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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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Gesicht.
    Susannah fuhr mit der Behandlung fort. Sie tupfte die Wunde noch einmal ab und legte sich anschließend die Ausrüstung zum Nähen zurecht.
    Seine Finger trommelten inzwischen ungeduldig auf die Tischplatte.
    Dann nahm sie die dünnste Nadel, zog den Faden ein und sah ihn ernst an. „Das wird jetzt ein bisschen weh tun“, erklärte sie.
    „Sehe ich aus wie ein kleines Kind?“, blaffte er zurück.
    „Nein, Sire, das allerdings nicht.“
    Eher wie ein gefährliches Tier mit seinen schwarzen Locken und den seltsamen Augen. Ein lichtes Grün, so wie der Schilfsee am Waldrand, wenn die Morgensonne darauf fiel. Oder hatten sie eher die Farbe von hellem Bernstein? Sehr eigenartig jedenfalls. Und irgendwie bedrohlich. Keine Augen, die Susannah gefielen, sie mochte lieber warme braune Augen, wie ihr Gideon sie gehabt hatte.

    Obwohl ihre Finger ein bisschen zitterten, ging das Nähen der Wunde gut voran. Nottingham saß vollkommen ruhig und ließ sich keine Schmerzen anmerken. Nur an den weißen Knöcheln seiner Hände, die die Stuhllehnen umklammerten, sah sie, dass er zumindest nicht völlig gefühlsfrei war. Immerhin jammerte er nicht herum so wie manch andere Männer, die sie behandelt hatte. Das lag aber sicher nur an seinem hochherrschaftlichen Stolz.
    Als sie fertig war und eine getränkte Kompresse auf die kaum erkennbaren Stiche legte, musterte Nottingham sie nochmals von oben bis unten. Erst jetzt stellte Susannah entsetzt fest, dass sie nur ein dünnes Unterkleid trug, durch das sich ihre weiblichen Formen sicher deutlich abzeichneten. Sie hatte es vorne nicht einmal richtig zugeschnürt, weil sie sich normalerweise ein anderes Gewand überwarf, wenn sie nach draußen ging. Doch dafür war beim überstürzten Aufbruch keine Zeit mehr geblieben.
    Er wandte sich an die beiden Wachen, die noch im Raum standen. „Lasst uns alleine“, befahl er.
    Kaum war die Tür zugefallen, umfasste er grob ihre Leibesmitte, zog sie an sich und betastete mit der anderen Hand ihre Brust.
    „Da du mich keinen Wein trinken lässt, musst du mich wohl oder übel anderweitig von den Schmerzen ablenken, Mädchen!“, raunte er ihr zu.
    Susannah konnte nur mühsam den Impuls unterdrücken, seine Hand wegzuschlagen. Wie seine Nähe sie anwiderte!
    „Das soll also Euer Lohn sein für meine ärztlichen Dienste, Milord?“, presste sie hervor.
    Er lachte amüsiert auf und fuhr fort, ungeschickt ihre Brust zu kneten. „Bisher hat sich noch keine der Frauen beschwert, wenn ich sie angefasst habe!“
    „Ach”, rutschte ihr heraus.
    Überrascht ließ er von ihr ab und schaute sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Was soll das heißen?”, fragte er in scharfem Tonfall.
    Sein Blick durchbohrte sie förmlich.
    „Nichts, Sire”, sagte sie schnell. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie fürchtete, er könnte es hören. Sie musste ihr vorlautes Mundwerk zügeln, sonst brachte sie sich ernsthaft in Gefahr.
    Doch er ließ nicht locker. „Reden die Weiber mit dir? Es hat sicher keine von denen erzählt, dass ich nicht meinen Mann gestanden hätte!“, sagte er und richtete sich zur vollen Größe auf. Stolz hob er das Kinn und blickte sie abwartend an.
    „Natürlich nicht, Milord”, bestätigte sie umgehend. Vielleicht etwas zu schnell, denn er sah sie nach wie vor an. Lauernd.
    „Was dann?”, fragte er, mit einem Nachdruck in der Stimme, der ihr ganz und gar nicht gefiel. „Was haben sie von mir berichtet, sprich!”
    „Ich kann Euch beruhigen, Sire, es hat sich nie eine beschwert, dass Ihr zu wenig männlich gewesen wäret.”
    „Aber?”
    Er gab nicht auf. Zum Teufel, was sollte sie tun? Ihn anlügen? Das würde er vielleicht durchschauen. Aber glaubte er im Ernst, dass es für eine Frau beglückend war, von ihm grob genommen zu werden? Meinte er, dass nur die harte Männlichkeit etwas zählte?
    „Nun ja”, sagte sie schließlich, „darauf kommt es bei einer Frau eben nicht ausschließlich an.”
    Nottingham fegte mit dem Arm den Weinkelch vom Tisch, sprang auf und baute sich unmittelbar vor ihr auf, die Augen bedrohlich funkelnd. Sein Gesicht stand direkt über ihrem, als er sie anzischte.
    „So? Und hättest du die Güte, mir mitzuteilen, worauf es dann ankommt?“
    Susannah hielt seinem Blick stand, wenn auch mühevoll. Sie konnte dieser Inquisition nicht mehr entkommen, das stand fest. Also blieb nichts anderes übrig, als das auszusprechen, was sie sich ehrlich dachte.
    „Sire”, begann sie, „ich kann mir
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