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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Autoren: Jermaine Jackson
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zauberhafter, ein magischer Ort.
    In meinem Zimmer sehe ich mir die Lokalnachrichten im Fernsehen an und warte auf den Verhandlungstag Nummer 11. Ich denke an Michael in Neverland. Die Autos fahren jetzt vermutlich vor der Tür vor. Er wird schon seit vier Stunden auf sein, das Frühstück in seinem Zimmer auf einem Silbertablett serviert bekommen haben, allein. Diese wenigen Minuten zwackt er sich für sich selbst ab. Dann geht er nach unten; für die Fahrt zum Gericht ist eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Sein Tag ist minutiös durchgeplant, wie der Ablauf einer aufwändigen Show.
    Ich muss an all das denken, was er erreicht hat, und an all das, was er nun durchmachen muss.
    Wie ist aus einer so wunderschönen Geschichte etwas so Hässliches und Verzerrtes geworden? Lag das am Ruhm? Ist dies der Entscheidungskampf, wie er einem Schwarzen bevorsteht, wenn er am amerikanischen Traum festhält und sich erdreistet, in diesem Ausmaß Erfolg zu haben? Oder ist es das, was passiert, wenn ein Musiker größer wird als seine Plattenfirma? Geht es hier um Verlagsrechte? So nach dem Motto, wir machen den Menschen dahinter fertig, lassen aber die „Cash cow“ unangetastet?
    All diese Fragen gehen mir durch den Kopf.
    Halten sich seine Hollywood-Freunde und früheren Anwälte, seine Verbündeten und Produzenten jetzt fern von ihm, weil sie glauben, dass er sie gefährdet, und weil Freundschaft für sie eigentlich nur ein anderes Wort für einen Sponsoring-Deal ist? Was ist mit diesen Leuten, die früher so viel Zwietracht säten und gerne darauf hinwiesen, dass man uns, seine Familie, auf Abstand halten sollte, weil uns nicht zu trauen sei? Wieso sind die jetzt nicht an seiner Seite und flüstern ihm aufmunternde Worte der Unterstützung ins Ohr?
    Michael erkennt jetzt, wer sein Freund ist und wer nicht, und er merkt, was Familie bedeutet. Aber in diesen Tagen steht seine Freiheit auf dem Spiel, und alles, was er sich je aufgebaut hat, läuft Gefahr, in sich zusammenzustürzen. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen: die Nadel von der Platte heben und wieder mit dem ersten Track der Jackson 5 anfangen, mit einer Zeit der Gemeinschaft, der Einheit und des brüderlichen Zusammenhalts. „Einer für alle, alle für einen“, wie Mutter immer sagte.
    Während ich dieses „Was wäre wenn“ immer wieder von Neuem in meinem Kopf durchspiele, kann ich mich der Überlegung nicht verschließen, dass wir die Dinge hätten anders handhaben sollen, ja sogar müssen, vor allem, was Michael betraf. Wir zogen uns viel zu sehr zurück, als er seinen Freiraum verlangte, und das ermöglichte es den Geiern, dieses Vakuum zu besetzen. Wir ließen Außenstehende hinein. Ich hätte mehr tun sollen. Mich mehr durchsetzen müssen, die Tore von Neverland aufbrechen, als mich die Leute um ihn herum nicht hereinlassen wollten. Ich hätte das alles kommen sehen und da sein müssen, um ihn zu beschützen. Jetzt scheint es mir, dass ich das Versprechen des brüderlichen Zusammenhalts nicht eingehalten habe, das früher zwischen uns bestand.
    Das Mobiltelefon klingelt. Es ist Mutter, und sie klingt ganz durcheinander. „Michael ist im Krankenhaus … Wir sind hier bei ihm … Er ist ausgerutscht und gestürzt. Er hat sich am Rücken verletzt.“
    „Ich komme“, sage ich und bin schon aus der Tür.
    Mein Hotel liegt auf halber Strecke zwischen dem Gerichtsgebäude in Santa Monica und der Neverland-Ranch, und zum Krankenhaus ist es ebenfalls nicht weit. Ein Krankenhausangestellter lässt mich durch einen Seiteneingang hinein, damit es vorn an der Tür keinen Auflauf gibt.
    Auf der Station im zweiten Stock bemerke ich eine ungewöhnlich große Zahl von Schwestern und Patienten, die im Flur stehen, und bei meinem Eintreffen verstummt das aufgeregte Gerede sofort. Eine Phalanx von vertrauten Bodyguards in schwarzen Anzügen, die einem Präsidenten zur Ehre gereichen würde, bewacht die geschlossene Tür zu einem Privatzimmer. Die Männer treten beiseite, um mich durchzulassen.
    Drinnen sind die Vorhänge zugezogen.
    Im Dämmerlicht steht Michael in einer gemusterten blauen Schlafanzughose und schwarzer Jacke da. „Hi, Erms“, sagt er beinahe flüsternd.
    „Geht’s dir einigermaßen gut?“, frage ich.
    „Ich habe mir nur den Rücken verletzt.“ Er ringt sich ein Lächeln ab.
    Wie ich nun erfahre, ist er gestürzt, als er in Neverland aus der Dusche trat, und er hat heftige Schmerzen – es ist wie ein weiterer, letzter Nackenschlag in dieser
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