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Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)

Titel: Wo gute Ideen herkommen.: Eine kurze Geschichte der Innovation. (German Edition)
Autoren: Steven Johnson
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College der Universität von Kalifornien in Davis, im Herzen des fruchtbaren Central Valley. Seine Forschungen konzentrierten sich zunächst auf Rinder. Er untersuchte den Einfluss der Körpermasse auf die Stoffwechselrate, das heißt, auf die Geschwindigkeit, mit der ein Organismus die ihm zugeführte Energie verbraucht. Für die Viehindustrie waren Kleibers Forschungen von großem Interesse, da sie den Züchtern ermöglichten, sowohl abzuschätzen, wie viel Futter ihr Vieh brauchen würde, als auch wie viel Fleisch sie nach dem Schlachten zum Verkauf haben würden. Kleiber hatte noch nicht lange an diesen Studien gearbeitet, da stieß er auf ein bemerkenswertes Muster in seinen Ergebnissen, eine mathematische Kuriosität, die bald dazu führte, dass auch ganz andere Lebewesen Gegenstand seiner Untersuchungen wurden: Ratten, Tauben, Hunde und sogar Menschen.
    Wissenschaftlern wie Tierliebhabern war schon lange aufgefallen, dass größere Tiere länger leben: Fliegen werden wenige Stunden bis ein paar Tage alt, Elefanten dagegen ein halbes Jahrhundert. Das Herz eines Vogels oder eines kleinen Säugers schlägt um ein Vielfaches schneller als das einer Giraffe oder eines Blauwals. Das Verhältnis zwischen Größe und Puls schien jedoch nicht linear zu sein. Ein Pferd mag fünfhundertmal so groß sein wie ein Kaninchen, aber sein Herz schlägt deshalb nicht fünfhundertmal langsamer. Nach einer beachtlichen Zahl von Messungen entdeckte Kleiber, dass seine Ergebnisse alle derselben mathematischen Gesetzmäßigkeit folgten: Sie verhielten sich umgekehrt proportional zur vierten Wurzel, das heißt, würde man das Verhältnis von Masse zu Stoffwechsel auf einer logarithmischen Skala grafisch darstellen,ergäbe sich eine schnurgerade Linie, von Ratten über Tauben bis hin zu Rindern und Flusspferden.
    Solch elegante Gleichungen zu entdecken, war bisher eher den Physikern vorbehalten gewesen. In der vergleichsweise chaotischen Welt der Biologie war so etwas eine echte Seltenheit, doch je mehr Spezies Kleiber und seine Kollegen untersuchten, desto deutlicher trat die Formel zutage: Die Stoffwechselrate verhält sich umgekehrt proportional zur vierten Wurzel aus der Körpermasse. Was hier recht kompliziert klingt, ist im Grunde genommen ganz einfach: Ziehen wir die Quadratwurzel aus 1.000, erhalten wir (in etwa) 31. Die Quadratwurzel aus 31 ist (wiederum in etwa) 5,5. Das bedeutet, dass eine Kuh, die ungefähr eintausendmal so schwer ist wie ein Murmeltier, im Schnitt 5,5-mal so lange lebt und ihr Herz 5,5-mal langsamer schlägt als das eines Murmeltiers. Wie der amerikanische Wissenschaftsjournalist George Johnson es einmal ausdrückte, lässt sich Kleibers Gesetz auch so deuten, dass die Anzahl der Herzschläge pro Lebensspanne von Spezies zu Spezies in etwa gleich ist. Größere Tiere lassen sich lediglich länger Zeit, sie aufzubrauchen.
    In den folgenden Jahrzehnten konnte Kleibers Gesetz bis hinunter auf die Ebene von Bakterien und einzelner Zellen verifiziert werden. Selbst das Wachstum von Pflanzen, so fand man heraus, unterliegt derselben Gesetzmäßigkeit. Wo auch immer Leben auftauchte und ein Organismus vor der Frage stand, wie er die ihm zur Verfügung stehende Energie aufteilen und verbrauchen sollte, kam Kleibers Gesetz zum Tragen.
    Vor einigen Jahren beschloss der theoretische Physiker Geoffrey West, herauszufinden, ob sich Kleibers Gesetz auch auf die größten aller »Lebewesen« anwenden lässt: auf Städte. Verlangsamt sich auch der »Stoffwechsel« dieser Superorganismen, je größer sie werden? Gibt es auch bei Großstädten ein zugrunde liegendesWachstums- und Ausbreitungsmuster? Vom berühmten Santa Fe Institute aus, dessen Vorsitzender er bis 2009 war, stellte West ein internationales Team von Wissenschaftlern und Beratern zusammen, die Daten von Dutzenden über die ganze Welt verteilter Städte erhoben, angefangen von der Verbrechensrate über den Stromverbrauch bis hin zu angemeldeten Patenten und den Benzin-Verkaufszahlen.
    Als die Zahlen schließlich ausgewertet wurden, stellten West und sein Team mit Freuden fest, dass auch hier Kleibers Gesetz zutraf. Die Zahl der Tankstellen, die Menge des verkauften Benzins, die Länge des Straßennetzes und die Kilometer verlegter Kabel, all diese Zahlen folgten demselben Gesetz, nach dem auch in einem biologischen Organismus Energie verteilt und aufgebraucht wird. Vom Energiestandpunkt aus betrachtet, lässt sich die oben erwähnte schnurgerade Linie also
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