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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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nachdenklich an.

 
    „Mama, die Geschichte vom Opa mit
dem Pipi, das im Wasser rosa wird, die stimmt nicht.“

 
    „Natürlich stimmt die!“ Erst mal
alles abstreiten.

 
    „Nein, die stimmt nicht!“

 
    „Und woher willst du das wissen?“
Ich ahnte Böses.

 
    „Weil ich Pipi in den Pool gemacht
habe und es ist nichts passiert.“

 
    „Und wann hast du das gemacht?
Jetzt, gerade eben? Das ist doch total eklig.“

 
    „Nö, ist schon was her, irgendwann nachdem
du mir das erzählt hast.“

 
    „Heißt das, du hast drei Jahre lang
beim Schwimmen jedes Mal in den Pool gemacht?“

 
    Mir wurde ganz anders. Wir gehen
fast jeden Tag Schwimmen.

 
    „Nö, nicht immer, nur wenn ich
keine Lust hatte, auf Toilette zu gehen.“

 
    Ich bin immer noch damit
beschäftigt, nachzudenken, wie oft genau ich meine Tochter am Pool auf die
Toilette habe gehen sehen.

16. ) Der „echte“
Osterhase

 
    Mit Kindern einkaufen zu gehen ist
immer gefährlich. Vor allem, wenn man eigentlich nur schnell ein Brot für den
nächsten Tag kaufen will. Egal, an welchem Regal sie vorbeikommen, irgendein
Objekt der Begierde finden sie immer. Meine jüngere Tochter ist neulich vor
Unglück in Tränen ausgebrochen, als ich ihr klargemacht habe, dass sie wirklich
keine 20 Pakete Streichhölzer zum Aufstellen in ihrem Zimmer braucht.

 
    Noch schlimmer wird es, wenn direkt
am Supermarkteingang ein Sonderregal mit Ostersachen aufgebaut ist. Wie bei
unserem letzten Besuch im Supermarkt. Ostern findet in Dubai eigentlich nicht
statt, aber ein paar total überteuerte Schokoladenhasen verkaufen sie hier dann
doch.

 
    Selbstverständlich wollte ich die
lieben Kleinen, die zielstrebig zum Osterregal liefen, gnadenlos weiterziehen,
als mein Blick ganz unten im Regal auf mehrere Pakete Lindt-Schokoladenostereier
fiel. Ich liebe Lindt-Schokoladenostereier. Ich konnte nicht widerstehen, ich
legte zwei Beutel in den Einkaufskorb. Man gönnt sich ja sonst nichts und ich
habe seit Jahren keine Lindt-Eier mehr gegessen.

 
    Wie immer, wenn sich Gier mit
Nachlässigkeit paart, nahm das Verhängnis seinen Lauf.

 
    Tochter Eins: „Mama, wieso kaufst du die? Die bringt doch
der Osterhase.“

 
    Mist. Ertappt. Das hat man davon,
wenn man den Kindern mit viel Aufwand vormacht, dass es den Weihnachtsmann
gibt. In Zeiten der Gleichberechtigung kann man da schlecht zugeben, dass der
Osterhase ein riesengroßer Quatsch ist. Verzweifelt begannen meine kleinen,
grauen Zellen nach einer Erklärung zu suchen. Ich wollte diese Lindt-Schokoeier
haben. Für mich. Und den Osterhasen sollte es auch geben. Für die Kinder.

 
    Die kleinen grauen Zellen von
Tochter Zwei arbeiteten derweil ebenfalls: „Mama, wo kriegt der Osterhase
eigentlich die ganzen Geschenke her?“

 
 
    Tochter Eins, leicht überheblich:
„Na, die kauft er hier im Supermarkt und im Spielzeugladen.“

 
    Mama begann zu ahnen, dass dieses
Gespräch nicht in die richtige Richtung gehen würde. Die kleinen grauen Zellen
verweigerten allerdings weiterhin einen erklärenden Beitrag. Also drängte ich
aufs Weitergehen. Was selbstredend nichts brachte.

 
    Tochter Zwei: „Ich habe aber noch
nie einen Osterhasen im Supermarkt gesehen!“

 
    Tochter Eins, wieder leicht
überheblich: „Der geht nachts einkaufen.“

 
    Tochter Zwei: „Aber dann ist der
Supermarkt doch zu. Wo bezahlt der denn dann?“

 
    Tochter Eins, jetzt leicht
verunsichert: „Der muss nicht bezahlen.“

 
    Tochter Zwei: „Wieso nicht?“

 
    Tochter Eins streng: „Weil der
Osterhase und der Weihnachtsmann eben nicht bezahlen müssen.“

 
    Tochter Zwei, ganz aufgeregt: „Aber
der Weihnachtsmann hat doch eine Fabrik für die ganzen Geschenke! Die zeigen
sie sogar in dem Weihnachtsfilm mit Micky Maus! Wieso geht der dann nachts noch
ins Spielzeuggeschäft?“

 
    Die Gesichter von beiden Mädchen
waren mittlerweile hochrot, so angestrengt dachten sie darüber nach, wo die
Geschenke nun herkommen.

 
    Tochter Zwei: „Mama, hat der
Osterhase auch eine Fabrik für die Geschenke und die Schokohasen?“

 
    In diesem Moment sah ich nur noch
eine Lösung:

 
    „Kinder, wollt ihr ein Eis?“ Keine
Reaktion.

 
    Im Gegenteil, Tochter Zwei hatte
sich festgebissen wie ein Rottweiler in einen Knochen:

 
    „Mama, wenn der Weihnachtsmann die
Geschenke alle in seiner Fabrik macht, warum sehen die dann genauso aus wie die
Spielsachen in den Geschäften?“

 
    Ich,
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