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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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verbleibenden Öllampe wurde von den Felsen abgeschirmt.
    Den Bogen fest in der Hand, zog er probehalber an der Sehne. Das Prinzip schien klar. Die Kerbe am Pfeilende wurde in die Bogensehne geführt. Während er mit der linken Hand den Bogen hielt, konnte er mit den Fingern der rechten die Sehne, so weit es ging, zurückziehen und zielen. Und zwar ziemlich hoch, da der Pfeil einer ballistischen Flugbahn folgen würde. Dann würde er die Sehne einfach loslassen.
    Zeit für einen Versuch. Zeit, endlich loszulegen.
    Er hielt die erste umwickelte Pfeilspitze in die Flamme. Das ölgetränkte Material fing augenblicklich Feuer. Er hob seine Waffe, ließ die Sehne in die Kerbe am Pfeilende gleiten und spannte den Bogen, indem er die Sehne zurückzog und, das Bogenholz fest umklammernd, den linken Arm geradeaus vor sich ausgestreckt hielt. Er nahm zunächst den Ballon ins Visier, um den am wenigsten Leute standen. Allerdings zielte er etwas höher, so dass der Pfeil von oben auf den Ballon herabfliegen würde.
    Die Sehne schnitt in seine Finger, und er spürte, wie der Bogen unter der Spannung zitterte. Der brennende Stoff schien ihm so grell in die Augen, dass fast alles andere ausgeblendet wurde.
    War es richtig, was er machte?
    Zu spät, um sich jetzt noch Gedanken darüber zu machen.
    Er ließ die Sehne los. Der Pfeil sauste in hohem Bogen durch die Luft, schien dann auf dem Scheitelpunkt fast einen Moment lang zu verharren, ehe er wie ein kleiner Meteor herabstürzte und schließlich von oben auf die Ballonhülle traf.
    Mehrere Herzschläge vergingen und nichts passierte. Sherlock dachte schon, dass der brennende Pfeil entweder irgendwie von selbst ausgegangen war, die Spitze die Ballonhülle nicht hatte durchdringen können oder es sich bei dem Gas im Ballon nicht um Wasserstoff, sondern um irgendeine nicht brennbare Substanz handelte. Doch dann schien sich auf einmal das Material im oberen Bereich der Ballonhülle ringförmig abzuschälen wie die äußeren Blütenblätter einer Blume, und gleich darauf wurde Sherlock von einem grellen Flammenball geblendet, der vom Ballon aufstieg und in den Himmel schoss.
    Ein gewaltiges Geschrei schallte vom Lager empor. Aufgebracht rannten Leute mit bereitgestellten Wassereimern umher, im Bestreben, was auch immer an brennenden Teilchen herabfiel, augenblicklich zu löschen. Doch wie sich herausstellte, stieg das flammende Inferno zum Großteil einfach nur auf, um sich oben am Himmel auszutoben. Denn Wasserstoff war schließlich leichter als Luft.
    Sherlock ergriff einen weiteren Pfeil und entzündete ihn. Rasch zielte er auf den nächsten Ballon und schoss. Der Pfeil beschrieb einen flammenden Bogen am Nachthimmel, während er zunächst in der Dunkelheit emporstieg, um anschließend auf den gewölbten Seitenbereich des nächsten Ballons herabzuschießen.
    Dieses Mal konnte Sherlock nicht wahrnehmen, wie sich das Obermaterial des Ballons abschälte, aber der resultierende Feuerball war ebenso beeindruckend wie der erste. Während im Lager unter ihm vollends das Chaos ausbrach, feuerte Sherlock einen Pfeil nach dem anderen auf die restlichen Ballone ab. Als er schließlich keine Pfeile mehr hatte, war die Luft von Rauch erfüllt und der Boden von den glimmenden Resten lackierter Seide übersät. Und niemandem war dabei etwas geschehen! Der Gedanke erstaunte ihn selbst, aber er konnte keine Verletzten entdecken. Verzweifelt und angsterfüllt waren sie, ja, aber nicht verletzt. Der hell leuchtende Wasserstoff war einfach in die Luft aufgestiegen, und was auch immer an brennenden kleinen Teilchen wieder auf die Erde geregnet war, hatte keinen Schaden mehr anrichten können.
    Sherlock machte einen tiefen Atemzug. Die Ballone würden heute Nacht nicht in die Luft aufsteigen, und es würde Tage, vielleicht sogar Wochen dauern, bis weitere Ballone herangeschafft werden konnten. Bis dahin hätte sich Balthassars Armee entweder von selbst zerstreut oder würde beim Marsch auf Kanada von der Unionsarmee abgefangen worden sein. Er hatte es geschafft.
    Ein Teil von ihm wollte etwas gegen die Bomben unternehmen, die auf der anderen Seite des Lagers aufeinandergestapelt waren. Sherlock hatte Angst gehabt, dass sie von herabfallenden brennenden Teilchen zur Explosion gebracht werden könnten, was wahrscheinlich in einem allgemeinen Blutbad geendet hätte. Doch die Bomben hatten das Inferno unbeschadet überstanden. Entweder waren sie schwerer zu zünden, als er gedacht hätte, oder sie waren doch
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