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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
Autoren: Timothy Zahn
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oder Vorratslager –, bestand darin, eine dieser kleinen Karten mitzuführen. Wenn man sie dann in den transparenten ID-Schlitz eines Landejackenkragens schob, wurde der Punktcode auf der Karte von den Sensoren an den Knotenpunkten ausgelesen, worauf eine Art Platzbefeuerung dem ortsunkundigen Reisenden den rechten Weg wies. Dadurch geriet die Reise manchmal zu einer ziemlich langwierigen Angelegenheit, aber die Ihmisit fanden eben Gefallen daran, und es bereitete im Grunde auch keine allzu großen Umstände. Wobei ich immer schon vermutet hatte, dass der Schwippschwager von irgendjemandem die Konzession zur Herstellung dieser Karten besaß. »Haben Sie sonst noch Fragen?«
    Ich schaute ihn mit einer nach oben gezogenen Augenbraue an und schob die Karte in den Kragenschlitz vor diejenige, die darauf programmiert war, mich zur Stormy Banks zurückzuführen. »Wieso? Haben Sie es denn eilig?«
    »Ja, ich habe heute Abend noch das eine oder andere zu erledigen«, sagte er, stellte den Krug ab und stand auf. »Guten Abend, Captain McKell. Ich sehe Sie morgen früh.«
    »Ich werde da sein«, sagte ich und nickte.
    Er erwiderte das Nicken und ging. Bahnte sich einen Weg durch das Labyrinth aus Tischen, schob sich an ein paar Gästen vorbei und verschwand schließlich durch die Tür. Ich nahm noch einen Schluck vodkaline, zählte bis zwanzig und brach dann auch auf.
    Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, als ob ich in Eile wäre, und so brauchte ich vielleicht eine halbe Minute länger als er, um die Taverne zu durchqueren. Aber das war kein Problem. Auf den Straßen wimmelte es zwar von Raumfahrern, aber die Straßenbeleuchtung war ziemlich gut, und mit diesem weißen Haar müsste er leicht auszumachen und zu verfolgen sein. Ich stieß die Tür auf und trat in die kühle Nachtluft hinaus.
    Die Yavanni hatte ich schon ganz vergessen. Leider hatten sie mich nicht vergessen.
    Sie warteten am Ende des Eingangs, halb hinter einem der dekorativen gläsernen Windabweiser verborgen, die zu beiden Seiten der Tür einen Meter von der Wand wegführten. Die exakte Identifizierung eines fremdrassigen Individuums ist immer eine heikle Angelegenheit, doch offensichtlich beherrschte diese Bande die Technik. Als ich aus dem Schutz der Windabweiser heraustrat, bewegten sie sich zielstrebig auf mich zu; der »Frontmann« war deutlich nach vorn gebeugt.
    Ich musste irgendetwas tun, und ich musste es schnell tun. Sie verzichteten nun auf ihr früheres Spiel, erst ein Territorium zu markieren – das war daraus zu ersehen, dass sie als ein Pulk gegen mich vorrückten. Ich hatte sie vor der ganzen Taverne blamiert; und was sie nun zweifellos im Sinn hatten, war eine knallharte Demonstration, dass ich damit einen großen Fehler begangen hatte. Ich zog in Erwägung, die Waffe aus der lacke zu ziehen, wurde mir aber sofort bewusst, dass das Selbstmord gewesen wäre; dann spielte ich mit dem Gedanken, mich wieder in die Taverne zurückzuziehen, und wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich damit nichts erreichen würde – außer die Auseinandersetzung noch hinauszuzögern.
    Also hatte ich nur noch eine Option: Ich straffte mich innerlich, machte einen schnellen Schritt zurück hinter den Windabweiser, drehte mich um neunzig Grad nach links und trat mit voller Kraft mit dem rechten Fuß nach hinten aus.
    Die meisten Windabweiser – so auch die hier – bestanden aus extrem widerstandsfähigem Kunststoff. Doch die Vyssiluyas bevorzugten Glas – und zwar hochvergütetes Glas. Da drei wütende Yavanni es auf mich abgesehen hatten, war ich verständlicherweise nicht in der Stimmung für halbe Sachen, und die Wucht des Fußtritts schien sich direkt über das Rückgrat in den Kopf zu übertragen. Aber ich erzielte immerhin das gewünschte Resultat: Das Glaspaneel flog heraus und zersplitterte in hundert Scherben, die sich in der Landschaft verteilten.
    Ich erlangte das Gleichgewicht zurück und machte einen Satz durch den nun fast leeren Rahmen. Ein großer Keil aus gezacktem Glas, das noch immer locker an der Seite des Rahmens hing, schabte an der Jacke, als ich hindurchsprang. Ich packte das Glas – wobei ich darauf achtete, mir nicht die Finger an den Kanten aufzuschneiden – und riss es heraus. Dann schwang ich das provisorische Messer und holte gegen die Yavanni aus.
    Der vordere Yavanni blieb wie angewurzelt stehen und erzeugte kurz eine leicht komödiantische Verwirrung, als die anderen zwei mit ihm zusammenstießen. Trotz ihrer Masse und
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