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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition)
Autoren: Alison Littlewood
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er’s war, und spürte jähe Wärme, die vom Bauch ausgehend ihren ganzen Körper erfasste.
    Es war nicht Remick. Wasser strömte von der Gestalt und ließ blondes Haar erkennen, das an einem kantigen Schädel klebte. Dann griffen kräftige Hände nach ihr: Soldatenhände. Es war ihr Mann. Um Petes Arme schlang sich etwas Blaugraues, das ihn wie rankende Wasserpflanzen behinderte. Cass griff danach und spürte nasse Wolle unter ihren Fingern. Sie klebte an ihm, hemmte seine Bewegungen. Cass krallte danach, hätte es fast aus den Fingern verloren, hatte es dann sicher. Als sie dran zu zerren begann, merkte, sie, dass sie dadurch näher ans Wasser heranrutschte.
    Petes Hand kam hoch, wedelte vor ihrem Gesicht hin und her und bekam die Eiskante zu fassen. Cass rutschte auf ihn zu, aber sie zog trotzdem weiter und widerstand dem Drang, sich von seinem Gewicht mit in die Tiefe ziehen zu lassen, ganz tief hinunter, wo sie sich an nichts mehr würde erinnern, nicht mehr würde denken müssen.
    Dann bekam Pete erst ein Knie, dann das Bein aufs Eis und kletterte am ganzen Leib zitternd aus dem Wasser.
    Cass sah nach unten. Sie hielt Remicks Schal in der Hand. Ihre Finger umklammerten ihn krampfhaft. Sie hörte Ben aufschreien, drehte sich um und sah Sally über ihren Sohn gebeugt stehen, den sie festhielt, während sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Mit der anderen Hand hielt sie Jessica fest. Damon stand daneben und sah zu.
    Sie richtete sich auf und warf den Schal wieder ins Wasser. Er schwamm auf der Oberfläche, bis er sich dunkel vollgesogen hatte, bevor er versank.
    Cass ging mit großen Schritten auf Sally zu. Als sie näher kam, sah sie, dass die Frau leichenblass und ihr Blick vor Schock merkwürdig unruhig war, aber sie machte nicht halt, bevor ihre Hand auf ihrem Sohn lag. »Lass ihn los«, befahl sie. »Lass sie beide los.«
    Sallys Lippen zuckten; ihr Blick wanderte zu Cass’ Füßen und wieder nach oben.
    Cass legte ihre Rechte auf die Hand, mit der Sally Ben festhielt. »Lass ihn los, hab ich gesagt.«
    Sally verzog den Mund zu einem verächtlichen Lächeln. »Du warst niemals würdig«, sagte sie. »Ich hab ihm gesagt, dass du niemals würdig warst.«
    Cass kniff die Augen zusammen. »Er hat mich dir vorgezogen, du Schlampe.« Das sagte sie halblaut, gefährlich leise. »Und jetzt nimm die Hände von meinem Sohn, bevor ich dich dazu zwinge.«
    Sally lächelte immer noch, als sie Ben wieder an sich zog. Als Cass hörte, dass ihrem Kind der Atem stockte, ließ sie es los und legte Sally beide Hände um den Hals. Sie spürte Knorpel unter den Händen und drückte fest zu, bis Sally sich keuchend und nach Luft ringend losriss. Trotzdem hielt sie Ben weiter fest.
    Als Jessica sich von ihr frei machte, trat Damon auf sie zu.
    Sally beugte sich tief über Ben, schirmte ihn mit einer Schulter ab, als Cass sie wieder zu fassen bekam: eine liebende Familie in enger Umarmung. Ben stieß einen erstickten Schrei aus, und Sally murmelte: »Er gehört mir.«
    Cass ließ Sallys Ärmel los, packte sie stattdessen an den Haaren und riss ihren Kopf herum. Sie sammelte sich kurz, dann brachte sie einen Kopfstoß an und spürte, wie Sallys Nase gegen ihre Stirn krachte. Schmerzen schossen durch ihr Gehirn, migränegrell, und sie rutschte aus und wäre beinahe gestürzt. Als sie ihr Haar zurückstrich, um wieder sehen zu können, stellte sie fest, dass sie noch stand, während Ben, der jetzt frei war, sich an sie klammerte.
    Sally war zu Boden gegangen; ihre blutende Nase und das Blut auf ihren Lippen leuchteten vor dem Schnee. Sie wollte sich aufrappeln, sah Cass’ Gesichtsausdruck und ließ sich wieder zurücksinken.
    Cass wandte sich Damon zu. Der Blick des Jungen war unergründlich. Er ignorierte jetzt Jessica, trat statt dessen hinter Ben, griff in seine Jackentasche und brachte ein Springmesser zum Vorschein. Die Klinge schoss mit einem metallischen Klicken heraus, das über den Hügel zu hallen schien.
    Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und sah Pete neben sich stehen: vornübergebeugt und schwer atmend. Dann richtete er sich auf. »Willst du damit gegen einen durchtrainierten Soldaten antreten, Kleiner?« Seine Stimme klang amüsiert, aber sein Blick war stahlhart.
    Sie warteten. Ein Windstoß seufzte übers Eis.
    Pete ließ ein leises Schnauben hören und achtete nicht mehr auf Damon. Er hielt sich eine Hand über die Augen, weil die Sonne blendete, und sah auf seine Armbanduhr. »Komm, mein Junge«, sagte er.
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