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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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Ihres Kontaktmannes?«
    Sie bestätigte das. »Er war sauer. Die Sache
dauerte ihm zu lange – er dachte, er kommt einmal her und gut. Doch so lief es ja
nicht. Er fing an, sich Sorgen zu machen, weil der Wagen auffällig ist, andererseits
wollte er auch auf den gewohnten Komfort während der langen Fahrt nicht verzichten.
Beim nächsten Mal wollte er ein anderes Auto nehmen. Braucht er ja jetzt nicht mehr.«
    »Beate Michaelis?«, fragte Wiener.
    »War das die Hellseherin? Diese arrogante
Person? Sie aus dem Haus zu locken, war noch einfacher, als Meinert zu einem Treffen
an der ›Lagune‹ zu überreden. Beide waren so neugierig – wie Claudine. Tja – das
bringt schon mal den Tod. Aber ich weiß, was Sie meinen. Ihr Gesicht. Sie hatte
eine Strafe verdient für all die Arbeit, die ich mit ihr hatte.«
    Sie holte tief Luft.
    »Kann ich bitte einen Kaffee bekommen?«
    Hauptkommissar Nachtigall hustete, verschluckte
sich, hustete wieder.
    Rasch verließ er den Raum. Eine Kollegin
führte Serafine Marquez wenige Augenblicke später über den Gang.
    Wiener blieb noch lange allein am Tisch
sitzen und lauschte schaudernd den aufgezeichneten Worten der geständigen Mörderin.
     
    Von seinem Büro aus rief Nachtigall Dr. März an und informierte
ihn über die letzten Ermittlungsergebnisse.
    Kaum legte er auf, klingelte das Telefon,
und Albrecht Skorubski teilte ihm mit, dass er heute niemanden mehr auftreiben konnte,
der das Schließfach öffnen könne – aber für morgen habe er einen Termin.
    Nachtigall seufzte.
    Die Kollegen in Freiburg würden den Halter
des Fahrzeugs leicht ermitteln.
    Die Bilder legte er auf seinen Schreibtisch.
    Schwerfällig erhob er sich und griff nach
seiner Jacke.
    Für ihn war für heute Schluss.
    Alles Weitere konnte warten.

75
     
    Emile saß mit Jule und Conny in der Küche.
    »Fall gelöst?«, fragte er, und Nachtigall
nickte müde. »Und selbst?«, wollte er dann wissen.
    »Danke, ebenfalls. Die Kleine war gar nicht
entführt. Die Mutter hatte sie bei einem Freund der Familie versteckt und versuchte
nur, vom Vater das Lösegeld zu erpressen. Ich fand mehrere verdächtige Formulierungen
in den Briefen, und auf unsere provokativen Aktivitäten reagierte die Mutter unbeeindruckt,
so als wisse sie, was der Entführer unternehmen könnte. Na, ja – Sybille wird jetzt
erst mal von einer Kinderpsychologin betreut. Und wer war es nun bei euch?«
    »Das glaubst du nicht! Komm einfach mal
im Büro vorbei, dann erklären wir dir alles.« Nachtigall lachte leise, umarmte Conny
und küsste sie schmatzend.
    »Komm, wir fahren jetzt noch los! Ich lade
dich ein. Ein Wochenende mit einem stattlichen Hauptkommissar, demenzgefährdet und
leicht übergewichtig – in einem tollen Hotel. Gebucht habe ich schon. Pack nur das
Nötigste ein – und dein Lieblingskleid. Ich habe Karten für eine Oper.«
    »Wie – jetzt?«, fragte sie verblüfft.
    »Ja. Die Kinder hüten Haus und Katzen –
und wir verschwinden bis Montag.«
    »Prima!« Schon war sie verschwunden.
     
    »Was haben die beiden vor?«
    »Eine Überrumpelungshochzeit. Er hat alles
vorbereitet – Dr. Pankratz und eine Freundin von Conny sind eingeweiht und werden
Trauzeuge sein.«
    »Und wenn sie ›nein‹ sagt?« Emile runzelte
die Stirn. Bei Frauen wusste man schließlich nie.
    »Niemals! Nicht bei diesem ganz besonderen
Antragsteller.«

76
     
    Burkhard Grün konnte mit dem Abschluss der Angelegenheit
wahrlich nicht zufrieden sein.
    Der Auftrag war stümperhaft ausgeführt worden
– was er zum Glück nicht allein zu verantworten hatte. Ganz zu schweigen von dem
noch nicht zu ermessenden Schaden, den sein Image genommen hatte.
    Lustlos ließ er die Tomatensuppe von seinem
Löffel wieder in den Teller plätschern. Dann legte er das Besteck beiseite, schob
die Suppe an den Rand des Tisches und starrte in den bunten Salat, als könne er
aus der Anordnung der Blätter und Sprossen Informationen für seine Zukunft lesen.
    Modeln konnte er nicht ewig.
    Er war gezwungen, sich ein sicheres Finanzpolster
zu verdienen. Dabei stand eine Veränderung seines Lebensstils selbstverständlich
nicht zur Debatte. Er würde den nächsten Auftrag mit der von ihm erwarteten Sorgfalt
und Bravour meistern, und alles käme wieder ins Lot, versuchte er sich selbst Mut
zu machen.
    Er stocherte in seinem Salat, trennte fein
säuberlich die grünen Streifen von den roten, orangefarbenen und gelben, legte für
die Sprossen ein eigenes, fünftes Tellersegment
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