand in der Zeitung? Die Polizei sucht noch Zeugen, welche etwas zum Verschwinden von Yvonne Sievers beitragen können. Er würde sich bei Frau Millberger melden und ihr eine Geschichte auftischen. Vielleicht bekam er etwas aus ihr raus. Wie kam die Kripo nur auf die Vermutung, dass es nur einen Mörder gibt? Die Polizei wusste mehr, als in der Zeitung berichtet wurde. Das stand für ihn fest. Auch das musste er versuchen herauszubekommen. Dann fiel ihm siedend heiß ein, dass er möglicherweise am Leichnam von Frau Sievers verräterische Spuren hinterlassen haben könnte. Er versuchte verzweifelt, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Was stand in der Zeitung? Der Leichnam seines Opfers sei auf dem Weg nach Erlangen? Konnte er den Transport noch stoppen? Nein, der Leichnam musste längst in der Pathologie angekommen sein. Der Mörder konnte sich kaum noch konzentrieren. Zu viele Gedanken purzelten durch seinen Kopf. Eigentlich war er mit der Planung seines dritten Anschlags beschäftigt, und nun kam diese höchst unerfreuliche Entwicklung dazwischen. Schöne Scheiße.
Röttenbach, Donnerstag, 25. Oktober 2012
    Gerald Fuchs, Sandra Millberger, Retta Bauer und die Hausherrin saßen in Kunnis Wohnküche. Gerald, Sandra und Kunni hatten sich vorher eine gemeinsame Auszeit genommen und geklärt, was in den Beziehungen zwischen Tante und Neffen in den letzten Wochen alles schief gelaufen war. Dann hatten sich Gerald Fuchs und Kunigunde Holzmann die Hand gegeben, und der Kommissar hatte seine Tante herzhaft an sich gedrückt. „Also“, sprach die Kunni, „nachdem mier mal widder die Friednsbfeifn grauchd hamm, deng iech, solldn mier die ledzde Rundn eiläudn. Dass die Sievers gfunna worn is, machd die Sach viel leichder. Edz ham mier den Merder endli am Schlawiddchen. Der Zeidungsardigl woar iebrigens saugud. Wer vo eich haddn den su midgeschdalded?“
    „Da hat der Gerald schwer mit eingegriffen“, antwortete die Sandra.
    „Gud gmachd“, lobte ihn die Kunni. „Also, Sandra, edz erzähl erschd amol, was der Merder vo dier am Delefon gwolld had.“
    „Na ja, ganz einfach. Er hat mir erzählt, dass er den Zeitungsartikel im Nordbayerischen Tageblatt gelesen hat und völlig schockiert war, als er das Foto von der toten Yvonne Sievers gesehen hat. Dann erzählte er mir, dass er sich ganz genau an den elften Oktober erinnere, weil er da nochmals seinen Rasen gemäht habe, als die Frau Sievers an seinem Grundstück vorbeikam. Er kenne sie ja sehr gut, hatte er mir am Telefon erklärt, woraufhin er sie angesprochen und gefragt habe, wohin des Weges sie denn gehe. Das war am elften Oktober, nachmittags gegen siebzehn Uhr, erklärte er mir. Dann wiederholte er mir gegenüber wortwörtlich, was Frau Sievers zu ihm gesagt haben soll: ‚Ach’, klagte Frau Sievers, ‚der Schulunterricht heute war mal wieder sehr nervenaufreibend, wenn du verstehst. Die Klassen 11 b und 11 c sind ja bekannt für ihre frechen und vorwitzigen Schüler. Zudem macht mir der gewaltsame Tod meiner besten Freundin nach wie vor erheblich zu schaffen. Dann kommt noch hinzu, dass mein Mann immer noch in China ist und ich noch nicht einmal eine Schulter habe, an die ich mich anlehnen kann. Mir fällt zuhause die Decke auf den Kopf. Ich muss einfach mal raus, einfach mal für ein, zwei Stunden frische Luft schnappen. Danach geht es mir bestimmt wieder besser. Jetzt laufe ich durch den Wald nach Dechsendorf, mache eine Schleife um
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