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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange
Autoren: David Eddings
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belästigen.«
    »Vielleicht hast du doch mehr Verstand, als ich dachte«, räumte Wolf widerwillig ein. Er wandte sich an Silk und Barak. »Das ist Lelldorin, Sohn des Barons von Wildantor. Er wird uns begleiten.«
    »Darüber wollte ich mit dir sprechen, Belgarath«, warf Lelldorin rasch ein. »Mein Vater hat mir befohlen herzukommen, und ich muß ihm gehorchen, aber ich bin in einer Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit schon verpflichtet.«
    »Jeder junge Adelige in Asturien ist in mindestens zwei oder drei Angelegenheiten solcher Dringlichkeit verpflichtet«, erwiderte Wolf. »Es tut mir leid, Lelldorin, aber die Sache, in der wir stecken, ist viel zu wichtig. Sie darf nicht hinausgezögert werden, nur weil du ein paar mimbrischen Steuereintreibern auflauern möchtest.«
    Tante Pol trat mit Durnik auf sie zu. »Was machen sie mit den Schwertern, Vater?« fragte sie mit blitzenden Augen.
    »Spielen«, antwortete Meister Wolf kurz. »Sagen sie wenigstens. Das ist Lelldorin. Ich glaube, ich habe dir von ihm erzählt.«
    Tante Pol musterte Lelldorin mit hochgezogenen Brauen von oben bis unten. »Ein sehr farbenfroher junger Mann.«
    »Die Kleider sind Tarnung«, erklärte Wolf. »Er ist nicht so leichtfertig, wie er aussieht – jedenfalls nicht ganz so. Er ist der beste Bogenschütze Asturiens, und wir könnten seine Fähigkeiten brauchen, bevor das alles vorbei ist.«
    »Ich verstehe«, sagte sie nicht recht überzeugt.
    »Es gibt natürlich noch einen Grund«, fuhr Wolf fort, »aber ich glaube, wir sollten das nicht jetzt besprechen, oder?«
    »Machst du dir immer noch Gedanken über diese Stelle, Vater?« fragte sie empört. »Der Mrin Codex ist sehr unklar, und keine der anderen Versionen sagt überhaupt etwas zu den Personen, die er erwähnt. Es könnte sich um reine Allegorien handeln, wie du weißt.«
    »Ich habe einige Allegorien zuviel gesehen, die sich als Tatsachen herausstellten, um in diesem Punkt etwas zu riskieren. Warum gehen wir nicht zurück zum Turm?« schlug er vor. »Es ist zu naß und zu kalt hier draußen für längere Debatten über Textauslegungen.«
    Verblüfft über diesen Wortwechsel sah Garion Silk an, aber der kleine Mann erwiderte den Blick genauso verständnislos.
    »Hilfst du mir, mein Pferd einzufangen, Garion?« fragte Lelldorin höflich und steckte sein Schwert in die Scheide.
    »Natürlich«, antwortete Garion und steckte ebenfalls seine Waffe ein. »Ich glaube, es ist in diese Richtung gelaufen.«
    Lelldorin hob seinen Bogen auf, und die beiden folgten der Spurdes Pferdes, die von den Ruinen wegführte.
    »Es tut mir leid, daß ich dich vom Pferd gezogen habe«, entschuldigte sich Garion, als sie außer Sichtweite der anderen waren.
    »Macht nichts.« Lelldorin lachte. »Ich hätte besser aufpassen müssen.« Er sah Garion fragend an. »Warum hast du Belgarath belogen?«
    »Es war ja nicht wirklich gelogen«, antwortete Garion. »Wir wollten uns nicht wirklich verletzen, und manchmal dauert es Stunden, so etwas zu erklären.«
    Lelldorin lachte wieder. Ein ansteckendes Lachen. Gegen seinen Willen mußte Garion mitlachen.
    Lachend gingen sie beide eine überwucherte Straße zwischen niedrigen, schneebedeckten Trümmerhaufen entlang.

2
    L elldorin von Wildantor war achtzehn Jahre alt, obwohl seine offene Art ihn jünger wirken ließ. Jede Gefühlsregung malte sich sofort auf seinem Gesicht ab, und Aufrichtigkeit überstrahlte es. Er war impulsiv, ausgefallen in seinen Äußerungen, und vermutlich, wie Garion zögernd feststellte, nicht allzu klug. Trotzdem war es unmöglich, ihn nicht zu mögen.
    Am nächsten Morgen, als Garion seinen Umhang holte, um weiter Ausschau nach Hettar zu halten, schloß Lelldorin sich ihm unverzüglich an. Der junge Arendier hatte seine geckenhafte Kleidung abgelegt und trug nun eine braune Hose, eine grüne Tunika und ein dunkelbraunes Wollcape. Er trug seinen Bogen über der Schulter und am Gürtel einen Köcher mit Pfeilen. Als sie durch den Schnee auf die zerfallene Westmauer zugingen, unterhielt er sich damit, auf Ziele zu schießen, die kaum sichtbar waren.
    »Du schießt sehr gut«, sagte Garion nach einem besonders gelungenen Schuß bewundernd.
    »Ich bin Asturier«, antwortete Lelldorin bescheiden. »Wir sind seit Jahrtausenden Bogenschützen. Mein Vater ließ diesen Bogen am Tag meiner Geburt schneiden. Ich konnte ihn spannen, als ich acht Jahre alt war.«
    »Du jagst sicher viel«, meinte Garion, der an die dichten Wälder um sie
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