Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
zur Praxis, rauf in den ersten Stock, dann durch jedes einzelne Zimmer.
    Er war weg, und mit ihm die Papiere meiner Urgroßmutter. Wie hatte Adsila das so schnell bewerkstelligt?
    Ich blickte aus dem Fenster und begriff. Wo ich zuvor meinen Pick-up geparkt hatte, klaffte eine Lücke. Ich tastete nach meinem Handy, aber ich hatte es im Keller fallen lassen, darum lief ich zu Ians Telefon – die Leitung war tot.
    „Nettes Detail, Adsila. Oder sollte ich lieber ‚Quatie‘ sagen?“
    Jemand kam die Treppe hochgerannt. Ich legte die Hand an meine Waffe, aber es war nur Claire. Sie beugte sich vornüber, um Atem zu schöpfen. Ich krallte mir ihr eigenes Handy und rief Cal an. „Ich will, dass jeder Einzelne von euch nach meinem Pick-up sucht“, rief ich, noch während er sich meldete.
    „Wurde er gestohlen?“
    „Ja.“
    „Irgendeine Idee von wem?“
    „Eine junge Cherokee-Indianerin – eins achtundsiebzig bis eins achtzig groß, fünfundsechzig Kilo, lange schwarze Haare, braune Augen. Ihr Name ist Adsila. Sie wird mit Ian unterwegs sein.“
    Cal fluchte. „Ich wusste, dass man ihm nicht trauen kann.“
    „Sie hat ihn gekidnappt.“
    „Oh.“
    „Ja. Setzt eure Hintern in Bewegung.“
    Ich klappte Claires Handy zu und steckte es ein. „Ich brauche ein Auto.“
    Widerspruchslos fasste sie in ihre Khakihose und gab mir ihre Schlüssel. „Wer ist Adsila?“
    „Quaties Ururenkelin, zumindest behauptet sie das. Aber ich glaube, dass sie in Wahrheit Quatie ist, die sich mithilfe der übernatürlichen Fähigkeiten der Rabenspötterin verjüngt hat.“
    „Und wie bist du zu diesem Schluss gekommen?“
    „Das Foto. Die Frau neben meiner Urgroßmutter muss Quatie sein. Sie waren damals wie heute die einzigen reinblütigen Cherokee-Frauen in Lake Bluff. Aber ich habe die Person auf dem Bild kennengelernt, und ihr Name ist Adsila.“ Ich hastete dicht gefolgt von Claire zur Treppe. „‚Adsila‘ bedeutet auf Cherokee ‚Blüte‘.“
    „Das macht Sinn“, meinte Claire. „Die Blüte der Jugend. Die Knospe, aus dem die Blume erwächst. Clever.“
    „Ich werde daran denken, es ihr auszurichten, bevor ich sie töte.“
    Claire warf mir einen beunruhigten Blick zu, widersprach jedoch nicht. „Aber wie hat sie sich verjüngt?“
    „Die Legende der Rabenspötterin besagt, dass die Hexe die verbleibende Lebenszeit Sterbender raubt; sie erscheint als Greisin, niedergedrückt von der Bürde der Jahre, die sie gestohlen hat. Bloß dass unsere Rabenspötterin dazu überging, junge Menschen zu töten, die noch viele Jahre vor sich hatten.“
    „Sie wurde jünger, indem sie mehr Lebenszeit stahl.“
    „Das ist meine Theorie.“ Ich dachte an das seltsame Déjà-vu zurück, das ich gehabt hatte, als ich Adsila begegnet war. Ihr Körper hatte mich an Katrines erinnert, kurz darauf war Katrine spurlos verschwunden. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass wir sie irgendwo finden würden, exklusive ihres eiskalten Herzens.
    „Warum hat sie Ian entführt?“, fragte Claire, als wir die Praxis verließen und im Laufschritt zurück zum Rathaus und zu ihrem Wagen hetzten.
    „Wir müssen versehentlich verraten haben, dass wir ihr auf die Schliche gekommen sind, als wir bei Quatie waren, um mit ihr über die Stöcke zu sprechen.“
    „Du warst bei Quatie, um mit ihr über Stöcke zu sprechen?“, staunte Claire. „Was für ein faszinierendes Leben du doch führst.“
    „Verdammt.“ Ich blieb so abrupt stehen, dass Claire gegen mich prallte. Mehrere Passanten warfen mir neugierige Blicke zu, während sie uns auswichen. „Wir hatten Quatie nie in Verdacht, die Rabenspötterin zu sein, weil sie diese vier Stöcke an den Ecken ihres Hauses in den Boden gesteckt hatte und wir bislang davon ausgingen, dass sie dazu dienten, Hexen abzuwehren. Ein Schutzbann“, ergänzte ich auf Claires Stirnrunzeln hin. „Aber vorhin am Telefon sagte Ian, dass die Stöcke in Wirklichkeit dazu da seien, Geister zu vertreiben.“
    „Was wollte Quatie mit ihnen fernhalten?“
    „Die Botenwölfin.“ Ich schnippte mit den Fingern. „Die immer wieder versucht hat, mir zu sagen, dass Quatie die Hexe ist, aber ich habe es einfach nicht geschnallt.“
    „Was wird Quatie mit Ian anstellen?“
    Ich sah ihr in die Augen. „Ich fürchte, sie wird ihn umbringen.“
    Es war nicht einfach, ohne Claire im Schlepptau den Parkplatz zu verlassen. Sie wollte unbedingt mitkommen.
    Ich konnte sie erst abschütteln, indem ich plötzlich rief: „Oh, sieh mal,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher