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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt
Autoren: Christina Dodd
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Wilhelm dem Eroberer, für Respekt erheischend genug hielten, mit Hannahs Mädchen anzustellen, was ihnen beliebte – oder mit der Leiterin selbst. Sie hatte diese Männer immer verabscheut wegen ihrer Selbstgerechtigkeit und Eitelkeit. Zu dumm, dass ausgerechnet dieser Gentleman hier aus anderem Holz geschnitzt war. Denn ein wenig aufgeblasene Oberflächlichkeit erleichterte den Umgang mit ihnen erheblich.
    »Du hast dich verspätet«, wiederholte Dougald den zuvor schon geäußerten Vorwurf. »Ich erwarte dich schon seit über einer Stunde. Und erzähle mir jetzt bitte nicht, der Zug hätte Verspätung gehabt. Er ist immer pünktlich.«
    »Dein Mann war nicht zur rechten Zeit da.« Sie zitterte wieder. Dougald verströmte eine seltsame Kälte und Frostigkeit.
    »Mein Mann?«
    »Alfred.«
    »Alfred hat dich abgeholt?« Er hob zwar nicht die Stimme, aber sein Tonfall verhieß nichts Gutes. »Mit seinem
Karren
etwa?«
    Hannah erinnerte sich nur allzu gut an sein Temperament; also setzte sie vorsichtig zu einer Erklärung an. »Mrs. Trenchard hat mir mitgeteilt, dass es sich um ein Missverständnis handelte.«
    »Das würde ich allerdings auch meinen.« Ein rötlicher Farbton brachte seine Wangen zum Glühen.
    Einen Moment lang erschien er Hannah wie der junge Dougald kurz vor einem Wutanfall, und es tat ihr gut, den Mann wieder zu entdecken, den sie zur Genüge kannte.
    Lieber einen bekannten Unhold als einen unbekannten Lord.
    Dann holte er Luft und beruhigte sich wieder. »Mein Fehler. Ich bin erst seit einem Jahr hier, und Mrs. Trenchard kann noch nicht wissen, welche meiner Anordnungen sie besser ignoriert.«
    Der Mann, den Hannah geheiratet hatte, hatte kaum je einen Fehler zugegeben. jetzt nahm er die Schuld auf sich, doch die Haushälterin schien ihn derart zu fürchten, dass sie einen anderen Bediensteten vorgeschoben hatte. »Was hast du ihr denn erzählt … über mich, meine ich?«, fragte Hannah.
    »Die Wahrheit.«
    Wie unangenehm, bereits vor ihrer Ankunft Gesprächsstoff gewesen zu sein. »Du meinst, du hast ihr verraten, dass ich deine Ehefrau bin?«
    »Ist es dir denn noch nicht zu Ohren gekommen? Meine Frau ist tot, ermordet von meiner eigenen Hand.« Er hielt die Hände hoch und bog die Finger, als umklammere er einen Hals. »Ich werde den Leuten hier doch nicht den Spaß verderben, den sie an dieser Geschichte haben!«
    In solch unangenehmem Ton vom eigenen Tod zu erfahren … grausam. »Warum …? Wie konnte eine solche Geschichte in Umlauf kommen?«
    Ungerührt ignorierte er ihre Frage und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Setz dich.«
    »Dougald, wie konntest du es zulassen, dass man derartige Schauermärchen über dich verbreitet?«, insistierte Hannah.
    »Nimm doch den Hut ab. Zieh die Handschuhe aus und das Cape. Setz dich hin und mach es dir gemütlich. Du wirst eine lange, lange Zeit hier sein.«
    Hannah straffte die Schultern, hob das Kinn und artikulierte mit kühler, gnadenloser Präzision: »Ich habe keineswegs die Absicht, hier zu bleiben.«
    Er bekam einen harten Zug ums Kinn und presste die Lippen zu einem Strich aufeinander. Dann durchquerte er unvermittelt mit großen Schritten den Raum, direkt auf sie zu. Kalte Schauer jagten ihr den Rücken hinauf, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Am Lehnstuhl machte er Halt, wobei er das Licht des Kaminfeuers verdeckte. »Du benutzt diesen Stuhl zwischen uns wie einen Schutzschild.«
    Ihr Gemahl streckte seine riesige Hand nach ihr aus. Hannah ließ sie nicht aus den Augen und zwang sich, nicht zusammenzuzucken, als er sie berührte – zum ersten Mal nach so vielen Jahren wieder.
    Dougald umfasste ihr Kinn, streichelte mit rauen Fingerspitzen ihr Ohr und hob ihr Gesicht an … keineswegs roh. Er berührte sie, als sei sie immer noch das hoch aufgeschossene, leicht zu beeindruckende Mädchen, das er einst geheiratet hatte. Und diese eine, dürftige Berührung bereitete ihr ein Vergnügen, das gleichzeitig wie Nadelstiche schmerzte.
    »Du versteckst dich hinter diesem Stuhl. Ich wünschte, ich könnte ihn einfach quer durchs Zimmer schleudern. Dich zu Boden werfen und dich auf der Stelle nehmen, mein Liebling. Und jeder deiner Schreie wäre ein Lustschrei.« Sein Daumen liebkoste ihre Lippen, und zum ersten Mal überhaupt lächelte er, ein sarkastisches Lächeln voll boshafter Entschlossenheit. »Aber das wäre zu einfach. Also nimm doch bitte Platz.«

Kapitel 3
    Hannah spürte, wie Dougalds Finger über ihr Gesicht strichen, und
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