Xperten 1.2 - Der Mindcaller
Abstieg geschafft haben?«
»Ja, das stimmt. Es schaute von oben sehr schwierig aus. Und auch von hier, aber er war auch für uns, die wir weniger geübt sind, kein Problem«, unterstützt Aroha die Aussage Kevins.
»Wie erklärt ihr euch eigentlich die kuriosen Änderungen bei den Pflanzen?«, erkundigt sich Jeannie.
»Ein Mikroklima?«, versucht Mike eine Antwort zu geben, an die er selbst nicht recht glaubt.
»Aber wie erklärt ihr euch vor allem die eigentümlichen Lichteffekte als wir aus der ‚Kathedrale‘ herauskamen?«
Fast zornig unterbricht Kalina: »Wovon redet ihr den eigentlich? Mir ist weder beim Licht noch bei den Pflanzen etwas Besonderes aufgefallen. Ihr redet euch doch da nur irgendwas ein.«
Die anderen ignorieren den Einwand Kalinas und zeigen sich gegenseitig weitere Dinge die ihnen absonderlich vorkommen. Kalina schüttelt nur erstaunt den Kopf.
Aroha drängt es, näher zum Wasserfall zu kommen. Sie nimmt das Kapakapa aus der Bluse, und drückt es fest. Das Gefühl der Unwirklichkeit verstärkt sich. Die Bäume werden heller, und allmählich hört sie Stimmen aus dem fallenden Wasser. Sie erinnert sich, dass Flüsse, Bäche und Wasserfälle bei den Alten als heilig galten, und ihr ist, als würden diese zu ihr sprechen, ohne dass sie sie versteht. Je länger sie in das wirbelnde Wasser starrt, um so mehr kommt es ihr vor, als würde sie dunkle nackte Gestalten sehen, die sich umarmen und tanzen.
Sie zuckt zusammen, als sie plötzlich laut den Ruf von Mike hört: »Aroha, wo bist du? Es wird Zeit, dass wir weitergehen.«
Hastig verbirgt Aroha das Kapakapa und läuft zu den anderen zurück. Ihr Herz schlägt wie verrückt, und das ist nicht nur vom Laufen. Sie fragt, noch ganz außer Atmen die anderen, ob sie auch etwas wie singende Stimmen vom Wasserfall her gehört haben, aber ihre Freunde sehen sie nur erstaunt und verständnislos an.
Sie erreichen Felsen, die so steil aussehen, dass Kevin darauf besteht, sich anzuseilen. »Wenn wir weiter unten einen sicheren Platz finden werde ich ein paar Grundregeln des Kletterns erklären« meint er mit etwas Besorgnis in seiner Stimme: Er hat nicht mit ernsthafter Kletterei in dieser Gegend gerechnet und auch Mike blickt erstaunt.
Die zwei Männer sichern das Seil sorgfältig und lassen zuerst die Mädchen vorsichtig hinunterklettern. Dann folgen sie. Alle sind überrascht, wie leicht diese schwierige Stelle zu bewältigen ist.
Nach einer halben Stunde durch dichtes Gebüsch treten sie auf einen Strand - und bleiben vor Überraschung wie angewurzelt stehen.
»Das ist nicht Karekare«, stottert Kevin.
»Es ist kein Strand den je ich den Waitakeres gesehen habe; und ich bilde mir ein, alle zu kennen«, fügt Mike erstaunt hinzu.
»Ich sehe keine Anzeichen irgendeiner Strasse, die doch hier sein müsste ... ich verstehe nicht, wie wir uns so vergehen konnten. Man sieht doch vom Karekare Strand aus das obere Ende des verborgenen Tals und sieht doch auch vom Strand aus Teile des Baches, den wir herunter gekommen sind. Wie ist es dann möglich, dass wir jetzt nicht auf Karekare stehen? Und wie kommen wir weiter?«, stöhnt Aroha, die die Anstrengungen des Marsches spürt.
»Wir müssen wohl zurück wie wir gekommen sind«, meint Kalina ruhig.
»Nein, das wäre zu langweilig«, meint Mike. »Ich glaube, wir sollten versuchen, den normalen Weg zu finden, indem wir auf der anderen Hangseite hinaufsteigen.«
»Damit wir uns dann endgültig verirren?« sagt Aroha, der die Ungereimtheiten allmählich zu viel werden. Und als einzige ahnt sie, dass das Kapakapa dafür verantwortlich ist und etwas bei Ihnen auslöst, eine Art Halluzination, durch die sie die Wirklichkeit verändert sehen.
[18] Die Strände in den Waitakeres bestehen aus feinem, schwarzen Sand, der stark eisenhältig ist und vulkanischen Ursprung hat. Kurioserweise gibt es in den Hügeln mitten im Wald einige Stellen, wo sich große helle Sanddünen befinden. Die berühmteste Stelle ist wohl jene, die man über die schmale Straße zur Bethel‘s Beach erreicht, wenn man bei der Überquerung des letzten Baches vor dem Strand diesem Bach zu Fuß aufwärts folgt. Man kommt durch dichten Busch in eine Dünenlandschaft, die hier völlig deplaziert wirkt und die mit dem dahinter durch den Sand aufgestauten Süßwassersee fast wie ein Naturwunder wirkt.
»Aroha, Mike hat den Ruf, dass er sich in der Wildnis immer zurecht findet, sogar im Dunklen. Er bringt uns ohne Probleme zurück«,
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