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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht
Autoren: Christiane Heggan
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sich mit einer Kugel im Bauch stirbt.”
    Sie kletterte zu Denise. Vielleicht würde es ihnen gemeinsam gelingen, eine Art Fluchtplan auszuhecken.
    Der Kofferraumdeckel klappte zu. Der Verschluss rastete ein. Es wurde dunkel.
    “Der Wagen bewegt sich nicht.”
    “Sie beraten wahrscheinlich, wo sie uns hinbringen sollen.” Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie, wie Denise den Rand des Kofferraumdeckels abtastete. “Was machst du?”
    “Ich suche den Entriegelungshaken. Irgendwo muss einer zu finden sein. Mittlerweile hat doch jeder Wagen so einen Haken.”
    “Nur neuere Modelle, und der hier ist mindestens zwanzig Jahre alt.”
    “Stimmt.” Denise ließ ihren Arm sinken.
    Im selben Augenblick hörte Grace, wie der Motor ansprang. Der Wagen setzte sich in Bewegung – langsam zunächst, während sie den unasphaltierten Weg entlangfuhren, dann schneller, als sie auf die offene Straße bogen.
    “Wir brauchen dringend einen Plan”, grübelte Grace. “Sonst werden sie uns umbringen.”
    “Und an was denkst du dabei?”
    “Ich weiß es ja auch noch nicht genau. Ich dachte, wenn Josh die Klappe wieder öffnet, könnten wir brüllend und um uns tretend rausspringen.”
    “Wozu soll das gut sein?”
    “Es wird sie überrumpeln.”
    “Und dann?”
    “Dann stürzen wir uns beide auf Josh, weil er derjenige ist, den wir kaltstellen müssen. Er ist brutal, er ist skrupellos, und er ist bewaffnet.”
    “Du darfst George nicht außer Acht lassen. Er wird nicht tatenlos zusehen, wie wir seinen Komplizen überwältigen.
Falls
es uns überhaupt gelänge, Josh zu überwältigen, was eher unwahrscheinlich ist.”
    Grace wandte den Kopf, um ihre Freundin anzuschauen. “Willst du etwa aufgeben, Denise? Das hätte ich nicht von dir gedacht.”
    “Wer sagt denn was von aufgeben?” Denise machte ein paar Verrenkungen, um an ihren Hosenaufschlag zu langen. “Weißt du, Joshs Plan, uns umzubringen, kann uns herzlich egal sein, denn …”
    Ihre Hand schnellte hoch, und sie präsentierte einen Revolver. “… ich werde ihn zuerst umbringen.”

40. KAPITEL
    “D u hast eine Waffe? Wo hattest du sie versteckt? Wieso hat George sie nicht entdeckt?”
    “Er hat nach einem Telefon gesucht – nicht nach einem Revolver. Er hat nur meine Taschen durchsucht und hatte viel zu große Angst davor, mich weiter zu betatschen.” Sie kicherte zufrieden. “Hast du sein Gesicht gesehen? Er hat tatsächlich geglaubt, ich beiße ihm die Nase ab.”
    “Hab ich auch. Du sahst da draußen richtig tollwütig aus.”
    “Ich kann sehr überzeugend wirken, wenn ich will.”
    Trotz ihrer Anspannung musste Grace schmunzeln: “Das ist ein echt starkes Stück. Der Polizeichef hält uns vor, zu dumm zu sein, und ihm selbst kommt es nicht einmal in den Sinn, dich nach einer Waffe abzusuchen.” Sie stützte sich auf einen Ellbogen. “Aber eins musst du mir verraten. Warum hast du die Waffe nicht früher gezückt?”
    “Das habe ich kurz überlegt, aber der richtige Moment war noch nicht gekommen, also entschloss ich mich, die Trumpfkarte für später aufzuheben.”
    Grace drückte Denise einen Kuss auf die Wange. “Denise, du bist fantastisch.”
    “Danke. Soll ich jetzt das Schloss aufballern?”
    “Nein! Wir fahren mit viel zu hoher Geschwindigkeit. Wir warten, bis sie den Kofferraum öffnen.”
    “Und dann knall ich sie ab.” Sie klang tatsächlich so, als freue sie sich regelrecht auf den Showdown.
    “Lass uns nichts Unüberlegtes tun, Denise. Vergiss nicht, wir sind im Kofferraum eingesperrt – wir haben nur eine einzige Chance.”
    “Du glaubst, ich sei dazu nicht fähig, nicht wahr?” Denise' Stimme klang vorwurfsvoll.
    “Hast du mir denn nicht selbst erzählt, dass du danebenschießen würdest, selbst wenn du dein eigenes Leben verteidigen müsstest?”
    “Sie werden doch direkt vor uns stehen. Wieso sollte ich da das Ziel verfehlen?”
    Grace blickte auf die Waffe in Denise' Hand. “Ist das eine Kaliber zweiundzwanzig? Denn wenn sie es ist, hat sie keine große Durchschlagkraft.”
    Denise schmunzelte. “Ich weiß vielleicht nicht, wie man schießt, aber ansonsten kenne ich mich mit Revolvern ganz gut aus. Ich würde mich nie auf eine Zweiundzwanziger verlassen, wenn es darum geht, mein Leben zu verteidigen.” Sie hielt die Waffe hoch und drehte sie um. “Das Baby hier ist eine Grizzly, eine der wirkungsvollsten Handfeuerwaffen, die je gebaut wurden. Geladen ist sie mit 357er Magnum-Patronen. Es
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