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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen
Autoren: Cornelius Grupen
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„Hier gibt es doch gar keine Elefanten“, antwortet der Mann: „Na, also, da sehen Sie mal.“
    Konstruktivismus
    Weil wir die Wirklichkeit laut Paul Watzlawick nicht unabhängig von uns vorfinden, sondern sozusagen selbst konstruieren, ist sein wahrnehmungsphilosophischer Ansatz als Konstruktivismus bekannt geworden. Watzlawick selbst war mit dem Begriff „Konstruktivismus“ wegen seines unschönen Klanges und seiner Mehrdeutigkeit – auch eine Kunstrichtung in der Sowjetunion der 20er-Jahre wird als Konstruktivismus bezeichnet – allerdings alles andere als glücklich. Stattdessen schlug er für seine Arbeit die Bezeichnung „Wirklichkeitsforschung“ vor
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Die Wirklichkeit wird konstruiert
    Als weiteres Beispiel nennt Watzlawick das Phänomen der „selektiven Wahrnehmung“. Einmal auf eine vermeintliche Verschwörung oder eine magische Zahl aufmerksam geworden, sehen wir sie überall. Wir passen die Welt unserer Wahrnehmung an, nicht umgekehrt. Mit der von René Descartes (1596–1650) in seinen „Meditationen“ formulierten Befürchtung, böswillige Dämonen könnten uns die Wirklichkeit nur vorgaukeln, hat Watzlawicks Theorie nichts zu tun. Nicht andere, sondern wir selbst sind die Gaukler. Die uns umgebende Welt ist laut Watzlawick weder eine fremdverursachte Scheinwelt noch eine objektive Realität, sondern unser eigenes Konstrukt. Wir konstruieren, so Watzlawick, auf der Basis von Erfahrung, Beobachtung und Kommunikation eine geordnete Welt, um uns darin zurechtzufinden. Die “Wahrheit”, wenn es sie gebe, sei uns nicht zugänglich; selbst die Naturgesetze seien Teil unserer Konstruktion, mit der wir uns vor ständiger Verwirrung schützten. Unser Weltbild sei dabei allerdings nur eines von vielen möglichen. Um mit dem Konstruktivisten Ernst von Glasersfeld (*1917) zu sprechen: Der Schlüssel, den wir zur Wahrnehmung der Wirklichkeit haben, passt, wir wissen nur nicht, ob er der richtige ist und wie das Schloss beschaffen ist.

El Lissitzky, „Teil der Schaumaschinerie“ (1923), Farblithografie, Städtische Kunstsammlungen, Darmstadt. Neben der Philosophie kennt auch die Kunstgeschichte den Begriff des Konstruktivismus. In der Kunst versteht man darunter das Schaffen einer Gruppe von Künstlern, die sich dem Gebot strikter Gegenstandslosigkeit unterwerfen. Neben dem Ungarn Lázló Moholy-Nagy (1895–1946) zählen die russischen Künstler Kasimir Malewitsch (1878–1935) und El Lissitzky (1890–1941) zu den bekanntesten Vertretern dieser Bewegung
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    (c) Interfoto, München

Philosophischer Dadaismus: Anything Goes
Paul Feyerabend (1924–1994)
    Aufmerksam verfolgen wir die Wettervorhersage im Fernsehen und freuen uns, wenn für den nächsten Tag kein Regen vorhergesagt wird. Sollte es aber dann tags darauf doch in Strömen gießen, sind wir enttäuscht von den Meteorologen und stellen ihre wissenschaftlichen Methoden in Frage. Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend geht einen Schritt weiter. Seiner Ansicht nach wird die Wissenschaft als einzig objektiver Zugang zur Welt überschätzt. Die Welt sei uns ihrem Wesen nach fremd. Daher könne auch die bestmögliche Methode zu ihrer Untersuchung nicht im Voraus bekannt sein. Ein starres Methodengerüst, wie es Feyerabends Lehrmeister Karl Popper (1902–1994) entwickelt hatte, könne den Fortschritt der Wissenschaft sogar beeinträchtigen. Laut Feyerabend sind entscheidende Veränderungen in der Wissenschaft in der Vergangenheit immer mit einer Veränderung der Methoden einhergegangen. Als Beispiel nennt er die Abkehr von den menschlichen Sinnen zugunsten technischer Hilfsmittel wie Teleskop oder Mikroskop. Feyerabend bekämpfte den absoluten Wahrheitsanspruch der Wissenschaft mit bewussten Provokationen: Regentänze seien genauso gut wie Wettervorhersagen und Wahlprognosen nicht besser als Astrologie.
Wider den Methodenzwang
    Feyerabend sah Wissenschaft nur als eine von vielen Erkenntnisarten; auch Kunst und Religion vertiefen in seinen Augen unser Weltverständnis. Ferner sei die Wissenschaft anderen Zugängen zur Welt keineswegs zwingend überlegen.
    In seinem wissenschaftstheoretischen Hauptwerk “Against Method” (1974, dt. „Wider den Methodenzwang“) spricht Feyerabend sich ausdrücklich für kontrollierte Beliebigkeit aus; seine Devise lautet “Anything Goes” (dt. „Alles ist möglich“). Indem er sein philosophisches Motto einem Musical des Jazz-Komponisten Cole Porter (1891–1964) entlehnt, bekundet er
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