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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
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Mann zu Stein werden zu lassen, wie man so sagt.«
    Der Gute Magier nickte. »Du hast dir eine neue Sprechweise angewöhnt. Die Schlüsselfrage lautet: ›Will sie?‹ Glaubst du das wirklich?«
    »Warum sollte sie sonst hierhergekommen sein?« fragte Dor perplex.
    »Ihr Grundmotiv war zunächst einmal Unwissenheit. Was glaubst du, wie sie die Sache sehen wird, wenn sie mich erst einmal näher kennt?«
    »Öh –« Dor suchte nach etwas Diplomatischem. Der Gute Magier hatte durchaus seine guten Seiten, aber er war kein leicht zu nehmender Mensch.
    »Also ist es doch wohl das liebevollste, wenn ich ihr hinreichend Gelegenheit gebe, mich kennenzulernen – und zwar gut genug«, schloß der Magier.
    »Das Jahr!« rief Dor. »Das Warten auf die Antwort! Nicht für Euch – sondern für sie! Damit sie es sich noch einmal anders überlegen kann, falls –«
    »Ganz genau.« Humfrey wirkte traurig. »Immerhin ist es für einen alten Gnom wie mich ein höchst verlockender Traum gewesen.«
    Dor nickte und begriff, daß der Gute Magier gegen die Reize der Gorgone ebensowenig gefeit geblieben war wie der einsame Zombiemeister gegen Millie. In gewisser Weise waren sich die beiden Magier ähnlich – und wieder drohte eine ähnliche Katastrophe.
    »Und jetzt müssen wir deinen Fall zum Abschluß bringen«, sagte Humfrey forsch, um nicht weiter über das Unvermeidbare zu brüten. »Du schuldest mir natürlich keinen weiteren Dienst mehr. Das Geschichtsbuch hat mir alles berichtet, und ich halte die Investition im nachhinein für recht rentabel. Ich habe Rätsel gelöst, die mich schon lange beschäftigt haben, wie etwa das des Vergessenszaubers, der über der Spalte hängt. Also kann ich dich wieder ziehen lassen, wir sind quitt.«
    »Danke«, sagte Dor. »Ich habe Euch den magischen Teppich zurückgebracht.«
    »Ach ja. Aber ich werde dich jetzt nicht hängenlassen. Ich meine, ich hätte irgendwo noch einen Beförderungszauber gelagert. Laß ihn von der Gorgone suchen, sobald du gehst. Der wird dich blitzschnell nach Hause befördern.«
    »Danke.« Dor war erleichtert, daß er nicht noch einmal durch den ganzen Dschungel ziehen mußte. »Jetzt muß ich Jonathan das Wiederherstellungselixier verabreichen.«
    Der Gute Magier furchte die Stirn. »Das war eine besonders schwierige Entscheidung für dich, Dor. Ich glaube, du hast richtig gehandelt. Wenn du einmal König geworden bist, wird sich die Disziplin des Fühlens und Denkens, die du auf deiner Suche gelernt hast, sehr gut auszahlen. Vielleicht wird sie dir sogar noch mehr nützen als dein magisches Talent. König Trents Zwischenspiel in Mundania hat ihn ähnlich reifen lassen. Es sieht ganz danach aus, als gäbe es Eigenschaften, die sich im Rahmen einer sicheren, vertrauten Umgebung nicht entwickeln lassen. Du hast schon jetzt mehr von einem Mann an dir, als viele Menschen in ihrem ganzen Leben jemals erreichen werden.«
    »Äh, danke«, murmelte Dor. Er mußte erst noch die Kunst erlernen, Komplimente mit Anmut anzunehmen. Doch der Magier hatte sich bereits wieder über seine Lektüre gebeugt.
    Dor schritt zur Tür. Als er gerade im Begriff war, das Zimmer zu verlassen, bemerkte Humfrey ohne aufzublicken: »Du erinnerst mich an deinen Vater.«
    Plötzlich fühlte sich Dor sehr wohl.
    Grundy und die Gorgone teilten sich ein Schelterwasser in der Küche; Dor konnte den Lärm schon von weitem hören.
    »Ich brauche den Beförderungszauber. Den blitzschnellen«, sagte Dor.
    Als sie aufstand, hörte das Wasser auf zu schimpfen. »Ich weiß genau, wo er liegt. Ich habe alle Zauber katalogisiert und ordentlich verstaut. Das erste Mal in hundert Jahren, daß in diesem Schloß hier Ordnung herrscht.« Sie griff mit langen Fingern an ein hohes Regalbrett. Was sie doch für eine Frau sein könnte, wenn sie nur ein sichtbares Gesicht hätte! Doch nein, das wäre eine Katastrophe!
    »So«, sagte sie und holte einen Gegenstand hervor, der wie eine verschlossene Röhre aussah. An einem Ende befand sich eine Linse, am anderen ein Hebel. »Wenn du bereit bist, legst du einfach den Hebel um.«
    »Ich bin bereit. Ich will in den Wandteppichsalon auf Schloß Roogna. Kommst du, Grundy?«
    »Einen Augenblick.« Der Golem saugte die letzte Schelte durch seinen Strohhalm – tatsächlich war es nur noch ein leises Gruffeln.
    »Willst du den Guten Magier wirklich heiraten – ich meine, jetzt, wo du ihn kennst?« fragte Dor die Gorgone neugierig.
    »Wie sollte er ohne mich sonst mit seinen Socken
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