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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Autoren: Lori Handeland
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Malachi ist hier.“
    Sobald sie sich umdrehte, sprang ich in ihren Wagen – genauer gesagt in den alten Ford Focus ihres Vaters – , verriegelte die Türen und trat aufs Gaspedal. Lieber sollte sie wütend auf mich sein als tot.
    Claires Handy klingelte, kaum dass ich den Parkplatz verlassen hatte. Auf dem Display stand: Rathaus . Ich ignorierte den Anruf. Sie würde mich nur anschreien, und ich war gerade nicht in Stimmung.
    Obwohl ich bezweifelte, dass Quatie so dumm sein würde, zu ihrer Hütte zurückzukehren, vergewisserte ich mich.
    Verlassen, genau wie ich erwartet hatte, und es gab auch keinen Hinweis darauf, dass zwei Personen hier gewohnt hätten. Zwar entdeckte ich zwei komplett unterschiedliche Garderoben, aber da Adsila weder Quaties Sachen gepasst hätten noch umgekehrt, war das nur logisch.
    Nur dass sämtliche Kleidungsstücke – die einer alten Frau und hübsche, jugendliche – noch immer im Schrank hingen. Es gab zwei Schlafzimmer, doch schien nur eines benutzt worden zu sein. Ich entdeckte eine einzelne Kaffeetasse, eine Müslischale, einen Löffel in der Spüle, dafür weder einen Koffer noch einen Rucksack oder eine Reisetasche. Theoretisch könnte Quatie das Gepäckstück mitgenommen haben, aber ich bezweifelte es.
    Ich durchwühlte die Schubladen, den Müll, riss jedes Buch aus dem Regal und schüttelte es aus, drehte jeden Nippes um, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, wohin sie Ian verschleppt hatte, aber es war zwecklos.
    Ich trat auf die Veranda und blinzelte in die untergehende Sonne. Mir blieb nicht viel Zeit. Sie hatte Ian bei Tag entführt, doch töten würde sie ihn bei Nacht. Das wusste ich so sicher, wie ich wusste, dass ich niemals über ihn hinwegkommen würde.
    Aber warum hatte sie ihn gerade jetzt gekidnappt? Wenn sie wusste, dass wir ihr nachspürten, dass wir an einem Strang zogen, um ihr tödliches Regiment zu beenden, warum hatte sie uns nicht beide längst umgebracht, anstatt uns Zeit zu geben, ihre wahre Identität zu entdecken?
    „Urgroßmutter, wo bist du nur, wenn ich dich brauche?“, flüsterte ich.
    Die Wölfin kam nicht. Bei unserer letzten Begegnung hatte sie sich in Luft aufgelöst. War sie für immer gegangen?
    Wie konnte ich sie zurückholen? Ich brauchte Ian, und das aus mehr als nur einem Grund.
    Inständig darauf hoffend, dass die Wölfin sich doch noch zeigen würde, ließ ich den Blick über die Bäume schweifen, als er an den angespitzten Stöcken hängen blieb, die noch immer an den vier Ecken der Hütte aus der Erde ragten. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Selbst, wenn sie mich hörte , könnte sie diesen Ort nicht betreten.
    Ich rannte die Treppe hinunter und in den Wald, wo ich laut ihren Namen rief, doch sie ließ sich noch immer nicht blicken. Ratlos stand ich da, bis ich ganz in der Nähe das Schimmern eines Gewässers bemerkte. Noch während ich zu dem Bach rannte, entledigte ich mich meiner Kleidung. Als ich ihn erreichte, war ich nackt, darum sprang ich ohne zu zögern hinein.
    Die Sonne glitzerte auf dem Wasser. Ich tauchte bis zum Hals ein und rezitierte die einzige Beschwörungsformel, die ich kannte. „Ich bade im Mondschein und spüre die Macht. Ich werde über den Blitz gebieten und den Regen trinken. Der Donner ist mein Lied und auch deins.“
    Mit angehaltenem Atem wartete ich. Nichts geschah.
    Frustriert schlug ich mit den Händen auf die Wasseroberfläche. Die Worte mussten auf Cherokee gesprochen werden, sonst waren sie wirkungslos, aber ich beherrschte die Sprache nicht.
    Vom Zorn übermannt begann ich, jedes Cherokee-Wort zu deklamieren, das mir einfiel.
    „ Nakwisis. A ni sa ho ni. A ni tsi s kwa. A ni wo di .“
    Nichts.
    Schließlich schloss ich die Augen und rief: „ E-li-si !“ Ich wiederholte den Namen siebenmal, und als ich die Augen öffnete, stand die Wölfin am Ufer des Bachs und bewies damit ein weiteres Mal, dass es sich bei dem geisterhaften Boten um meine Urgroßmutter handelte.
    „Das Gebot der Sieben“, murmelte ich. Ich hätte es wissen müssen. Jedes Cherokee-Ritual beinhaltete die magische Zahl Sieben.
    Ich stieg aus dem Wasser und schlüpfte ohne mich abzutrocknen in meine Uniformbluse, mit dem Erfolg, dass ich anschließend bei einem Wet-T-Shirt-Contest hätte antreten können, aber ich kümmerte mich nicht darum.
    Sobald ich angezogen war, folgte ich der Wölfin zurück Richtung Hütte. Sie näherte sich ihr jedoch nicht, sondern blieb an der Baumgrenze stehen. Was verständlich
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