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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
Autoren: Timothy Zahn
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Meinung mit irgendeinem wunderlichen Aberglauben der Ihmisit; für mich war es nur ein Förderprogramm für das Hotel- und Gaststättengewerbe an der Peripherie des Raumhafens. »Sonnenaufgang ist morgen aber erst um fünf Uhr dreißig«, gab ich ihm zu bedenken. »Dann hätten wir nicht mehr viel Zeit für die Startvorbereitungen.«
    »Das Schiff ist bereits startklar«, erinnerte er mich.
    »Wir überprüfen es trotzdem, bevor wir starten«, sagte ich ihm. »Das meine ich mit ›Startvorbereitungen‹. Was ist mit der Startfreigabe?«
    »Alles schon geregelt«, sagte er und tippte auf sein Gewand. »Ich habe die Papiere dabei.«
    »Zeigen Sie sie mir.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht erforderlich. Ich werde schon an Bord sein, bevor …«
    »Zeigen Sie sie mir trotzdem.«
    Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, zog er für einen Moment ernsthaft in Erwägung, aufzustehen und sich einen Piloten zu suchen, der ein feineres Gespür für die Hierarchie eines Eigner-Mitarbeiter-Verhältnisses hatte. Doch dann griff er nur in die Innentasche der Jacke und zog einen dünnen Kartenstapel hervor. Vielleicht gefiel ihm mein Esprit, vielleicht hatte er auch nur keine Zeit mehr, sich jemand anderen zu suchen, der sein Schiff für ihn flog.
    Ich schaute mir die Karten der Reihe nach an. Die Papiere waren auf einen modifizierten Frachter der OrionKlasse namens Ikarus ausgestellt; er war auf der Erde zugelassen, und als Eigner war ein gewisser Alexander Borodin eingetragen. Außerdem handelte es sich um Kopien und nicht etwa um die Originalpapiere, von denen ich erwartet hätte, dass er sie bei sich trug. »Sie sind Borodin?«, fragte ich.
    »Stimmt«, sagte er. »Wie Sie sehen, steht einem morgendlichen Start nichts im Wege.«
    »Sieht jedenfalls so aus«, pflichtete ich ihm bei. Alle notwendigen Kontrollen waren bereits durchgeführt worden: Maschinenraum, Schubdüsen und Stardrive, Bordrechner, Zoll …
    Etwas unschlüssig runzelte ich die Stirn. »Was hat denn dieser versiegelte Frachtraum‹ zu bedeuten?«
    »Genau das, was es besagt«, beschied er mich. »Der Frachtraum befindet sich im Heck des Schiffs und wurde auf Gamm versiegelt, um jeglichen Zugang und alle Kontrollen zu unterbinden. Hier ist die Lizenz der Hafenmeisterei von Gamm.«
    »Dann kommen Sie also von Gamm, richtig?«, merkte ich an und sah die Lizenz auf der nächsten Karte. »Ein ruhiger kleiner Ort.«
    »Ja. Wenn auch etwas primitiv.«
    »Allerdings«, pflichtete ich ihm bei und stapelte die Karten wieder aufeinander. Dann warf ich noch einmal einen Blick auf die oberste Karte, prägte mir die Start-und Freigabecodes ein, die der Ikarus zugewiesen waren, und reichte sie ihm über den Tisch zurück. »In Ordnung, Sie haben einen Kapitän. Wie sieht’s mit einem Vorschuss aus?«
    »Tausend commark«, sagte er. »Zahlbar, wenn Sie morgen beim Schiff eintreffen. Noch einmal zweitausend, sobald wir die Erde erreichen. Mehr kann ich nicht zahlen«, fügte er mit dem Unterton einer Entschuldigung hinzu.
    Also insgesamt dreitausend für einen Auftrag, für dessen Durchführung ich wahrscheinlich fünf oder sechs Wochen veranschlagen müsste. Mit einer solchen Vergütung würde ich bestimmt nicht reich werden, aber ich würde wohl auch nicht verhungern. Vorausgesetzt natürlich, er würde auch den Brennstoff und die Liegegebühren bezahlen. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, Nachverhandlungen zu führen, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte mir, dass es nur Zeitverschwendung wäre. »Na schön«, sagte ich. »Haben Sie auch einen Ausweis für mich?«
    »Hier«, sagte er und griff wieder in die Jackentasche. Dabei nahm sein Gesicht kurz einen erstaunten Ausdruck an, weil ich wider Erwarten nicht versucht hatte, noch mehr Geld aus ihm herauszuholen. Für einen Moment fragte ich mich, in welche Richtung dieser Vorgang seine Meinung von mir wohl revidiert hatte, doch dann brach ich diese Überlegungen ab, denn sie waren müßig und unerheblich.
    Seine tastende Hand fand schließlich, wonach sie gesucht hatte, und brachte eine Plastikkarte im Format drei mal sieben Zentimeter zum Vorschein, die mit bunten Punkten besetzt war. Auch so eine Marotte der Ihmisit – womit sie diesmal die fehlende Bereitschaft zum Ausdruck brachten, die über zweihundert Landefeld-Quadranten auf ihrem Raumhafen durchzunummerieren oder anderweitig zu differenzieren. Die einzige Möglichkeit, ein bestimmtes Schiff zu finden – oder ein bestimmtes Servicecenter oder Zollamt
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