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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis
Autoren: Victoria Hanley
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hatten keine Streifen. Auch hatte er nicht Meteors satte ebenholzschwarze Haut; seine war blass und glänzte wie Onyx. Ein weiterer von Oberons Rubinen schmückte sein Handgelenk.
    Zur Rechten der Magistria saß Ratsmitglied Wolframit, der mir vor fünf Jahren die Nachricht überbracht hatte, dass man meine Familie für indeterminum detu erklärt hatte. Er hatte sich seit unserer letzten Begegnung kaum verändert. Der Rubin an seinem Handgelenk stach von seiner orangefarbenen Haut ab. Er kratzte sich an seiner Knollennase.
    Vor den Ratsmitgliedern knieten unsere Lehrer.
    Mein Blick wanderte zu einer Gruppe von neun Elfen, die direkt hinter dem Hohen Rat in der Luft schwebten. Ihre Mienen waren so ausdruckslos, dass sie wie in Stein gemeißelt wirkten. Sie trugen goldene Gewänder und hielten ihre Zauberstäbe einsatzbereit. Der größte Geist unter ihnen war hinter Magistria Magnetit postiert und ließ den Blick wachsam über den Raum schweifen.
    Es handelte sich bestimmt um die Radia-Garde, die sicherstellte, dass niemand Magie missbrauchte.
    Die Elfen vor Leona und mir traten zur Seite und setzten uns den Blicken der Ratsmitglieder aus. Ich verbeugte mich so gut ich konnte, wodurch sich mir erneut der Schmerz tief in die Wirbelsäule bohrte. Ich tat mein Bestes, das Gesicht nicht zu verziehen. Leona verneigte sich ebenfalls.
    Magistria Magnetit sprach mit durchdringender Stimme: »Leona Blutstein und Zaria Turmalin?«
    »Ja, Magistria«, erwiderte Leona.
    Der stechende Blick der Elfe mit schwarzen Flügeln verhärtete sich. »Ihr maßt euch an, dieser Zeremonie beizuwohnen, obwohl ihr die Gesetze gebrochen habt und unter Strafe steht.«
    »Wir entschuldigen uns«, sagte Leona.
    »Von Rechts wegen«, fuhr die Magistria fort, »solltet ihr ein weiteres Jahr auf eure Uhren und Zauberstäbe warten müssen, aber weil sich eure Lehrer für euch verbürgt haben, haben wir uns einverstanden erklärt, sie euch heute zu überreichen.«
    Ich warf Blutstein einen flüchtigen Blick zu. Er kniete immer noch und wirkte noch steifer als sonst. Wie sehr ging es ihm wohl gegen den Strich, sich für mich zu verbürgen?
    »Übertretet unsere Gesetze kein weiteres Mal«, ermahnte uns die Magistria.
    Leona und ich verbeugten uns noch einmal demütig. Unsere Lehrer erhoben sich und stellten sich auf beiden Seiten des Marmortisches auf.
    Ich war froh, als die Magistria ihre Aufmerksamkeit der gesamten Klasse zuwandte.
    »Wir sind heute hier zusammengekommen«, begann sie, »weil ihr alle das vierzehnte Lebensjahr erreicht habt und eure Lehrer für eure Fortschritte bürgen. Dies ist ein feierlicher Augenblick, der Anfang eurer Entwicklung als magische Wesen. In den kommenden Jahren werdet ihr lernen, das Beste aus euren Kräften zu machen, damit ihr zu verantwortungsbewussten Bürgern heranwachsen möget. Denkt immer daran, Magie ist ein wertvolles Gut, das nie verschwendet werden und mit dem man nie leichtfertig umgehen darf.«
    Die gesamte Klasse verneigte sich tief.
    Dann erhob sich Ratsmitglied Zirkon und ergriff das Wort: »Jede und jeder von euch erhält eine Uhr und einen Zauberstab«, erklärte er mit donnernder Stimme. »Eure Uhren sind nach Elfentradition gefertigt. Sie bestehen aus Kristall mit einer goldenen Rückseite, einem silbernen Deckel und einem silbernen Armband.« Er hielt inne. »Eure Zauberstäbe hingegen brechen mit der Tradition. Sie sehen alle gleich aus. Jeder hat die Form eines schwarzen Stifts von der Erde.«
    Ein Raunen und lautes Aufatmen ging durch den Saal. Unsere Zauberstäbe waren von der Erde? Sie würden alle gleich aussehen? Unser Erstaunen hätte nicht größer sein können, wenn Zirkon angekündigt hätte, der Hohe Rat gewährte Menschen nunmehr den Zutritt zu Elfenland.
    Die Ratsmitglieder blickten finster, und das Raunen endete abrupt. »Der Hohe Rat hat die Entscheidung getroffen, diese modernen Zauberstäbe zu verwenden«, fuhr Zirkon fort, »weil wir es für Verschwendung halten, unentwegt kunstvolle Zauberstäbe für alle zu erschaffen.«
    Er hielt einen dünnen, stockähnlichen Gegenstand hoch, der kürzer und schmaler war als die Stifte, mit denen wir schrieben. Obwohl er an einem Ende spitz zulief, ähnelte er keinem der Zauberstäbe, die ich bisher gesehen hatte.
    »Menschen stellen diese Stifte zu Tausenden her«, erklärte er weiter. »Sie sind leicht zu beschaffen und lassen sich problemlos mit Magie versehen. Im selben Augenblick, in dem ihr einen dieser Stifte mit der Hand berührt,
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