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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Hertz
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verstehen kann. »Wie bitte? Ich kann dich kaum hören.«
    »Tim braucht dich!«, brüllt er mir ins Ohr.
    »Tim
braucht
mich? Wieso?«
    »Stella, ich war meistens mit dabei, wenn die Jungs mit Martin am Album gearbeitet haben, und es ist auch richtig gut geworden. Aber es war manchmal nicht ganz einfach, weil Tim nur selten bei der Sache war.«
    »Nur selten bei der Sache?«, wiederhole ich mal wieder.
    »Ja, irgendwie … Nicht ganz mit dem Herzen dabei. Im Studio konnten wir das gut ausgleichen, aber jetzt steht die Band schon seit einer halben Stunde auf der Bühne, und … irgendetwas fehlt.«
    »Irgendetwas fehlt?« Okay. Ich bin ein
Papagei.
    »Er hat mir neulich erzählt«, fährt Tobias fort, »dass du mit dem Vertrag damals noch warten wolltest, weil du der Meinung warst, dass der Musik noch etwas fehlt. Und heute Abend, bei seinem ersten großen Live-Auftritt mit der Band, habe ich den Eindruck, dass es vielleicht wirklich so ist. Das Publikum ist zwar angetan, aber der Funke springt nicht so richtig über. Ehrlich gesagt schmiert Tim sogar ziemlich ab. Da habe ich mich gefragt, ob das, was ihm fehlt, nicht vielleicht … also …« Er räuspert sich. »Ob das nicht vielleicht du bist.«
    »Ich?«
    »Nun stell dich nicht so blöd an!«, donnert mein Ex-Junior auf einmal. »Ich habe euch in der Heide beobachtet. Und da dachte ich … Weißt du, mir ist klar, dass du mich für einen ziemlichen Kindskopf hältst, und das bin ich ja auch.« Er hat sich richtig in Rage geredet und feuert mir entgegen: »Aber irgendwie glaube ich, dass ich mit meiner Vermutung nicht ganz falschliege. Deswegen rufe ich dich an, um zu fragen, ob du zur zweiten Hälfte kommst.« Wieder rauscht es in der Leitung. Oder rauscht es in meinem Kopf? Im Moment kann ich das nicht auseinanderhalten.
    »Tobi, es ist echt nett, dass du das machst, aber …«
    »Das
Aber
kannst du vergessen, Stella!« Tobias’ Ton duldet keinen Widerspruch. »Tim ist dir doch wichtig. Ich warte am Seiteneingang auf dich.« Bevor ich
ja
oder
nein
sagen kann, gibt Tobias mir noch die Adresse der Location durch – die ich natürlich kenne, denn ich habe ja die Plakate gesehen und mir mehr als einmal vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn ich doch zu dem Konzert gehen würde –, dann legt er einfach auf. Etwas ratlos starre ich auf mein Handy.
    »Was war das denn jetzt?«, will Miriam wissen.
    »Hast du doch gehört«, antworte ich. »Mein Ex-Kollege Tobias will, dass ich zum Konzert der Reeperbahnjungs komme, weil er glaubt, dass Tim etwas fehlt.«
    »Dann lass uns hinfahren, worauf warten wir noch?«
    »Ich weiß nicht«, erwidere ich zögerlich, »vielleicht hat Tim nur einen schlechten Tag, da kann ich ihm auch nicht helfen.«
    Miriam schüttelt in gespielter Entrüstung den Kopf. Okay, so richtig gespielt ist sie vermutlich doch nicht. »Möglicherweise kannst du es aber doch. Das wirst du nur herausfinden, wenn du es versuchst.«
    »Und was ist mit dieser Lucy-Lou?«
    »Was weiß ich, was mit der ist!« Miriam verdreht genervt die Augen. »Vielleicht war sie auch nur ein Ausrutscher wie Martin bei dir. Oder er war traurig und hat sich mit ihr getröstet. Oder, oder, oder!«
    »Kann aber auch sein, dass es etwas Ernstes ist. Dann liegt Tobias mit seiner Vermutung daneben, und es wird höchstens peinlich, wenn ich da aufkreuze.« Ich male mir im Geiste aus, wie ich vor Tim stehe, der mir erklärt, dass er gar nicht weiß, was ich von ihm will, und dass er doch jetzt seine Dumsi-Doo …
äh
 … Lucy-Lou hat. Bei dem Gedanken schüttelt es mich, nein, so eine Klatsche möchte ich mir nur ungern abholen. »Nein«, wiederhole ich deshalb noch einmal, »da ohne Ankündigung aufzutauchen ist vollkommener Unsinn!«
    »Stella«, sagt meine Freundin und klingt dabei mit einem Mal sehr, sehr streng. »Weißt du noch, was du dir vorgenommen hast?«
    »Was meinst du?«
    »Dass du dir selbst vor gar nicht allzu langer Zeit versprochen hast, dass du aufhörst, immer nur Dinge zu tun, die wahnsinnig vernünftig sind.«
    »Das spielt doch in diesem Fall überhaupt keine Rolle.«
    »O doch!«, ruft meine Freundin. »Das tut es, aber wie! Und wenn du nicht sofort deinen idiotischen Hintern und deinen noch viel idiotischeren Dickschädel Richtung Reeperbahn bewegst, vergesse ich mich! Denn dann muss ich leider davon ausgehen, dass meine beste Freundin in den vergangenen Wochen und Monaten nicht das Geringste dazugelernt hat und gerade mal wieder dabei ist, sich
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