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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker
Autoren: Pierre Emme
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vertraut gemacht«, erklärte Palinski. »Dabei hat er etwas gefunden, im Internet gegen gecheckt und ist auf den so genannten ›Regenschirmmord‹ 1975 in London gestoßen .«
    »Ist das nicht der Anschlag auf einen Dissidenten, der vom bulgarischen Geheimdienst umgebracht worden ist ?« , erinnerte sich Franca, die ihren Ruf, nicht nur äußerst gebildet zu sein, sondern auch über ein überdurchschnittliches Gedächtnis zu verfügen, wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellte.
    »Korrekt«, bestätigte Palinski, »und damals war Rizin im Spiel. Und die Umstände beim Tod der Frau Stauffar erinnern irgendwie an die Geschichte in London. Die Frau hat sich wahrscheinlich auf diesen winzigen kegelförmigen Glasbehälter gesetzt und dabei die Spitze abgebrochen. Dann hat sie sich das Ding von der Pobacke gewischt. Von der Duschtasse ist es dann in den Abfluss gespült worden .«
    »Teuflisch einfach, wenn es so gewesen ist«, merkte Wallner an. »Ich muss sagen, gute Arbeit. Wirklich gute Arbeit»
    »Das Gift ist leicht zu bekommen und schwer nachzuweisen, wenn man nicht direkt danach sucht. Denn die Symptome setzen erst nach einigen Tagen ein und sind unspezifisch .« Nonchalant fuhr Palinski fort, sein Wissen vorzutragen und wirkte sehr überzeugend damit.
    »Woher weißt du das alles ?« , Schneckenburger war sichtlich beeindruckt.
    »Das hat mein Partner Florian alles aus dem Internet«, bekannte Mario, der sich nicht mit falschen Federn schmücken wollte. »Es ist erstaunlich, was man in diesem Medium alles finden kann. Man muss nur richtig danach suchen .«

3
    Worauf sich Palinski bei seinem Besuch des Innenministers besonders freute, war der Kaffee. Dr. Josef Fuscheé schätzte ebenfalls die von Palinski bevorzugte italienische Marke, die englisch-kundige Ignoranten zu völlig falschen Assoziationen verleitete. Und das aus Steuergeldern.
    Die Vorfreude auf den Genuss war durchaus berechtigt, wie der frühe Besucher gleich nach Betreten des eindrucksvollen Ministerbüros am angenehm vertrauten Geruch feststellen konnte.
    »Guten Morgen, Mario«, begrüßte ihn »der Josef .« Tatsächlich, die beiden waren seit knapp einem Jahr per Du , allerdings nur im vertraulichen Kreis. Ministerialrat »Miki« Schneckenburger durfte noch einen Cappuccino mit dem Chef und seinem Besucher schlürfen, wurde dann aber hinaus gebeten.
    »Ich habe ein ziemlich delikates Problem eher privater Natur«, kam der große Meister dann rasch zur Sache. »Und ich habe lange überlegt, wem ich mich anvertrauen und wen ich um Hilfe bitten soll .« Der Minister blickte Palinski direkt in die Augen.
    »Nach reiflichen Überlegungen ist meine Wahl oder besser meine Hoffnung auf dich gefallen .«
    Fuscheés Neffe Werner Labuda, der Sohn seiner Schwester, war das, was man das »schwarze Schaf« der Familie nannte.
    »Werner war immer schon ein schwieriges Kind, hat bereits in der Schule polarisiert und ständig gegen seine Eltern opponiert .« Josef lachte gequält auf. »Und sein Verhalten mir gegenüber, ich bin für ihn der miese, karrieresüchtige Opportunist, der leibhafte Ungustl. Alleine, was er mir in Sachen Asylpolitik an den Kopf geworfen hat .«
    »Der Bursche ist mir jetzt schon sympathisch« warf Palinski ein, grinste gleichzeitig aber beschwichtigend.
    »Ihr habt leicht reden«, jammerte der Minister. »Glaubst du allen Ernstes, dass mir alles, was ich politisch vertreten muss, persönlich Freude macht ?«
    »Du wirkst halt immer sehr überzeugend .«
    Das war eine jener Äußerungen, bei denen sich der Innenminister fragte, warum er diesen unmöglichen Menschen nicht einfach seines Büros verwies.
    Er kannte die beiden Antworten. Erstens war Palinski einer der wenigen, der ihm ungeschminkt seine Meinung sagte und zweitens der Einzige, der ihm in dieser Situation helfen konnte, ohne dass die pikanten Details sofort publik werden würden.
    Aber es gab auch noch einen dritten Grund, so schwer es Fuscheé auch fiel, das zuzugeben. Dieser Palinski war mitunter arrogant, zeitweise von einer beneidenswerten Präpotenz und politisch ganz gewiss kein Gesinnungsgenosse. Aber er war der einzige Mensch, dem der Minister in dieser Situation ver- und dem er gleichzeitig auch eine Lösung des Problems zutraute.
    »Langer Rede kurzer Sinn, Werner ist verschwunden«, fuhr der Minister fort. »Er hat vor fünf Tagen das Haus seiner Eltern in Mank nach einem wilden Streit verlassen und wollte in seine Studentenbude nach Wien .« Fuscheé
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