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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Hertz
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Davon werde ich mit Tim Lievers und den Reeperbahnjungs schon bald wieder einen auf den Markt werfen, das steht für mich außer Zweifel. Doch, mein Leben ist prima!
    »Na?« Unbemerkt ist Lutz in mein Büro gekommen und lehnt nun lässig im Türrahmen. Ich sollte dort so einen Kasten anbringen lassen, aus denen man auf Ämtern seine Nummer zieht, so schnell, wie sich hier heute die Kollegen die Klinke in die Hand geben. Wobei: Lutz ist ja kein Kollege, er ist mein Chef, und für den habe ich natürlich immer Zeit.
    »Was grinst du denn so zufrieden vor dich hin?«, will er wissen. Obwohl er schon Mitte fünfzig ist, duzen wir uns; überhaupt spricht sich in der Musikbranche so gut wie keiner mit
Sie
an.
    »Nix«, antworte ich, denn noch sollen die Reeperbahnjungs mein Geheimnis bleiben, »hab nur gerade an was gedacht.«
    »Das scheint ja etwas Schönes gewesen zu sein«, kommentiert mein Boss und schiebt ein neckendes »Bist du etwa verliebt?« hinterher.
    »Quatsch!« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Mein Herz schlägt nur für die Musik, weißt du doch.«
    Mit einem Mal tritt ein etwas seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht. Irgendwie nahezu düster. »Da bin ich aber beruhigt«, sagt er, aber es klingt merkwürdig. Hat er meinen flapsigen Kommentar in den falschen Hals bekommen?
    »Kannst du mal mit in den Konfi kommen? Ich muss mit euch allen reden. Die anderen sind schon da, aber dein Telefon war auf Hilde umgestellt.«
    »Klar«, erwidere ich etwas verwundert. »Was gibt’s denn?«
    »Erkläre ich dir gleich«, sagt er nur, dreht sich um und geht. Ich folge meinem Boss und bin etwas irritiert. Natürlich ist es keine Seltenheit, dass wir uns alle zu einem Meeting treffen – aber irgendwie habe ich plötzlich ein ganz komisches Gefühl, mir ist regelrecht flau im Magen. Das letzte Mal, dass ich so etwas gespürt habe, war … hmm … auweia: vor gut fünf Jahren, als mein damaliger Freund von heute auf morgen und ohne Vorwarnung mit mir Schluss gemacht hat!
    Hat Lutz das etwa auch vor? Also, nicht mit mir Schluss machen, sondern mich rauswerfen?
    Aber das ist ja Unsinn,
beruhige ich mich in Gedanken,
dafür würde er ja nicht die gesamte Belegschaft im Konfi versammeln.
    Oder etwa doch?
    Will er mich vielleicht
coram publico
feuern? Waren die zwei Flops im letzten Jahr doch zu heftig? Habe ich irgendwo irgendwas übersehen? Wie konnte mir das passieren? Und was überhaupt? Und …
    Stella,
ermahne ich mich, während ich meinem Chef weiter in Richtung Besprechungsraum folge,
jetzt hör auf, dir irgendwelche Horrorszenarien vorzustellen, deine Paranoia ist ja wirklich unerträglich! Es wird schon nichts sein.
    Auch meine Kollegen sehen ein wenig beunruhigt aus, als ich direkt hinter Lutz in den Konferenzraum komme. Tobias knabbert mal wieder an seinen Fingernägeln. Auf Hildes Stirn steht eine steile Sorgenfalte, und sie kaut nervös auf einem weiteren Schokoriegel herum. Silke vom Marketing hat hektische Flecken im Gesicht, und auch ihre Kollegin Mareike, die für Presse und Promotion zuständig ist, sieht alles andere als glücklich aus. Nur Oliver, unser Produktmanager, wirkt einigermaßen gelassen. Er kippelt mit seinem Stuhl und diskutiert mit Sven vom Vertrieb über einen neuen Club, den er am Wochenende entdeckt hat. Aber kaum sind wir eingetreten, verstummt das Gespräch.
    Lutz nimmt an der Stirnseite des Konferenztisches Platz, ich setze mich neben Hilde.
    »Was ist denn los?«, flüstere ich ihr leise zu, aber sie schüttelt nur stumm den Kopf.
    »Also, Leute«, beginnt Lutz, dann räuspert er sich. »Ich weiß, dass das für euch alle jetzt sehr überraschend kommt. Mich hat es selbst überrascht …« Er unterbricht sich und scheint nach den richtigen Worten zu suchen.
    Mit ihrer freien Hand umklammert Hilde die Armlehne ihres Stuhls so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortreten. Mein Herz wummert mittlerweile so schnell wie der Beat eines Scooter-Songs, denn nach der Einleitung bin ich mir ganz sicher: Es wird doch etwas ganz, ganz Schlimmes sein, was Lutz uns im nächsten Augenblick mitteilen wird!
    »Es ist mir wirklich nicht leichtgefallen, diese Entscheidung zu treffen«, fährt Lutz fort. »Aber ich konnte nicht anders, was ihr hoffentlich verstehen werdet. In den vergangenen Tagen habe ich hin und her überlegt, habe die verschiedenen Möglichkeiten wieder und wieder durchgedacht …«
    »Jetzt sag schon endlich, worum es geht!«, platze ich heraus. Wenn Lutz hier noch länger
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