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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman
Autoren: Alisa Sheckley
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vor, seine Blockhütte zu verkaufen, denn sie stand haargenau auf einer wichtigen übernatürlichen
Grenzlinie. Ihm zufolge lag die Stadt Northside auf einem Schnittpunkt zwischen den Welten, was bedeutete, dass sich eine besonders große Menge uralter Magie in der Erde und den Steinen der Gegend abgelagert hatte.
    Nicht jedermann in Northside glaubte an solche Dinge, ebenso wenig wie jeder in den Hamptons ein Filmstar ist. Doch Northside war einer der wenigen Orte, wo ein über zwei Meter großer Mann mit seltsamen Tätowierungen auf der Stirn Sheriff sein konnte, ohne ständig dumme Bemerkungen abzubekommen. Die Northsiders behandelten diejenigen mit übernatürlichen Kräften ähnlich, wie das die Hamptonites mit ihren Filmstars machten: mit einer gewissen einstudierten Nonchalance.
    Natürlich gab es auch hier Gegenden, wo die Wahrscheinlichkeit größer war, dass man auf Seltsames stieß, als in anderen. So bildete Reds Blockhütte einen Schnittpunkt zwischen dem Old Scolder Mountain und einer Höhle, die unterhalb eines Kornfelds auf der östlichen Seite des Ortes verlief. Wenn eine übernatürliche Seuche die Gegend heimgesucht hätte, wäre Red bestimmt am besten positioniert gewesen, um sich ihr entgegenzustellen.
    Wenn ich also mit ihm zusammenwohnen wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als auch neben Hunter und Magda zu leben.
    »Hier abbiegen?«
    Malachys Frage riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt merkte ich, dass wir die Straße erreicht hatten, die zu unserem Häuschen führte. Ich nickte, und Malachy lenkte seinen alten Jaguar auf den ungeteerten Weg, der dem zu Hunters Behausung nicht unähnlich war. Dort befand sich allerdings am Ende des Weges ein fantastisches, an Gormenghast
erinnerndes Herrenhaus, während wir am Ende unserer Straße lediglich zu einer Blockhütte mit einem kleinen Nebengebäude gelangten. Eigentlich erwartete ich einen sarkastischen Kommentar von Malachy über unser bescheidenes Zuhause, doch er parkte nur schweigend den Wagen und schaltete den Motor ab.
    Ich versuchte mir einzureden, dass es keinen Grund gab, mich zu schämen. Schließlich hatte das Nebengebäude sogar einen handgeschnitzten Toilettensitz, und wir besaßen zudem die Möglichkeit, auch in der Hütte aufs Klo zu gehen, falls es mal einen Schneesturm oder einen Notfall geben sollte.
    Außerdem war die Blockhütte ohnehin nur als Übergang gedacht. Red und ich entwarfen schon seit einiger Zeit ein Haus, den Traum eines jeden Gestaltwandlers. Es sollte sowohl ein ideales Heim für die menschlichen als auch für die wölfischen Bedürfnisse unserer Persönlichkeiten werden. Ich wusste, dass Red jemand war, der seine Versprechen auch in die Tat umsetzte. Im Gegensatz zu meinem früheren Mann gehörte er nicht zu den Typen, die dem anderen erst gern nach dem Mund reden, um dann doch so zu handeln, wie sie das von vornherein geplant hatten.
    Trotzdem ließ es sich nicht leugnen: Ich lebte im Augenblick in einer Hütte ohne Strom und musste mir diese zudem mit allen möglichen Tieren teilen. So wohnten vorübergehend ein halbblinder Rotschwanzfalke, eine Fledermaus mit einem gebrochenen Flügel und ein jugendlicher Waschbär mit einer Essensfixierung unter unserem Dach.
    Malachy zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. »Haben Sie die Aussicht lange genug genossen? Können wir jetzt hineingehen?«

    »Sie müssen mich wirklich nicht bis ins Haus begleiten.« Er räusperte sich. »Ehrlich gesagt, ich wollte eigentlich noch auf Red warten.«
    »Sie wissen doch selbst, Malachy, bei Red kann man nie sicher sein, wann er nach Hause kommt. Fahren Sie lieber wieder zurück. Ich komme ganz gut allein zurecht.«
    »Ich muss aber noch über eine andere Sache mit ihm reden.«
    Malachy ließ sich also nicht abwimmeln. Er öffnete die Fahrertür, stieg aus und strebte bereits auf die Hütte zu. Von der Rückseite sah er wie ein ausgehungerter Rassehund aus. Seine Schultern und seine Brust waren eigentlich dazu angelegt, mehr Fleisch und Muskeln auf den Knochen zu haben. Der dicke irische Zopfpullover und die lose geschnittene Cordhose hingen ziemlich locker an ihm. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was ihn wohl so mager machte.
    »Kommen Sie oder brauchen Sie doch meine Hilfe?« Malachy drehte sich ungeduldig zu mir um. Er wirkte verärgert, aber ich war mir nicht sicher, ob er in Wahrheit nicht nur angehalten hatte, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Ich habe nur Ihren Hintern bewundert«, entgegnete ich und nahm meine
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