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Wir Kinder Aus Bullerbü

Wir Kinder Aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder Aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
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Schließlich nahm Mama mir das Handtuch ab. Und da waren wir in einem Zimmer, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Wenigstens glaubte ich, ich hätte es noch nie gesehen. Aber als ich aus dem Fenster guckte, sah ich ganz nah den Giebel des Nordhofes und am Fenster standen Britta und Inga und winkten mir zu. Da begriff ich, dass ich in Großmutters altem Zimmer war und dass Papa nur so lange mit mir herumgegangen war, um mich zu verwirren. Großmutter hat bei uns gewohnt, als ich klein war. Aber vor einigen Jahren ist sie zu Tante Astrid gezogen. Später hatte Mama ihren Webstuhl in diesem Zimmer stehen, mitten zwischen großen Flickenhaufen, aus denen sie unsere Teppiche webte. Aber jetzt gab es keinen Webstuhl oder Flickenhaufen mehr. Es war jetzt ein so feines Zimmer, dass ich dachte, ein Zauberer müsse das alles gemacht haben. Mama sagte, es sei wirklich ein Zauberer gewesen, und dieser Zauberer sei Papa. Er habe ein Zimmer für mich gezaubert, das mir ganz allein gehören solle, und das sei mein Geburtstags geschenk.
    Ich freute mich so sehr, dass ich laut aufschrie. Ich fand, dies war das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen hatte. Papa sagte, Mama habe ihm beim Zaubern geholfen. Papa hatte die Tapeten gezaubert, oh, so süße Tapeten mit vielen winzig kleinen Blumensträußen, und Mama hatte die Vorhänge vor dem Fenster gezaubert. Papa hatte abends drüben in der Werkstatt für mich eine Kommode, einen runden Tisch, ein Regal und drei Stühle gezaubert und alles weiß gestrichen. Mama hatte die Flickenteppiche gezaubert, die auf dem Fußboden lagen und rote, gelbe, grüne und schwarze Streifen hatten. Ich habe selber gesehen, wie sie sie im Winter webte, aber ich konnte ja nicht wissen, dass sie für mich sein sollten. Ich hatte auch gesehen, dass Papa die Möbel tischlerte, aber Papa macht im Winter immer Möbel für Leute, die selber nicht tischlern können. Ich hatte also nicht einen Augenblick gedacht, dass sie für mich wären.
    Lasse und Bosse schleppten sofort mein Bett quer über den Dachboden in mein neues Zimmer, und Lasse sagte: »Aber wir kommen auf jeden Fall abends zu dir, um dir Spukgeschichten zu erzählen.«

    Das Erste, was ich tat, war, dass ich in Lasses und Bosses Zimmer hinüberlief und meine Puppen holte. Ich habe vier kleine Puppen und drei große. Denn ich habe alle Puppen gut aufgehoben, die ich bekommen habe, seit ich klein war. Für die kleinen Puppen baute ich eine Puppenstube in einem Fach des Regals. Zuerst legte ich ein Stück roten Stoff als Teppich hinein, dann stellte ich all meine kleinen, hübschen Puppenmöbel, die ich von Großmutter

    zu Weihnachten bekommen habe, hinein und auch die kleinen Puppenbetten und die Puppen selbst. Jetzt hatten sie ihr eigenes Zimmer, genau wie ich, obwohl es gar nicht ihr Geburtstag war. Das große Puppenbett, in dem Bella schläft, stellte ich in eine Ecke dicht neben mein eigenes Bett, und den Puppenwagen mit Hans und Greta stellte ich in eine andere Ecke. Oh, was war es für ein schönes Zimmer -mein Zimmer!
    Dann lief ich in Lasses und Bosses Zimmer und holte all die Schachteln und Sachen, die ich noch bei ihnen in der Kommode hatte, und Bosse sagte:
    »Herrlich! Jetzt hat man doch etwas mehr Platz für seine Vogeleier!«
    Ich habe dreizehn Bücher, die mir gehören. Die habe ich auch in das Regal gestellt und dazu alle meine Schachteln mit Oblaten. Ich habe eine Menge Oblaten. Wir tauschen sie in der Schule. Aber ich habe zwanzig Oblaten, die ich um nichts in der Welt tauschen würde. Die schönste ist ein großer Engel mit einem rosa Kleid und weißen Flügeln.
    Ich hatte für alles Platz im Regal.
    Es war also wirklich ein wunderschöner Tag, als ich mein eigenes Zimmer bekam.

Mehr von meinem Geburtstag
    Aber noch viel mehr Schönes geschah an diesem Tag. Am Nachmittag waren alle Kinder von Bul-lerbü zur Geburtstagsfeier bei mir. Wir sind ja auch nur sechs. Und um den runden Tisch in meinem eigenen Zimmer konnten gerade sechs sitzen. Wir bekamen Himbeersaft und jeder ein Stück von der Torte, auf der »Lisa 7 Jahre« stand, und noch zwei andere Kuchen, die auch Agda gebacken hatte. Ich bekam Geschenke von Britta und Inga und Ole. Von Britta und Inga bekam ich ein Märchenbuch und von Ole eine Tafel Schokolade. Ole saß neben mir und Lasse und Bosse neckten uns und sagten: »Braut und Bräutigam...!«
    Das sagen sie bloß, weil Ole nicht zu den albernen Jungen gehört, die nie mit Mädchen spielen wollen. Es ist ihm
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