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Zauber einer Winternacht

Zauber einer Winternacht

Titel: Zauber einer Winternacht
Autoren: Nora Roberts
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er sie in die Arme. Sie schmiegte sich automatisch an ihn. »Michael?«, murmelte sie, als er sie aus dem Kinderzimmer trug.
    »Der ist ausgezählt.« Er ging mit ihr ins Schlafzimmer, legte sie jedoch nicht aufs Bett, sondern trug sie ans Fenster. »Sieh mal, die Sonne geht schon auf.«
    Laura öffnete blinzelnd die Augen. Durchs Fenster konnte sie den östlichen Himmel erkennen, und wenn sie genau genug hinschaute, sogar das Wasser der Bucht, das wie ein Nebel in der Ferne lag. Die Sonne schien zu vibrieren, während sie langsam höher kletterte. Ihre Strahlen erweckten die Farben zum Leben. Pink, Malve, Gold. Und je mehr die Nacht zurückwich, desto kräftiger wurden sie. Sanftes Pink verwandelte sich in glühendes Rot.
    »So sehen deine Bilder manchmal aus«, dachte sie laut und schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Ich glaube, ich habe noch nie einen schöneren Sonnenaufgang gesehen.«
    Seine Haut fühlte sich an ihrer Wange warm an, seine Arme hielten sie fest und sicher. Sie spürte seinen Herzschlag. Als die ersten Vögel zu singen begannen, drehte sie ihm das Gesicht zu. »Ich will dich, Gabriel«, flüsterte sie und strich ihm über die Wange. »Ich habe noch nie jemanden so gewollt, wie ich dich will.«
    Das Zögern war ihm anzumerken, und sie half ihm mit einem Kuss darüber hinweg. »Du hattest recht«, murmelte sie anschließend.
    »Womit?«
    »Ich denke wirklich nur an dich, wenn wir uns lieben.«
    Sie war so wunderbar offen. Das machte es ihm möglich, ja sogar leicht, den Teil ihres Lebens zu vergessen, der ihn so bitter und zornig machte. Ohne den Mund von ihren Lippen zu lösen, trug er sie zum Bett. Sie schlang die Arme um ihn, als er sich zu ihr legte. Einen Moment lang reichte ihm das vollkommen.
    Morgendliche Umarmungen, Küsse bei Sonnenaufgang nach einer langen schlaflosen Nacht. Ihr Gesicht war blass vor Müdigkeit, und doch zitterte sie vor Sehnsucht nach seiner Nähe. Ihr Körper reckte sich genießerisch seinen zärtlichen Händen entgegen.
    Die Morgenluft drang mild durchs geöffnete Fenster und strich über ihre Haut. Sie öffnete seinen Bademantel und streifte ihn von den Schultern, um ihm selbst den Körper zu wärmen. Genauso behutsam zog er ihr das Nachthemd aus. Nackt lagen sie auf den zerknüllten Laken und kosteten ohne jede Hast den Luxus ihrer Liebe aus.
    Keiner von ihnen bestimmte das Tempo. Es war nicht nötig. Ohne Worte, ohne Gesten fanden sie zu perfekter Harmonie. Worte und Gesten gehörten zur Nacht, in der sich die Leidenschaft heiß und wild ausleben ließ. Jetzt, in der grauer werdenden Morgendämmerung, passte sich ihr Verlangen wie von selbst dem langsam erwachenden Tag an.
    Vielleicht ließ sich die Liebe, die sie für ihn empfand, auf diese Weise am besten ausdrücken. Sie spürte die Stoppeln auf seiner Wange, als sie ihm zärtlich darüberstrich.
    Die Ehe war mehr als der Ring an ihrem Finger oder die nicht mehr zu zügelnde Erregung in der Dunkelheit. Die Ehe war, sich auf diese zärtliche Weise in den Tag hinein zu lieben. Als sie zueinanderkamen, strömte bereits das helle Licht über das Bett, und später, noch immer umschlungen, schliefen sie.
    »Ich weiß, dass ich das Richtige tue.« Dennoch zögerte Laura, als sie in Lorraines Hotel aus dem Fahrstuhl stiegen. »Und ich werde nicht klein beigeben, egal, was passiert.« Sie ergriff Gabriels Hand und hielt sie fest. Der Schlafmangel hatte seltsamerweise bewirkt, dass sie sich beschwingt und bereit zum Kampf fühlte. »Ich bin wirklich froh, dass du hier bist.«
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt, mir gefällt der Gedanke überhaupt nicht, dass du sie persönlich aufsuchst. Es wäre mir lieber, wenn ich das allein übernähme.«
    »Gabriel …«
    »Was?«
    »Bitte, verliere nicht die Fassung.« Sie musste schmunzeln, als er erstaunt die Augenbrauen hochzog. »Ich meine nur, es bringt nichts, wenn du Lorraine anschreist.«
    »Ich schreie nie. Ab und zu hebe ich vielleicht einmal die Stimme, um jemandem etwas klarzumachen.«
    »Wenn wir uns darüber einig sind, werde ich jetzt klopfen.« Als sie es tat, stieg wieder die altbekannte Panik in ihr auf. Hastig unterdrückte sie sie, bevor Lorraine mit herablassender Miene die Tür öffnete.
    »Laura.« Nach einem kaum merklichen Nicken wandte sie sich Gabriel zu. »Mr. Bradley. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Laura hat nichts davon gesagt, dass Sie sie heute Nachmittag begleiten würden.«
    »Alles, was Laura und Michael betrifft, betrifft auch mich,
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