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Winterherzen

Winterherzen

Titel: Winterherzen
Autoren: Howard Linda
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sollte. Was konnte sie schon sagen?
    „Ich wache nachts immer noch auf und greife nach ihr“, murmelte er rau. „Dieses Nachthemd hat sie getragen, als ich zum letzten Mal mit ihr geschlafen habe. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie nicht mehr da ist. Es ist ein hohler Schmerz, der nicht weggeht, egal, wie viele Frauen ich mir nehme.“
    Sarah rang nach Atem. Ihre meergrünen Augen nahmen einen verschlossenen Ausdruck an.
    Er blickte auf, mit bitterer Miene. „Schockiert dich das, Sarah? Dass ich andere Frauen habe? Ich war Diane acht Jahre lang treu, habe nicht einmal eine andere geküsst, obwohl ich manchmal, wenn ich auf Geschäftsreise war, die ganze Nacht wach gelegen und mich so sehr nach einer Frau gesehnt habe, dass es schmerzte. Aber keine andere hätte es getan. Es musste Diane sein. Also habe ich gewartet, bis ich nach Hause kam, und dann haben wir die ganze Nacht nicht geschlafen.“ 
     Sarahs Kehle war wie zugeschnürt. Sie wich zurück. Sie wollte das nicht hören. Sie hatte stets versucht, ihn sich nicht im Bett mit Diane vorzustellen, ihre Freundin nicht zu beneiden, ihre Freundschaft nicht durch Eifersucht aufs Spiel zu setzen. Zu Dianes Lebzeiten war es ihr gelungen, doch nun riefen Romes Worte ungewollte Vorstellungen in ihr wach. Sie wandte sich von ihm ab.
    Das Bett quietschte, als er aufstand. Plötzlich ergriff er sie hart an den Armen und wirbelte sie zu sich herum. Sein Gesicht war weiß und zornerfüllt. „Was ist los, heilige Sarah? Bist du derart in deinem mentalen Kloster vergraben, dass du es nicht ertragen kannst, von normalen Menschen zu hören, die sündigen Sex genießen?“
    Sarah stand wie erstarrt, verblüfft über seinen Zorn. Undeutlich wurde ihr bewusst, dass er nicht ihr zürnte, sondern dem Schicksal, das ihm seine Frau genommen hatte. Doch Rome in Wut war ein furchterregender Mann.
    Er schüttelte sie, so als wollte er sie dafür bestrafen, dass sie lebte, während Diane tot war. „Ich kann immer noch nicht mit einer anderen Frau schlafen“, stieß er mit gequälter Stimme hervor. „Ich spreche nicht von Sex. Ich habe mir schon zwei Monate nach Dianes Tod eine andere Frau genommen und mich gleich danach dafür gehasst und schuldig gefühlt. Ich hatte das Gefühl, Diane untreu zu sein. Ich habe es nicht mal besonders genossen, aber es in der nächsten Nacht wieder getan, um mich wieder schuldig zu fühlen. Ich wollte mich selbst dafür bestrafen, dass ich lebe und sie tot ist. Seitdem hat es viele Frauen gegeben. Jedes Mal, wenn ich Sex brauche, ist eine willige Frau da. Aber wenn es vorbei ist, muss ich gehen. In meinem Kopf bin ich immer noch Dianes Ehemann, und ich kann mit keiner anderen als ihr schlafen.“
    Sarah fühlte sich wie erstickt durch seinen harten Griff, seinen heißen Atem auf ihrer Wange und sein zorniges Gesicht so nahe an ihrem. Sie riss sich von ihm los, ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte nichts von seinen Intimitäten mit anderen Frauen hören. Sie fixierte ihn mit einem verzweifelten Blick, aber er bemerkte es nicht.
    Mit einem Stöhnen sank er auf die Knie und vergrub mit bebenden Schultern das Gesicht in den Händen. Sie ging neben ihm auf den Boden und schlang die Arme um ihn, wie sie es sich schon so oft ersehnt hatte. Augenblicklich presste er sie an sich. Er barg das Gesicht an ihren weichen Brüsten und schluchzte. Sarah hielt ihn fest umschlungen, streichelte sein Haar und ließ ihn weinen. Viel zu lange hatte er seinen Kummer in sich aufgestaut. Ihr Gesicht war feucht, doch sie spürte die heißen Tränen nicht, die ihr die Sicht verschleierten. Sie wiegte ihn sanft, ohne Worte. Nur ihre Nähe vertrieb seine bittere Einsamkeit.
    Allmählich beruhigte er sich und ließ die Hände an ihrem Rücken hinaufwandern. Sie spürte die warme Luft auf ihren Brüsten, als er tief durchatmete. Die Knospen verhärteten sich, eine unwillkürliche Reaktion, und sie vergrub automatisch die Finger in seinem Haar.
    Er hob den Kopf. Mit feuchten Augen blickte er sie an, wischte ihr zärtlich die Tränen von den Wangen. „Sarah“, flüsterte er seufzend und berührte ihre Lippen mit seinen.
    Sie erstarrte, hielt den Atem an. Es war nur ein schlichter Kuss der Dankbarkeit, doch ihr schwindelte vor Glück. Sie sank an seinen Körper, und er stützte sie augenblicklich und drückte sie an sich.
    Erneut hob er den Kopf und betrachtete sie. Er war zu sehr Mann, um ihre Reaktion nicht richtig zu verstehen. Sein Blick glitt zu ihrem vollen,
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