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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller
Autoren: PeP eBooks
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Wusstest du, dass die Chumash ihre Toten in Urnen beigesetzt haben, in sitzender Position, zusammengekrümmt?«
    »Auch nicht schräger, als das Blut abzusaugen und es durch Fixiermittel zu ersetzen, ihnen Make-up in ihre armen toten Gesichter zu schmieren, sie in irgendwelchen schicken Klamotten in einen Sarg zu legen und sie dann, von Beton umgeben, zu begraben.«
    »Himmel!«, sagte Jacki und legte eine Hand auf ihren Bauch. »Du hast viel zu gründlich über die ganze Sache nachgedacht. Hör zu, zurück zu dem, worauf ich hinauswill. Leighs Ehemann wird in den Nachrichten schon als der nächste Hockney gefeiert.«
    »Das bezweifle ich doch sehr. Hockney ist der Künstler, der die Swimmingpools gemalt hat. Meinst du vielleicht Michael Graves?«
    »Genau den. Ich schwöre«, Jacki bückte sich und rieb ihren Fuß, »sämtliches Blut sammelt sich da unten.« Sie klopfte auf ihren Bauch. »Ich kann nicht mehr richtig denken.«
    »Konntest du das je?«
    »Aber lass dir gesagt sein, das Universum hat sich verschworen, und selbst du solltest aufmerksam sein, wenn das passiert. In deinen Buddha-Studien muss doch auch etwas darüber stehen, dass das Universum einem zuweilen etwas sagt und man dann auch hinhören sollte.« Jacki, die einer Quäker-Kirche angehörte, betrachtete Kats Interesse am Buddhismus als anomale Phase.
    »Das Kapitel hatte ich wohl noch nicht.«
    »Wie auch immer, letzten Freitag war ich auf dem Friedhof. Du weißt, dass es sechs Jahre her ist, seit er gestorben ist?« Sie
wischte eine plötzliche Träne so leicht weg, wie jemand eine Fliege verscheucht.
    »O Jacki, war das wirklich so eine gute Idee?«
    »Es macht mich nicht traurig. Es macht mich froh, ihn und die Familie zu besuchen. Du gehst nie hin, oder?«
    Kat ging gelegentlich auf den Friedhof, nie jedoch mit ihrer Schwester zusammen. Sie hatte diesen schrecklichen Jahrestag auch diesmal begangen, zu Hause, wo sie in ein Kissen heulen konnte und wo nur die Vögel draußen vor dem Fenster sie beobachteten. Der Tod machte sie wütend. Sie würde nie ihren Frieden damit schließen, niemals.
    »Wie auch immer. Es hat sich herausgestellt, dass ich nicht die Einzige war.«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun, ich nehme gerade einen Strauß Chrysanthemen vom Rücksitz, und wen sehe ich da durchs Autofenster?«
    »Leigh. Du hast Leigh gesehen.«
    »Ja.« Jacki lehnte sich zurück und lächelte, als brächte sie ihr ein wunderbares Geschenk dar. »Ich bin ausgestiegen, so schnell ich konnte, doch sie hatte sich schon aus dem Staub gemacht. Ich brauche im Augenblick ziemlich lange, um aus einem Auto auszusteigen, weißt du. Na, egal, ich fand, sie sah schrecklich aus, abgespannt, die Augen ganz geschwollen. Ich weiß, dass sie mich gesehen hat, aber sie ist sofort gegangen. Als ich zu Tommys Grab kam, fand ich dort ein unglaublich schönes Bukett aus Iris. Sie muss es dort abgelegt haben. Er mochte Iris, weißt du noch?«
    Der Strauß Iris in seiner Küche war vollkommen verwelkt gewesen, als Kat und Jacki seine Wohnung geräumt hatten. »Natürlich.«
    »Ihr beide wart euch sehr nah. Du solltest sie anrufen«, sagte Jacki.

    »Oh, wie du das sagst, klingt es unwiderstehlich, den Kontakt mit einer abgespannten, weinenden ehemaligen Freundin wieder aufzunehmen, die … Tommy wäre nicht gestorben, wenn …«
    »Du bist zu hart.«
    »Sie ist Vergangenheit. Und geht dich im Übrigen auch nichts an. Ich habe Leigh seit seiner Beerdigung nicht mehr gesehen.« Doch das Bild von Leigh, wie sie an Tommys Grab stand, stieg wie ein Geist vor ihr auf, seltsam, ungebeten und bezwingend, ein verschwommenes Bild, hinter einem Schleier von Tränen.
    »Genau.« Jacki aß ihre letzte Garnele. »Ich habe sie also auf dem Friedhof gesehen, und dann habe ich diesen Artikel gelesen, und dann habe ich über euch drei nachgedacht, wie einmalig ihr wart. Ich war immer eifersüchtig darauf, dass du und Leigh euch so nah standet, und ich glaube nicht, dass du je wieder richtig glücklich warst, seit Tommy gestorben ist und du und Leigh eure Freundschaft beendet habt.«
    Kat verdrehte die Augen und winkte dem Kellner. »Eine Margarita, bitte, ohne Salz«, sagte sie. »Ich hab’s verstanden, Jacki. Ich bin eine unsoziale Spinnerin. Können wir jetzt über etwas anderes reden?«
    »Oh, komm mal wieder runter. Ich werde dir nicht zu deinem unglaublichen beruflichen Erfolg gratulieren, zu deiner Fähigkeit, unabhängig, stark und witzig zu sein und …«, Jacki strich über den Rand
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